Noch einmal 20 sein: Das wünschen sich fast alle Männer in seinem Alter. Nicht etwa wegen der schönen Frauen. Sondern wegen einer Liebe, die Männerherzen noch viel höher schlagen lässt: Motorräder und Traktoren. Nicht die Rennmaschinen mit modernster Technik. Die Modelle von anno dazumal, deren Chrom blitzt wie einst die Blitzwürfel. Raritäten sind heute beide.
Jugendtraum entdeckt
Und so war es für Alpla-Gründer Alwin Lehner aus Hard ein großer Augenblick, als er zufällig vor zwei Jahren auf einer Oldtimer-Ausstellung in Ravensburg eine Horex entdeckte. Immer wieder habe ich zu meiner Frau gesagt, wenn ich wieder eine finde, kaufe ich sie”, erklärt er lachend und streicht mit der Hand über den schwarzen Sattel.
Als 20-Jähriger hat er dieses deutsche Motorrad besessen. Gekauft auf der Dornbirner Messe. Damals habe ich noch in der Schweiz gearbeitet”, erzählt er, selbst bei Wind und Wetter, Schnee und Eis, jeden Tag also bin ich mit der Horex nach Rorschach gedüst. Ich bin eben eine Stunde früher aufgestanden.”
Startschuss fürs Museum
Als der 77-jährige Unternehmer auch noch einen stilechten Helm kaufte und zur ersten Tour aufbrechen wollte, waren Ehefrau Herma und die Kinder Günther, Nina und Carmen derart entrüstet, dass sie ihm das Motorradfahren kurzerhand verboten. Zu gefährlich! Und damit legten sie den Startschuss zur Gründung des Oldtimer-Traktormuseums in Hard. Alwin Lehner ist Techniker mit Leib und Seele. Und ein Tüftler. Dieser Eigenschaft liegt nicht nur der Erfolg seines Weltkonzerns zu Grunde, sondern auch die Leidenschaft, desolate Schrotthaufen in glänzende Schmuckstücke zu verwandeln. Und er teilt sie mit Wilfried Stadelmann. Der Maschinenbauer ist seit 36 Jahren bei Alpla beschäftigt und hat gemeinsam mit dem Firmenchef den ersten Blasautomaten entwickelt. Eine Maschine, die 1973 maßgeblich für den Durchbruch des Global Players verantwortlich war. Und weil aller guten Dinge drei sind, kam noch Ralf Senoner, Fuhrparkverantwortlicher bei Alpla, mit ins Team. Er ist Spezialist in Sachen Autotechnik.
Ölige Sommersprossen
Doch nicht nur wenn es ums Erneuern geht, schlüpft das Trio in die Blaue”. Auch wenn, aus welchem Anlass auch immer, ein Lanz Bulldog gestartet wird. Eine Prozedur, die jedes Mal ein Großereignis ist. Zuerst muss nämlich der Glühkopf mit einer Lötlampe vorgewärmt werden.
Erst dann kann der Motor mittels Kurbel gestartet werden. Ein Vorgang, der bei den Männern ölige Sommersprossen im Gesicht hinterlässt. Und wenn nach kurzem anfänglichem Stottern das kernige Blubbern lautstark um die Ohren dröhnt, grinsen die drei Traktorfans wie Pippi Langstrumpf. 50 Traktoren und 20 Motorräder stehen im ehemaligen Autocenter Huber, Am Römerstein 8 in Hard. Führungen gibt es gegen telefonische Vereinbarung. Dann weihen Alwin Lehner und Wilfried Stadelmann die Besucher in die Geheimnise der Gustostückchen” ein.
DKW des Wüstenkönigs
Sie erzählen von Ghazi I vom Königreich Irak und der DKW SB 500 Luxus. Das Sondermodell, das der Wüsten-König extra bauen ließ, war mit einem elektrischen Anlasser, der wiederum mit der Lichtmaschine kombiniert war, ausgestattet. Eine tolle Sache, wenn man bedenkt, dass das Motorrad bereits vor 72 Jahren gebaut wurde. Gerüchten zu Folge sei es mit den restlichen Fahrzeugen der Familie verbrannt. Demzufolge gibt es nur noch die Nachbildung im Museum von Klaffenbach bei Chemnitz und die von Lehner und Stadelmann. Auch unter den Traktoren befinden sich ganz besondere Raritäten. Das exklusivste Exemplar ist mit Sicherheit der Lanz Eil-Bulldog, Baujahr 1936. 2200 Stunden dauerte die Restauration.
Edler Eil-Bulldog
Für fehlendes, auf dem Ersatzteile-Markt nicht mehr erhältliches Zubehör wurden in der Alpla-Lehrlingswerkstätte kurzerhand Werkzeuge zum Nachbau gefertigt. Jetzt erstrahlt der autoähnlich anmutende Traktor, mit dem die Bauern sogar sonntags in die Kirche fuhren, in vollem Glanz. Und Stadelmann verrät stolz: Der Eil-Bulldogg ist das Edelste, was ein Sammler haben kann.” Für die Beschaffung neuer Stücke ist Lehner verantwortlich. Jeden Abend sitzt er vor dem Internet und googelt sich durch das Angebot. Auf den Weg, die guten Stücke anzuschauen, machen sich die Männer dann gemeinsam. In Stadelmanns 22 Jahre altem Volvo. Eben erst waren sie in Kärnten und haben eine knapp 90 Jahre alte Harley Davidson erstanden. Ein rostiges Gestell, fast nicht erkennbar, dass es einmal ein Motorrad war. Bis in dreieinhalb Jahren muss sie fertig sein und glänzen wie ein Diamant. Zu meinem achtzigsten Geburtstag”, fixiert Lehner den Termin. Und dann werde ich auch eine Runde fahren”, verkündet er und fügt fast ein bisschen eigensinnig hinzu: Den Helm habe ich aufgehoben.”
Alwin Lehner zu seiner Leidenschaft des Traktorsammelns:
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