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Die Straßen von Hohenems und ihre Geschichte (Teil 32)

VOL.AT stellt die Straßen Vorarlbergs in einer großen Serie vor.
VOL.AT stellt die Straßen Vorarlbergs in einer großen Serie vor. ©Emir T. Uysal
VOL.AT stellt die Straßen Vorarlbergs in einer großen Serie vor. Jahnstraße 1909 benannt. Abzweigung von der Graf-Maximilian-Straße. Sackstraße. Privatstraße.
Jahnstraße, Johann-Ellensohn-Straße, Johann-Strauß-Straße

Friedrich Ludwig Jahn 1778-1852

Wohl den meisten Menschen ist Jahn als “Turnvater” bekannt, doch eigentlich studierte er Theologie und Philologie und trieb Sprachforschung. Seine große Bedeutung liegt aber in der Begründung der Turnkunst mit deren Hilfe er in Zeiten der Unterdrückung die physische und moralische Kraft des Volkes stärken wollte. Im Geiste der vier “F” – FRISCH-FROMM-FROH-FREI – entwickelte er das Turnen zu einer den ganzen Menschen erfassenden Einrichtung. 1811 eröffnete er den ersten Turnplatz auf der Hasenheide bei Berlin. Jahn litt darunter, dass seine politischen Ziele nicht zu verwirklichen waren. 1819 wurde er verhaftet und zu einer Festungsstrafe verurteilt.

Johann-Ellensohn-Weg
1984 benannt. Abzweigung vom Bagoltenweg. Sackgasse. Privatweg.

Johann Ellensohn 1760-1822

Die Volkserhebung des Jahres 1809 in Vorarlberg steht – was ihr Ansehen bei den Historikern betrifft – immer im Schatten des Tiroler Aufstandes unter Andreas Hofer. Wir haben in Vorarlberg tatsächlich keine den Bergisel-Schlachten gleichzusetzende Kämpfe vorzuweisen, und dennoch hat es eine vom Volk getragene Erhebung mit mehreren bedeutenden Anführern gegeben: Ellensohn, Müller, Nachbauer und Riedmiller. Der aus Götzis stammende Johann Ellensohn war Wirt des dortigen Gasthauses “zum goldenen Adler”. Übrigens fällt in Vorarlberg wie in Tirol auf, dass in den napoleonischen Befreiungskriegen überdurchschnittlich viele Gastwirte die militärische Führung innehatten. Sie erhielten oft wertvolle Nachrichten von Reisenden über auswärtige Vorgänge und besaßen außerdem das Vertrauen der einheimischen Bevölkerung. Ellensohn hatte sich im Jahr 1796 erstmals hervorgetan. Damals schlug eine Götzner Milizkompanie, die von Hauptmann Johann Baur und Oberleutnant Johann Ellensohn geführt war, die feindlichen Franzosen am Kobel bei Götzis zurück. Aus Dankbarkeit für diesen unerwarteten Sieg errichteten die Götzner im darauffolgenden Jahr die Kobelkapelle. Bei den Kämpfen im Jahr 1805 hat Ellensohn bereits das Kommando über eine Truppe übernommen. Besondere Bedeutung erlangte er aber im Aufstand vor 175 Jahren. Vorarlberg befand sich, ebenso wie Tirol, seit dem Frieden von Preßburg unter bayrischer Herrschaft. Als 1809 in Österreich ein Aufstand losbrach, mussten auch die in Vorarlberg stationierten bayrischen Soldaten Großteils zu Hilfe eilen. Die freiheitsliebenden Vorarlberger benützten diese günstige Gelegenheit und versuchten ebenfalls die Fremdherrschaft abzuschütteln. Die entscheidende Schlacht gegen die im Land verbliebenen Württemberger fand am 29. Mai 1809 in der Gegend des Weilers Klien statt. Oberst Grouvel, der Anführer der Württemberger, wurde mit 1000 Mann von den Freiwilligen um Nachbauer, Ellensohn und Müller geschlagen und zu ungeordneter Flucht veranlasst. Erst an der Leiblach kam die Verfolgung zum Stillstand. Die Freude über den Erfolg währte aber nicht lange. Als die Österreicher bei Deutsch-Wagram der Übermacht Napoleons unterlagen, wirkte sich dies auch auf die hiesigen Freiheitsbestrebungen aus, der Volksaufstand brach hier ebenfalls zusammen. Um die ungeliebte bayrische Besatzung endlich abzuschütteln, gründeten prominente Österreicher Ende 1812 den “Alpenbund”, dessen Leitung Erzherzog Johann übernahm. Wenn Österreich nicht zu gewinnen wäre, sollte ein selbständiger Alpenstaat von der Schweiz bis Tirol, ein “Königreich Rätien”, angestrebt werden. Der Bund arbeitete mit den Freiheitskämpfern zusammen, in erster Linie mit den einstigen Führern des Aufstandes von 1809. In Vorarlberg beteiligten sich Nachbauer und Ellensohn neben manch anderen als Mitverschworene. Metternich bekam Wind von diesem Geheimbund, fürchtete um seine bayernfreundlichen Pläne und zerstörte den Bund unbedenklich mit einem Gewaltstreich. Er verriet die Mitglieder und so wurde Ellensohn am 3. April 1813 zusammen mit mehreren Mitstreitern nach München abgeführt und in Passau interniert. Johann Ellensohn konnte aus der Gefangenschaft heimkehren und starb im Jahr 1822 in Höchst.

Johann-Strauß-Straße
1953 benannt. Verbindung von der Herrenriedstraße zur Brucknerstraße.

Johann Strauß (Vater) 1804-1849 Johann Strauß (Sohn) 1825-1899

In der österreichischen Musikerfamilie gab es zwei Vertreter des Namens Johann: Vater und Sohn. Der ältere Johann lebte von 1804 bis 1849 in Wien und wurde schon früh als Bratschist Mitglied einer Kapelle, wo er auch Josef Lanner kennenlernte. Bei seinen eigenen Kompositionen ging er von dessen Tänzen aus. 1825 gründete er eine eigene vierzehn Mann starke Kapelle, die sich beim Wiener Publikum größter Beliebtheit erfreute, besonders wenn er eigene Kompositionen spielte. Bald verstärkte er sein vorzüglich geschultes Orchester und unternahm auch Konzertreisen. Sein Erfolg war unbestritten, er wurde Kapellmeister des Ersten Wiener Bürgerregimentes, später Hofballdirektor. Sein Walzer verdrängte nach dem Wien er Kongress das Menuett, er wurde hoffähig und verdankte gerade ihm auch den Durchbruch zu einem alle Schichten der Gesellschaft begeisternden Tanz. Johann Strauß-Vater trat in der allgemeinen Beurteilung bald vor der Bedeutung seines Sohnes zurück, doch sein “Radetzkymarsch” ist wohl unsterblich. Johann Strauß-Sohn kam 1825 zur Welt, nach dem Willen des Vaters sollte er kein Musiker werden, wurde jedoch von seiner Mutter unterstützt und erhielt heimlich Violinunterricht. Bereits mit 19 Jahren gründete er eine eigene Kapelle, die in der Gunst des Publikums heftigst mit der des Vaters konkurrierte. Nach dessen Tod vereinigte er beide Kapellen, hob noch ihre Leistungen und machte als Walzerkönig und Vertreter des Wiener Charmes viele Konzertreisen bis in die USA. Die größte Bedeutung kommt wohl seinen Walzerkompositionen zu, durch ihre formale Anlage, pikante Rhythmik und Melodie und nicht zuletzt die vorzügliche Instrumentation. Nicht vergessen sei die durch ihn klassisch gewordene Operette. Neben einigen Orchesterstücken sind von seinen Kompositionen besonders noch die Polkas zu nennen, desgleichen auch seine Quadrillen, Märsche und Galopps. Gestorben ist Johann Strauß-Sohn 1899 in Wien.

Quelle: Kulturkreis Hohenems

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