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Die Schüler schnellstmöglich an die Schule zurückholen

Die Eltern wünschen sich klare Strukturen und eine Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts.
Die Eltern wünschen sich klare Strukturen und eine Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts. ©Laurence Feider
 Die Obfrau des Elternvereins des BG Dornbirn im Interview über die aktuelle Schulsituation.
Sandra Breuer, Obfrau EV BGD

 

Dornbirn. Sandra Breuer ist Obfrau des Elternvereins am BG Dornbirn und weiß um die Ängste und Sorgen der Eltern.

Wie funktioniert das Distance Learning am BG Dornbirn?

Sandra Breuer: Das Distance Learning (DL) am BGD funktioniert insgesamt sehr gut. Der Übergang vom Präsensunterricht zum DL hat von der zweiten bis zur achten Schulstufe dieses Mal reibungslos funktioniert, da sowohl die Lehrer, als auch die Schüler im Umgang mit den digitalen Medien bereits geschult sind. Im Vorfeld wurde abgesprochen, wie viele Online-Stunden täglich sinnvoll sind, um zu gewährleisten, dass der Stoff gut transportiert, konzentriert aufgenommen und der Austausch mit den Schülern aufrecht erhalten werden kann. Außerdem sollte genug Zeit für die Bearbeitung der Arbeitsaufträge bleiben.

Wie geht es den Eltern mit dem Homeschooling?

Sandra Breuer: Das hängt stark von den individuellen Voraussetzungen zu Hause ab. Wie viele Kinder habe ich? Bin ich berufstätig, im Homeoffice oder müssen meine Kinder alleine zu Hause zurechtkommen? Wie versiert bin ich in der digitalen Welt? Wie gut ist die individuelle Kommunikation zwischen Klassenvorstand und Eltern? Auch wenn alles optimal läuft, muss man sagen, dass die Belastung für uns Eltern wesentlich höher ist. Neben unserem normalen Alltag müssen wir häufig zusätzlich die Rolle der Lernbegleiter und Motivatoren einnehmen.

Gibt es Unterschiede zwischen Unter- und Oberstufe?

Sandra Breuer: Nicht nur zwischen Unter- und Oberstufe, sondern auch innerhalb der Stufen. Für die ersten und fünften Klassen sind die Herausforderungen besonders hoch. Hier treffen viele neue Personen aus allen Gremien (Lehrer, Schüler und Eltern) aufeinander und gerade die Jüngsten sind im Umgang mit den digitalen Medien nicht geschult. Dies ist besonders herausfordernd für Eltern, die noch kein älteres Kind auf einer weiterführenden Schule haben. In den höheren Stufen besteht eher die Sorge, dass die Schüler nicht gut begleitet werden, zu wenig Stoff vermittelt wird und die Eigenmotivation der Schüler nicht aufrechterhalten werden kann.

Machen sich Eltern von Achtklässlern Sorgen im Hinblick auf die bevorstehende Matura?

Sandra Breuer: Das hängt stark von der Begleitung der einzelnen Lehrpersonen ab. Sorge bereitet z. B. die Prüfungssituation – viele Prüfungen und Tests werden aktuell verschoben. Ein neues Format für die Notengebung wurde noch nicht angedacht. Es herrschen zurzeit sehr unterschiedliche Grundvoraussetzungen in den verschiedenen Schulen. Dies stellt die Sinnhaftigkeit und Umsetzung einer gerechten Zentral-Matura in Frage.

Wie soll es nach dem Lockdown weitergehen?

Sandra Breuer: Ich glaube, da sind sich alle Beteiligten einig: Das unbedingte, gemeinsame Ziel ist, die Schüler schnellstmöglich wieder zurück in die Schulen zu holen. Auf welche Art und Weise? Für die einen sollte der Fokus auf den Maturanten liegen, da sie die großen Verlierer der beiden bisherigen Lockdowns sind, für andere auf den Volks- und Unterstufenschülern, da die Infektionswege diesbezüglich noch nicht geklärt sind und sie wesentlich mehr Begleitung brauchen. Aber auch bei den fünften bis siebten Klassen muss garantiert werden, dass Stoff vermittelt, verstanden und gefestigt wird.

Ist „Schichtbetrieb“ eine Option?

Sandra Breuer: Ja, der „Schichtbetrieb“ ist sicherlich eine gute Option, da es der einzige Weg ist garantiert jede einzelne Schülerin und jeden einzelnen Schüler wenigstens bedingt im Auge zu behalten.

Welche Wünsche haben Sie an die Verantwortlichen von Bildungsdirektion und -ministerium?

Sandra Breuer: Fakt ist, dass die Direktoren, die Lehrer und auch die Eltern gleichzeitig die aktuellen Informationen aus der Pressekonferenz erhalten. Es ist jedes Mal eine unzumutbare Herausforderung für alle Beteiligten, so kurzfristig zu reagieren. Es gibt keinen verpflichtenden Leitfaden, sondern vieles beruht auf Goodwill. Die Verantwortung wird sich gegenseitig zugeschoben.

Ich würde mir eine klare Struktur wünschen, die ein einheitliches Handeln gewährleistet, so dass die Grundvoraussetzung für Bildung für alle, auch im Hinblick auf die Matura, möglichst gerecht ist.

Sie sind selber Mama von drei Kindern zwischen 10 und 15 Jahren – wie herausfordernd ist die Situation?

Sandra Breuer: Na ja, würde ich sagen, neben Beruf und dem üblichen Alltag alles kein Problem, würde ich lügen. Auf der anderen Seite bin ich auch stolz, wie selbstverständlich meine Kinder die Herausforderung annehmen und wir alle daran wachsen. Und wenn es mal wieder etwas zu herausfordernd ist, schaue ich aus dem Fenster, werde mir bewusst, welches Glück wir haben, in diesem Land, mit diesen Sozial- und Bildungskonditionen leben zu können und denke: „Das Leben ist schön!“

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