Die Mitarbeiter seien über die Jahre der Pandemie stark belastet gewesen. Umso mehr müssten sie wieder Planungssicherheit erhalten. „Hier haben wir alles mögliche in Gang gesetzt“, auch um dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zu entgegnen.
Mitverantwortlich für die hohe Belastung sei außerdem, „dass die Spitäler überrannt werden“, sagt der KHBG-Geschäftsführer. „Wir hören immer wieder, dass im niedergelassenen Bereich nicht immer alle Ärzte oder Pfleger erreichbar sind. Das spüren wir ganz massiv. Der Appel geht daher an die Bevölkerung, Ambulanzen nur aufzusuchen, wenn man wirklich krankenhauspflichtig ist.“ Das heißt in Notfällen. Fleisch hofft auf Eigenverantwortung. Spitäler seien rund um die Uhr da: „Das ist eine große Errungenschaft. Aber wenn man das Gefühl bekommt ausgenützt zu werden, ist das nicht angenehm.“
Kein Ärztemangel
Die Hotline 1450 leiste bei der Lenkung von Patienten bereits einen guten Beitrag, sagt der Chef der Krankenhausbetriebsgesellschaft. „Sie wird rege genutzt und ist eine gute Hilfestellung um zu wissen, mit welchen Symptomatiken und Anliegen man wohin geht.“
Die Erzählung, wonach Ärztemangel herrscht, hält Fleisch für falsch: „Österreich hat keinen Ärztemangel, ganz klar. Österreich hat die höchste Ärztedichte im europäischen Umfeld, ungefähr 5,14 Ärzte auf 1000 Einwohner.“ Es sei also vielmehr eine Frage der Umverteilung. Viele Ärzte würden nicht am richtigen Platz eingesetzt. Thema müsse vielmehr sein, inwiefern die niedergelassene Ärzteschaft voll versorgungswirksam ist.
Der Ärztekammer-Forderung nach weiteren Ausbildungsplätzen in den Spitälern entgegnet Fleisch damit, dass es bereits sehr viele Plätze gebe, im klinisch-praktischen Jahr, in der Basis- und in der Facharzt- oder Allgemeinarztausbildung. „Man kann das System nicht überreizen, weil wir auch eine Versorgung wahrzunehmen haben, Schulungs- und Ausbildungsplätze aber Personal binden.“ Historisch betrachtet gebe es natürlich auch Mangelfächer, gesteht der KHBG-Chef ein. Da sei es schwieriger, Nachwuchs zu bekommen. Grundsätzlich würden die Vorarlberger Spitäler bei den Jungärzten aber unglaublich nachgefragt. 2021 mussten etwa 150 Bewerber abgelehnt werden.
Geburtenstation bleibt
Den Sommerbetrieb in den Spitälern hält Fleisch für sinnvoll. So könnten Mitarbeiter Überstunden abbauen und Urlaub konsumieren. Im Landeskrankenhaus Bludenz sei es wichtig gewesen, die Mitarbeitenden in der Gynäkologie und Geburtshilfe zu entlasten. Daher war die dortige Station für einen Monat zu. „Auf die Zeit der Schließung kommen umgerechnet rund 40 Geburten, die sich auf die anderen Stationen im Land gut verteilen lassen.“ Die Geburtshilfe in Bludenz bleibe natürlich bestehen.
„Abtreibungen nicht tabuisieren“
Was das Angebot von Abtreibungen in Vorarlberg betrifft, starten die Gespräche mit der Landesregierung im Spätsommer: „Die Spitäler verschließen sich nicht grundsätzlich. Es ist uns aber lieber, wenn wir diesen Eingriff nicht in den Krankenhäusern vornehmen müssen.“ Bevor Frauen jedoch gezwungen seien, außer Landes zu gehen, stünden die Türen offen. Gleichzeitig brauche es eine gute Beratung der Frauen, auch über Alternativen die anonyme Geburt oder die Babyklappe. Eine Abtreibung sollte die absolute Ultima Ratio sein, sagt Fleisch: „Man darf das Thema aber nicht tabuisieren. In Österreich gibt es 30.000 bis 40.000 Schwangerschaftsabbrüche jährlich.“ In den Spitälern würde niemand gezwungen einen solchen Eingriff vorzunehmen. "Aber es gäbe Mitarbeitende, die dazu bereit wären."
Die gesamte Sendung
Die Sendung "Vorarlberg LIVE" ist eine Kooperation von VOL.AT, VN.at, Ländle TV und VOL.AT TV und wird von Montag bis Freitag, ab 17 Uhr, ausgestrahlt. Mehr dazu gibt's hier.
(VN/VOL.AT)
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