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"Diese Systeme sterben nie aus" – Experte warnt vor dubiosen Geldgeschäften

VOL.AT/Canva/Hartinger
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Der spektakuläre Fall rund um falsches Gold und versprochene Krypto-Auszahlungen sorgt derzeit für Schlagzeilen. Doch laut Experte Franz Valandro steckt dahinter ein altbekanntes Muster, das immer wieder auftaucht – auch in Vorarlberg.
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Beginnt fast immer gleich

"Es beginnt fast immer gleich: Jemand investiert eine Summe, bekommt tatsächlich mehr zurück und schöpft Vertrauen", erklärt Dr. Franz Valandro vom Konsumentenschutz der AK Vorarlberg. Rasch folgt dann der nächste Schritt – noch mehr Geld einzahlen oder weitere Bekannte ins System holen. Doch wenn irgendwann keine neuen Teilnehmer mehr dazukommen, bricht das ganze Konstrukt zusammen.

Dr. Franz Valandro von der AK Vorarlberg wird immer wieder mit Schneeballsystemen konfrontiert. ©VOL.AT/Hartinger

Fälle auch in Vorarlberg

Solche Schneeballsysteme gebe es nicht nur international, sondern auch in Vorarlberg. Oft laufen sie im kleinen Rahmen, im Bekannten- oder Kollegenkreis. "Passiert das im privaten Umfeld, erfahren wir davon in der Regel nichts", so Valandro. Spannend werde es für die Konsumentenschützer, wenn öffentliche Veranstaltungen organisiert werden – etwa in Hotels oder Vereinslokalen. Dann würden sich Betroffene auch direkt bei der AK melden.

Die Maschen selbst sind alt, nur das Etikett ändert sich. "Im Moment lockt man mit Kryptowährungen und riskanten Finanzanlagen. Früher waren es Autos, Reisen oder auch Energydrinks", sagt Valandro. Auch die Corona-Pandemie habe den Betrügern in die Hände gespielt – vieles verlagerte sich ins Internet.

"Die Idee stirbt nie aus"

Egal, ob digital oder analog: Das Prinzip bleibe immer dasselbe. "Anfangs gibt es für manche auch echte Gewinne, doch auf lange Sicht verlieren die meisten", warnt Valandro. Seine Botschaft ist klar: Anleger sollten bei Versprechen von schnellen Renditen und der Aufforderung, neue Teilnehmer zu werben, höchste Vorsicht walten lassen.

Infoblock: Schneeballsysteme erkennen und vermeiden

„Anfangs gibt es für manche auch echte Gewinne, doch auf lange Sicht verlieren die meisten.“

– Dr. Franz Valandro, Konsumentenschutz AK Vorarlberg

Warnsignale („Red Flags“)

  1. Unrealistische Renditen: „Sicher“ und sehr hohe Gewinne in kurzer Zeit (z. B. wöchentlich) werden versprochen.
  2. Fokus auf Anwerbung: Das System lebt primär davon, neue Teilnehmer zu werben – nicht von einem echten, tragfähigen Produkt.
  3. Mangelnde Transparenz: Unklare Firmenstruktur, kein nachvollziehbares Geschäftsmodell, ausweichende Antworten auf Nachfragen.
  4. Auszahlungsprobleme: Anfangs klappt es, später verzögert sich alles („technische Umstellung“, „neue Regeln“, „bald wieder“).
  5. Große Bühnen, viele Versprechen: Hochglanz-Events, emotionale Erfolgsgeschichten, Druckstimmung – aber wenig belastbare Fakten.
  6. Zeitdruck und Verknappung: „Nur heute“, „letzte Chance“, „nur für dich“ – Eile statt sorgfältiger Prüfung.

So schützen Sie sich

  1. Produkt prüfen: Gibt es ein reales Produkt mit eigenständigem Nutzen – auch ohne „Recruiting“?
  2. Warnlisten & Ratgeber checken: Vor einer Einzahlung Informationen der AK/Konsumentenschutz und der FMA heranziehen.
  3. Alles dokumentieren: Verträge, Einladungen, Chats, Überweisungen, Präsentationsfolien sichern.
  4. Unabhängig beraten lassen: Vor Vertragsabschluss mit Konsumentenschutz/Expert:innen sprechen; keine Entscheidungen unter Druck.

Anlaufstellen in Vorarlberg

  • Arbeiterkammer Vorarlberg, Konsumentenschutz – Beratung und Erstinformation.
  • Finanzmarktaufsicht (FMA) – Warnliste zu unerlaubten Angeboten prüfen.
  • Bei Verdacht: Anzeige erstatten (Polizei), Unterlagen mitbringen.

Hinweis: Dieser Infoblock ersetzt keine Rechtsberatung. Bei konkreten Fällen bitte direkt die AK Vorarlberg kontaktieren.

(VOL.AT)

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