Im Vergleich zur letzten Umfragewelle ist zudem die Sorge vor einer neuen Flüchtlingskrise wie im Jahr 2015 gestiegen, geht aus dem aktuellen Integrationsbarometer hervor.
Der Integrationsbarometer ist eine regelmäßige Befragung des Meinungsforschers Peter Hajek im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds mit 1.000 Befragten. Die Befragung wird seit 2015, meist zwei Mal im Jahr mit Staatsbürgern ab dem 16. Lebensjahr durchgeführt. Die aktuelle Umfragewelle wurde telefonisch und online von 3. bis 31. 8. durchgeführt.
Das persönliche Sicherheitsgefühl ist für eine Mehrheit der Befragten im vergangenen Jahr gleich geblieben. Für 36 Prozent hat es sich verschlechtert, sieben Prozent nehmen dahingegen eine Verbesserung wahr. Im Vergleich zur letzten Umfragewelle im Februar 2021, die unter dem Einfluss der Corona-Pandemie und des Terroranschlags von Wien stand, hat sich das Sicherheitsgefühl im August 2021 wieder etwas verbessert.
Positive Bewertungen im Arbeitsumfeld
Die Bewertung des Zusammenlebens mit verschiedenen Migrantengruppen ist im Vergleich zu früheren Umfragewellen stabil. Es wird weiterhin das Zusammenleben mit Zuwandern positiver bewertet als jenes mit Muslimen oder Flüchtlingen, das Zusammenleben wird aber mit allen drei Gruppen mehrheitlich als (eher) schlecht wahrgenommen. Kritische Bereiche des Zusammenlebens mit Migranten sind der öffentliche Raum, das Wohnviertel und die Schule, mehrheitlich positiv wird das Zusammenleben dahingegen im Arbeitsumfeld und in Geschäften wahr genommen.
Größtes Problem: Einstellung gegenüber Frauen
Die Einstellung gegenüber Frauen wird erstmals als größtes Problem beim Zusammenleben genannt (55 Prozent). Es folgen kulturelle und sprachliche Unterschiede sowie Gewaltbereitschaft und Kriminalität. Zentrale Merkmale einer guten Integration sind aus Sicht der Österreicher Kenntnis und Anerkennung der Gesetze, einer Arbeit nachzugehen, österreichische Werte zu kennen und zu akzeptieren sowie die deutsche Sprache gut sprechen zu können.
Parallelgesellschaften in der Kritik
72 Prozent der Bevölkerung sind der Meinung, es gäbe Parallelgesellschaften in Österreich. Dieser Wert ist im Vergleich mit früheren Umfragewellen stabil. Parallelgesellschaften werden vor allem im öffentlichen Raum und im Wohnviertel wahrgenommen, auch die Schule wird als Problembereich identifiziert.
In Bezug auf die Vorschläge im Bereich Migration und Integration gibt es die stärkste Zustimmung zu einer Ausbildung und Kontrolle islamischer Religionslehrer durch den österreichischen Staat sowie zu integrationsfördernden Inhalten des islamischen Religionsunterrichts.
Schule: Eltern stärker einbeziehen
Im Themenfeld Schule wünschen sich die Österreicher vor allem eine stärkere Einbeziehung der Eltern in die Bildung der Kinder. Auch für eine starke finanzielle Unterstützung von Brennpunktschulen spricht sich eine Mehrheit zumindest "eher" aus.
Etwas zurückhaltender sind die Österreicher in Hinblick auf die Vergabe der Staatsbürgerschaft. 57 Prozent sehen diese als Ergebnis einer gelungenen Integration. Geteilte Meinungen gibt es zum Vorschlag, dass in Österreich geborene Kinder automatisch die Staatsbürgerschaft bekommen, wenn sich zumindest ein Elternteil seit mindestens 5 Jahren legal im Land aufhält: 48 Prozent stimmen dem zu, 44 Prozent lehnen den Vorschlag ab. Ablehnend steht eine Mehrheit dem grundsätzlichen Zulassen von Doppelstaatsbürgerschaften, der Möglichkeit, die Staatsbürgerschaft schon nach 6 Jahren rechtmäßigen Aufenthalts zu vergeben sowie einer Erleichterung des Erwerbs der Staatsbürgerschaft gegenüber.
"Patriarchale Rollenbilder aufbrechen"
"Wir sehen, dass nach der Corona-Krise die Integrations-Themen wieder stark an Bedeutung gewonnen haben. Auffallend ist, dass die Einstellung gegenüber Frauen als größtes Problem beim Zusammenleben mit Zuwandern gesehen wird. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir konsequent diese Problematik angehen, patriarchale Rollenbilder aufbrechen und Frauen im Integrationsbereich stärken - beides sind zentrale Punkte meiner Integrations- und Frauenpolitik", kommentierte Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) die Studienergebnisse.
(Red.)
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