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Die "Leiden" eines Hypochonders

Nikolaus Paryla, der  brillante "eingebildete Kranke" (Mitte)
Nikolaus Paryla, der brillante "eingebildete Kranke" (Mitte) ©Veranstalter/Kulturbühne AmBach

Molières Meisterwerk “Der eingebildete Kranke” zweimal auf Bühnen der Region.

Schaan/Götzis. Ein Zufall wollte es, dass das wohl berühmteste Werk des französischen Dramatikers Molière, “Der eingebildete Kranke”, gleich zweimal auf Bühnen der Region zu bewundern war. Im Schaaner TaK stand Anfang November eine Aufführung in französischer Originalsprache auf dem Programm: Das international tätige “Théatre Tour de Force” spielte in der Regie von Peter Joucla den Molière-Klassiker eher zu laut, plakativ, burlesk bis hin zum männlichen Akteur der Madame Argan mit schrillem Outfit. Der Darsteller des eingebildeten Kranken Argan “litt” zu wenig und war zu vital.
Da hatte denn das Gastspiel einer Produktion der Komödie im Bayrischen Hof München in der Regie des großen österreichischen Schauspielers Nikolaus Paryla mit ihm in der Hauptrolle des Argan (obwohl in Deutsch) weit mehr Authentizität und psychologischen Feinschliff. Der zweite Theaterabend im “Applaus”-Abo der Kulturbühne Am Bach wurde zum Fest hochrangiger und unverzerrter (heute leider seltener) Theaterkunst.

Nikolaus Paryla brillierte

Der 71-jährige Nikolaus Paryla, von berühmten Schauspieler-Eltern stammend und als Charakterschauspieler auf zahlreichen namhaften Bühnen, in Film und Fernsehen präsent, spielte den keifenden Hypochonder, dem nichts fehlt, der aber seine ganze Familie mit seiner Arzt-und Apothekerhörigkeit samt Arzneisucht in maßlosem Egoismus tyrannisiert und seine Tochter mit einem ungeliebten Medikus verheiraten will, nur damit er einen Arzt in der Familie hat, mit atemberaubend vielschichtige Ausdrucksskala – er “leidet”, geifert und grantelt, ist grob und ordinär, mitunter spröd-charmant, dann wieder ängstlich und fast kindlich-naiv und komisch in der Aufzählung seiner obskuren “Leiden” von Hirn bis Rectum, samt Pillen und Klistier.
Paryla setzte als Regisseur die Handlung in ein üppiges Ambiente (Bühne, Kostüme) der Molière-Zeit (Meister Thomas Pekny!) und umgab sich mit einem Ensemble präziser Darsteller, die wesentlich das Tempo dieser Meister-Komödie bestimmten (Genoveva Mayer als Argans Frau, Laura Rauch als seine Tochter, Undine Brixner als Hausmädchen Toinette, Johannes Hauer als liebender Cléant, der sich auch als prima Geiger präsentierte, etc.). Ein exzellenter Theatergenuss mit immer noch topaktuellen Bezügen…

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