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Die Sprache der Engel und Heiligen

Prof. Gerhard Winkler malt an einem Bild einer unbekannten Vorarlberger Heiligen.
Prof. Gerhard Winkler malt an einem Bild einer unbekannten Vorarlberger Heiligen. ©Edith Hämmerle
Haberilia – Prof. Gerhard Winkler malt ein Bildnis einer unbekannten Vorarlberger Heiligen.
Haberilia - eine unbekannte Heilige

Dornbirn. Er nennt es Glück, das Zuhause an einem schönen Plätzchen mit Blick auf seine Heimat Dornbirn sein Eigen nennen zu dürfen. Mit seiner Frau Lydia genießt er täglich den Ruhestand in einer leichten Anhöhe am Haselstauderberg. Unzählige Bilder schmücken die Wände im Inneren des Hauses. Viele davon drücken seine Verbundenheit mit Haselstauden aus. Die Mehrzahl gilt aber doch religiösen Darstellungen – es sind seit jeher seine bevorzugten Themen. In Wien ist Prof. Gerhard Winkler geboren. Dort studierte er an der Akademie für Bildende Künste und absolvierte auch das Studium für Geschichte und Pädagogik. Seit 1963 lebt der Künstler mit seiner Familie in Dornbirn, unterrichtete dort am Bundesgymnasium sowie an der Pädagogischen Akademie Feldkirch und im Wagner College Bregenz. Besondere Auszeichnungen waren für ihn die Ernennung zum Oberstudienrat, die Verleihung des Großen Verdienstzeichens des Landes, und 2010 die Verleihung des Silvesterordens durch Papst Benedikt XVI.

Die Sprache der Engel

Mit Leib und Seele hat sich Winkler der Malerei verschrieben. So liegt es nahe, dass er im Ruhestand öfters in seinem Atelier in der oberen Etage anzutreffen ist. Für den Dornbirner Künstler ist es von Bedeutung, vergessene Glaubensinhalte bewusst zu machen, die für die Menschen heute von Bedeutung sein können. Im Wohnzimmer überwiegen die Engelbilder in schillernden Farben, von denen jedes in der Technik der Hinterglasmalerei gefertigt wurde. Dazwischen erzählt die Arche Noah aus der Biblischen Geschichte eine eigene Epoche. Vor allem lässt Winkler Zuversicht, Schutz und Trost aus den Bildern „seiner Engel“ fließen, über die er einen Bildband mit ausgewählten Texten herausgegeben hat, erst kürzlich erschienen – 2020, in einem Jahr, das durch eine Pandemie vieles aufgerüttelt und auf den Kopf gestellt hat.

Über die religiösen Themen sei er unlängst spontan über die Heilige Haberilia gestolpert, erwähnt Winkler lachend. „Es kennt sie kaum jemand“, ergänzt er, stellt jedoch im selben Augenblick ihre Bedeutung als Schutzheilige für kranke Kindern hervor. Der Legende nach sei Haberilia eine waschechte Bregenzerin oder eine gestandene Alberschwenderin. Als junge Frau soll sie begeisterte Zuhörerin der Predigten der Mönche Kolumban und Gallus in Bregenz gewesen sein. Von Gallus soll Haberilia den Schleier erhalten haben und dem Kloster in Bregenz als Äbtissin zugeteilt worden sein. Später lebte sie als Einsiedlerin. Nach ihrem Tod ereigneten sich an ihrem Grab in der Mehrerauer Klosterkirche der Legende nach viele Wunder. Urkundlich bezeugt wurde das Haberillen-Grab erstmals 1462. Seit dem ausgehenden Mittelalter hätten vor allem Mütter mit kranken Kindern die Wallfahrt zu deren Grab unternommen.

Bildliche Darstellung

So war es dem heute 82-jährigen Senior ein Bedürfnis, Haberilia mit Pinsel und Farbe festzuhalten. In seiner Vorstellung im Dienst der Krankenpflege für Kinder sieht Winkler in der Schutzheiligen eine besondere Rolle. „Eine Seuche plagt unsere Gesellschaft in verschiedensten Formen mit noch nicht absehbaren Auswirkungen“, deshalb erkennt Winkler in der Schutzheiligen eine Aufforderung zum Gebet, besonders für Kinder, die in Bezug auf Masken tragen oder Abstand halten in eine unbehagliche Rolle gedrängt werden. Winkler nimmt sich das Zitat Dietrich Bonhoeffers zu Herzen: „Wir müssen aus unseren Sorgen für den Anderen Gebete werden lassen.“ So soll Haberilias Gemälde bis Ende Jänner fertiggestellt sein, denn der Jahrestag der Schutzheiligen fällt schließlich auf den 30. Jänner. EH

 

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