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Die Kinder der Toten - Kritik und Trailer zum Film

Elfriede Jelineks Monumentalroman "Die Kinder der Toten" diente dem Nature Theatre of Oklahoma beim steirischen herbst 2017 als Vorlage für ein großes Projekt. Daraus ist nun die filmische Adaption an den Originalschauplätzen rund um die Kindheitsorte der Nobelpreisträgerin entstanden. Die beiden Regisseure Kelly Copper und Pavol Liska haben mit ihrem Super-8-Ferienfilm ohne Ton ein höchst eigenständiges, skurriles Werk aus der Obersteiermark geschaffen, in der die untoten Gespenster wiederauferstehen.

Totentanz im steirischen Dorf, weiße Gesichter, dominante Gebisse mit Zahnlücken. Eine Frau mittleren Alters im Trainingsanzug, die in der Wirtsstube zu den Klängen des Erzherzog-Albrecht-Marsches lasziv zu strippen beginnt. “Die Kinder der Toten” des Künstlerpaares Kelly Copper und Pavol Liska ist ein skurriles, eigenständiges Kinowerk. Ab Freitag im Kino.

Die Kinder der Toten: Kurzinhalt zum Film

“Die Kinder der Toten” basiert auf einem 666 Seiten starken Roman von Elfriede Jelinek. Er spielt in einer kleinen Gemeinde in den steirischen Bergen und setzt bei einem Autounfall an. Eine Frau kommt dabei ums Leben, ersteht aber als Untote auf und ruft auch andere Menschen der Vergangenheit, darunter Juden wie Nazis aus dem Ort, zurück ins Leben. Gemeinsam feiern sie ausgelassen in der Pension Alpenrose.

Die Kinder der Toten: Die Kritik

Und die Musik spielt dazu, meistens Blasmusik, meistens Trauermärsche. Der Streifen, produziert vom österreichischen Regisseur Ulrich Seidl, ist auf Super-8-Film gedreht und vermittelt dadurch mitunter Assoziationen an Urlaubsaufnahmen aus der Kindheit. “Die Kinder der Toten” bezeichnet sich als Stummfilm, doch das stimmt nicht ganz. Es existiert sehr wohl eine Tonspur, auf der die Musik, aber auch die aktuellen Geräusche, mitunter verfremdet, zu hören sind.

Lediglich die Dialoge und verbindende Texte werden wie in einem Stummfilm eingeblendet. Dabei entwickeln die Regisseure, zusätzlich zum Witz Jelineks noch eigenen Humor, etwa, wenn sie einmal einblenden: “Die langsamste Verfolgungsjagd in der Geschichte des Kinos. Druckvolle Musik könnte dem Ganzen mehr Dringlichkeit verleihen.”

Beachtlich ist, wie sehr sich die beiden Nicht-Österreicher Copper und Liska, Gründer des Nature Theater of Oklahoma, in die österreichische Seele hineinzudenken vermögen. So intensiv, dass der mit Laiendarstellern im Rahmen des steirischen herbstes produzierte, äußerst schräge Film die meisten Klischees bedient, die von Österreich und speziell vom österreichischen Kino im Umlauf sind: Verschroben, verkappte Nazis, doppelbödige Gemütlichkeit, Mut zur Geschmacklosigkeit, Selbstironie bis zur Selbstzerfleischung.

Und doch gelingt dem Duo Copper/Liska ein Kunststück: Sie schaffen die Umwandlung von Jelineks kraftvoller, deftiger Sprache in wogende, wuchtige Bilder, die ohne Gesprochenes auskommen, aber einen ähnlichen Eindruck wie die Worte der Dichterin hinterlassen.

>> Alle Spielzeiten auf einen Blick

(APA/Red)

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