Die Tops und Flops der Olympischen Spiele in Paris

Österreichische Athleten glänzten insbesondere im Segelnu und Klettern, während internationale Größen wie Leon Marchand und Simone Biles historische Erfolge feierten.
TOPS
Die Tops der XXXII. Olympischen Sommerspiele in Paris aus österreichischer und internationaler Sicht:
Österreich:
- Österreichs Segelmannschaft vergoldete das rot-weiß-rote Team in Paris gleich doppelt. Lara Vadlau und Lukas Mähr krönten sich vor Marseille zu Olympiasiegern in der 470er-Klasse, das gleiche schaffte einen Tag später Valentin Bontus in der Formula Kite. Für die heimische Segel-Equipe war es wie in Sydney 2000 ein goldener Doppelschlag, mit fünf Goldmedaillen bei Sommerspielen ist man die erfolgreichste Sparte im ÖOC.
- Sie sorgte für die erste Medaille des ÖOC-Teams in Paris. Judoka Michaela Polleres erkämpfte in der Klasse bis 70 kg Bronze - ihr bereits zweites Edelmetall bei Olympischen Spielen. Vor drei Jahren in Tokio hatte die Niederösterreicherin die einzige Silbermedaille für Österreich geholt.
- Österreichs Kletterer hielten dem Druck stand. Schon vor Beginn als große Medaillenhoffnungen identifiziert, lieferte erst Jakob Schubert und danach Jessica Pilz ab - beide im Bouldern&Lead-Bewerb, beide mit Bronze. Schubert war schon 2021 Dritter geworden, Pilz erlebte nach Platz sieben in Tokio eine olympische Stockerl-Premiere.
- Drei Jahre nach der Goldmedaille von Anna Kiesenhofer hätte Österreichs Radsportverband beinahe die nächste Sensation bejubeln dürfen. Der Kärntner Marco Haller schrammte im Straßenrennen nur hauchdünn an einer Medaille vorbei. Der sechste Platz bedeutete dennoch das mit Abstand beste Ergebnis eines Österreichers in einem Männer-Straßenrennen in der langen Olympia-Geschichte.
- Im Pariser Schwimmbecken sorgte Martin Espernberger aus heimischer Sicht für positive Schlagzeilen. Der Oberösterreicher belegte im Finale über 200 m Delfin Rang sechs und verbesserte dabei den zwölf Jahre alten, im Olympia-Finale von London von Dinko Jukic aufgestellten österreichischen Rekord.
International:
- Frankreichs Judo-Star Teddy Riner erfüllte auch in Paris die Erwartungen. Der 35-jährige 2,04-m-Mann schlug vor Heimpublikum nicht nur in der Kategorie über 100 kg zu, sondern holte auch mit der Mixed-Mannschaft Gold - seine fünfte olympische Goldmedaille insgesamt. Damit ist Riner zusammen mit dem ehemaligen Biathleten Martin Fourcade der erfolgreichste französische Olympionike.
- Er ist wohl der Superstar der Olympischen Spiele: Der Franzose Leon Marchand gewann als erst dritter Schwimmer nach den US-Sportgrößen Mark Spitz und Michael Phelps bei einer Ausgabe Olympischer Spiele vier Einzel-Goldmedaillen. Mit außergewöhnlichen Leistungen im Schwimmbecken verzückte er nicht nur tausende Fans in der La Defense Arena, sondern auch die gesamte Grande Nation.
- Summer McIntosh entpuppte sich als weibliches Schwimm-Pendant zu Marchand. Der kanadische Teenie-Star begeisterte mit drei Einzel-Olympiasiegen und einer Silbermedaille - und das im Alter von 17 Jahren. Die zehn Jahre ältere Katie Ledecky heimste in Paris ihre Olympiatriumphe acht und neun sowie je einmal Silber und Bronze ein.
- Stabhochspringer Armand "Mondo" Duplantis stellte seine Dominanz auch in Paris unter Beweis. Der schwedische Überflieger krönte sich mit neuem Weltrekord überlegen zum Olympiasieger. Duplantis übersprang im Stade de France erstmals die Höhe von 6,25 m.
- Nach ihren von psychischen Problemen überschatteten Spielen von Tokio 2021 kehrte Simone Biles triumphal zurück. Mit Gold am Sprung, im Mannschaftsmehrkampf und im Einzelmehrkampf sowie Silber am Boden drückte die US-Amerikanerin den Bewerben ihren Stempel auf.
- Remco Evenepoel schaffte als erster Radprofi bei Olympischen Spielen das Straßen-Double. Dabei ließ sich der Belgier im Straßenrennen auch von einem Reifendefekt kurz vor dem Ziel nicht stoppen. Zuvor hatte er bereits Gold im Zeitfahren gewonnen.
- Der Wildwasserkanal von Vaires-sur-Marne war fest in der Hand der australischen Fox-Schwestern, sie sorgten im Wildwasserkanal mit drei Goldmedaillen für eine eindrucksvolle Familien-Show. Kanu-Star Jessica gewann durchaus erwartbar den Kajak- und Canadier-Bewerb, ihre jüngere Schwester Noemie holte hingegen überraschend den Sieg im Kajak Cross.
- Novak Djokovic setzte auf dem Sand von Roland Garros seiner beispiellosen Tennis-Karriere die Krone auf. Der Serbe gewann nach vier vergeblichen olympischen Anläufen Einzel-Gold und stieg damit in den elitären Golden-Slam-Kreis auf.
- Die Pariser bzw. Franzosen präsentierten sich als großartige Gastgeber - als Organisatoren, als Publikum oder als Teilnehmer. Das befürchtete Transportchaos blieb aus, die Spiele funktionierten reibungslos, die Sicherheit war zu jederzeit gegeben. Die Stimmung war an nahezu allen Wettkampfstätten überragend, die historische Kulisse spektakulär und Frankreichs Sportler erbeuteten eine historische Medaillenbilanz.
- Die kubanische Ringer-Ikone Mijain Lopez Nunez beendete seine herausragende Karriere im Superschwergewicht mit seiner fünften Goldmedaille seit 2008 en suite. Er ist damit der erste Athlet überhaupt, der fünf Mal Gold in fünf Spielen en suite geholt hat.
- Herausragend war Marathon-Olympiasiegerin Sifan Hassan. Die gebürtige Äthiopierin holte für die Niederlande nicht nur Gold am Schlusstag über 42,195 km, sondern hatte davor innerhalb einer Woche auch jeweils Bronze über 5.000 (Montag) und 10.000 m (Freitag) geholt. Sie hält nun bei insgesamt sechs Olympia-Medaillen (3-0-3).
- Abgeliefert hat einmal mehr, wenn auch mehr gefordert als üblich, das US-Basketball-Team der Männer. Gespickt mit NBA-Stars holten die Amerikaner ihr fünftes Olympia-Gold in Folge. Bisher einzigartig: Kevin Durant war zum vierten Mal im Gold-Team - das ist noch keinem Athleten im olympischen Basketball gelungen.
- Die meisten Medaillen in Paris hat Schwimmerin Zhang Yufei geholt. Gleich sechs Mal Edelmetall, allerdings keine davon in Gold, holte die Chinesin (1 x Silber, 5 x Bronze).
FLOPS
Die Flops der XXXII. Olympischen Sommerspiele in Paris aus österreichischer und internationaler Sicht:
Österreich:
- Österreichs Schützen müssen bei Olympia weiter auf die erste Medaille seit 20 Jahren warten. Dabei hatte man mit Alexander Schmirl und Sylvia Steiner zwei durchaus heiße Eisen bzw. Routiniers im Rennen. Beide kamen in ihren Bewerben aber über die Qualifikation nicht hinaus. Positiv aufgezeigt hat freilich die 28-jährige Nadine Ungerank mit Rang fünf im 50 m KK-Dreistellungsmatch mit dem Gewehr der Frauen.
- Fast genau zwei Monate nach ihrem EM-Titel waren die Medaillenhoffnungen bei Speerwerferin Victoria Hudson ebenso groß wie die Enttäuschung nach drei Würfen. Mit 59,69 m fehlten der Niederösterreicherin fast eineinhalb Meter aufs Finale bzw. ihre eigenen Topleistungen. "Es ist wahnsinnig bitter, jetzt muss ich noch einmal vier Jahre warten", sagte die 28-Jährige.
- In Tokio 2021 war Sepp Straka Zehnter geworden, hatte das Stechen um Bronze nur um einen Schlag verpasst. Diesmal nahm Österreichs Paradegolfer und Ryder-Cup-Sieger die Medaillenränge fest ins Visier, doch im Le Golf National lief es nur am ersten Tag gut. Von Rang sechs fiel Straka schließlich noch auf Platz 35 zurück, der 31-Jährige "habe die Chancen einfach nicht genutzt", resümierte er.
- Eine Sensation wie durch Anna Kiesenhofer 2021 in Tokio hatte sich niemand erwartet. Dass Kiesenhofer und ihre Kollegin Christina Schweinberger sowohl im Straßenrennen als auch im Einzelzeitfahren ohne Chance waren, kam dann aber doch enttäuschend.
- In den meisten Teambewerben hat Österreich Aufholbedarf: Das Triathlon-Mixed-Team wurde nach Überrundung aus dem Rennen genommen. Die weit höher gehandelten Springreiter enttäuschten mit Platz 13. Die 4-x100-m-Lagenstaffel im Schwimmen kam über Platz zwölf nicht hinaus. Weit unter ihrem Leistungsniveau blieben Julian Hörl/Alexander Horst als einzige rot-weiß-rote Beach-Volleyball-Vertreter, sie blieben ohne Satzgewinn. Vom Judo-Mixed-Team war gegen Deutschland in Runde eins nicht viel mehr als das 1:4 zu erwarten gewesen, zumal fünf der sechs Aktiven in anderen Gewichtsklassen als ihren üblichen antreten mussten. Das Rad-Duo Maximilian Schmidbauer/Raphael Kokas wurde im Madison mehrmals überrundet.
International:
- Die Idee, Paris' zentrale Wasserader zum Schauplatz von Wettkämpfen zu machen, war schön - aber höchst problematisch. Zahlreiche und kostenintensive Versuche, das Wasser der Seine zu säubern, durften zwar als einigermaßen erfolgreich bezeichnet werden, dennoch gab es Klagen der Athletinnen und Athleten der Triathlon- und Freiwasserbewerbe. Belgiens Triathlon-Mixed-Staffel zog nach Erkrankung einer Athletin, die im Zusammenhang mit dem Wasser stehen könnte, zurück, Trainings mussten abgesagt werden.
- Für Hochsprung-Titelverteidiger Gianmarco Tamberi ist in Paris von Beginn an so ziemlich alles schiefgegangen. Der Italiener verlor bei der Eröffnungsfeier seinen Ehering, der in die Seine fiel. Danach musste er seine Anreise zu den Wettkämpfen wegen eines Nierensteins verschieben. Am Wettkampftag erlitt der Olympiasieger von Tokio eine Nierenkolik. Tamberi trat dennoch an und schied früh aus.
- Kanadas Drohnen-Eklat überschattete den Start des olympischen Frauen-Fußball-Turniers. Das Ausspionieren von Gegner Neuseeland aus der Luft kostete die Titelverteidigerinnen strafweise sechs Punkte. Teamchefin Bev Priestman und zwei weitere Betreuer wurden suspendiert und von der FIFA für ein Jahr gesperrt.
- Das Sportliche beim Frauen-Boxen in Paris ist in der Geschlechter-Debatte weitgehend untergegangen. Alles fokussierte sich auf den Streit, ob die Algerierin Imane Khelif und Lin Yu-ting aus Taiwan überhaupt starten dürfen. Der bei Olympia ausgeschlossenen Box-Weltverband IBA sagte Nein und lieferte eine obskure Pressekonferenz während der Spiele. Das IOC sagte Ja und forderte erneut einen neuen Weltverband. Auch auf Social Media wurde der Disput ausgetragen, zahlreiche Hass-Postings waren die Folge. Die beiden Boxerinnen, aber auch ihre Kontrahentinnen wurden durch die Diskussionen beeinflusst. Am Ende setzten Khelif und Lin einen vorläufigen Schlusspunkt mit dem jeweiligen Gewinn der Goldmedaille.
- Jamaikas einst so dominantes Sprintteam der Frauen ist in Paris komplett auseinandergefallen. Von 2008 bis 2021 haben die Jamaikanerinnen im Einzel über 100 m zehn von zwölf möglichen Medaillen abgeräumt. Im 100-m-Finale von Paris wurde Tia Clayton als einzige Vertreterin ihres Landes Siebente - die Topstars Elaine Thompson-Herah, Shelly-Ann Fraser-Pryce und Shericka Jackson, die in Tokio noch die Plätze eins bis drei belegt hatten, fehlten aus verschiedenen Gründen. Erstmals seit 1988 stand damit keine Jamaikanerin auf dem Podest. Im 200-m-Finale war keine Athletin aus dem Karibikstaat vertreten, das gab es seit 1976 nicht. Die Sprintstaffel wurde Fünfte.
(APA)
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