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Die Kunst des Überholens

Ungewöhnlichen Doppelwochenende für Christian Klien. Neben dem Job als BMW-Sauber-Ersatzfahrer beim F1-GP in Barcelona fährt der Emser das 1.000km-Rennen für Peugeot in Spa.

Der Circuit de Catalunya in Barcelona ist nach Monaco und Budapest sicher jener Kurs, auf dem es am schwierigsten ist, einen Konkurrenten zu überholen. In manchen Jahren stand hier das Endergebnis schon nach der ersten Kurve fest. Zum guten Überholen gehören drei wichtige Bestandteile: Auto, Strecke und Fahrer.

Die 2009er-Autos sind definitiv besser geeignet. Durch den kleineren Heckflügel ist die sogenannte “dirty air” wesentlich geringer. Man kann also dichter folgen, ohne selbst den Abtrieb zu verlieren. Und durch die fehlenden Zusatzflügel ist auch die Sicht in den Rückspiegeln besser geworden. Ein kleines Detail, aber im Zweikampf sehr wichtig. Trotzdem warne ich vor zu viel Optimismus. Denn die Strecke hat nur eine enge saubere Linie. Damit kommt man kaum vorbei. Vor ein paar Jahren wurde sogar extra eine Schikane vor der Geraden eingebaut, um beim Herausbeschleunigen mehr Chance auf einen Angriff zu haben. Leider hat das aber auch nicht viel gebracht. Die bisherigen Strecken wie Bahrain, Schanghai oder Malaysia waren extrem breit. Daher gab es heuer ein Vielfaches an Überholmanövern der letzten Jahre.

Was die Fahrer angeht, gibt es eine klare Hierarchie beim Überholen. Wenn man z.B. den Helm von Alonso im Rückspiegel sieht, weiß man, dass es ernst wird. Auch meine Teamkollegen Kubica und Heidfeld zählen im Normalfall zu den starken Zweikämpfern. Überholmanöver in der Formel 1 sind etwas Großartiges. Es ist genau jener Grenzbereich, wo dir keine Technik, keine Strategie und keine Hilfe von außen (wie z.B. die “Spotter” in den amerikanischen Ovalen) nützt.

Das Grundrüstzeug holt man sich schon im Kartsport. Hoffen wir nur, dass es in Barcelona auch ein paar Mal zum Einsatz kommt. 

Bemerkenswertes zum Doppel-Wochenende:

Zusätzlich zum Ersatzfahrer-Job im BMW Sauber F1 Team ist Klien am Sonntag beim 1.000km-Rennen in Spa-Francorchamps im Peugeot 908 im Einsatz. Die Bedingung war, sofort in Spanien bereit zu stehen, sollte einer der Stammfahrer im Training oder Qualifying nicht antreten können. Um das zu gewährleisten, besteht jederzeit telefonische Verbindung nach Barcelona und Abreisebereitschaft. Der lokale Flughafen in Spa ist etwa 7 km von der Strecke entfernt und in weniger als 10 Minuten erreichbar. Von dort sind ca. 1000 Flugkilometer zu absolvieren, was etwa 1 ½ Stunden in Anspruch nehmen würde. Der Flughafen in Barcelona ist 12 km von der Strecke entfernt und ebenfalls in weniger als 20 Minuten zu absolvieren. Es ist also für den Fall der Fälle vorgesorgt.

Die kritische Phase endet am Samstag um 14:00, wenn das Formel 1-Qualifying gestartet wird. Danach darf ein Ersatzfahrer laut Reglement nicht mehr einspringen. Das ganze klingt natürlich nach fürchterlichem Stress. Aber als Rennfahrer bist du es gewohnt, auf die Sekunde genau deine Leistung zu bringen. Also belastet mich dieses Doppel-Szenario weder physisch noch psychisch. Im Gegenteil: Was auch immer eintritt, ich fahre an dem Wochenende ein Rennen, entweder in der Formel 1-Werksteam oder einem Siegerauto in der Langstrecken-WM. Alle aktuellen Infos zum Training und Rennen in Spa gibt‘s auf meiner Website.

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