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Die Hofburg-Kandidaten im Kurz-Portrait: Hintergrund, Werdegang, Hobbies

Die sechs BP-Kandidaten im Portrait.
Die sechs BP-Kandidaten im Portrait. ©APA/Sujet
Die Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten sind bei dieser Wahl bunt durchgemischt. Zwei Spitzenpolitiker, zwei Polit-Pensionisten (einer davon noch als Seniorenvertreter aktiv), eine Justiz-Pensionistin sowie ein Societylöwe und Geschäftsmann stehen zur Wahl. Erfahren Sie hier mehr über die einzelnen Kandidaten.
Lugner ist mit dabei
Awadalla aus dem Rennen

Aus der Spitzenpolitik in die Hofburg wechseln wollen Rudolf Hundstorfer (SPÖ) – der sein Amt als Sozialminister schon abgegeben hat – und Norbert Hofer (FPÖ), der als Dritter Nationalratspräsident wahlkämpft. ÖVP-Grande Andreas Khol hat die zuletzt noch ausgeübte Führung des Seniorenbundes abgegeben. Alexander Van der Bellen ist schon seit 2008 nicht mehr Grünen-Chef, saß aber noch bis 2015 im Wiener Gemeinderat.

Irmgard Griss trat 2011 als OGH-Präsidentin in den Ruhestand, blieb aber in diversen Juristen-Gremien aktiv. Richard Lugner ist zwar nicht mehr als Baumeister aktiv, aber neben Society-Events und Doku-Soaps auch noch in seiner “Lugner City”.

Irmgard Griss

Geboren am 13. Oktober 1946 in Deutschlandsberg, Juristin, Ex-OGH-Präsidentin und Leiterin der Hypo-Kommission (2014).

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Als parteiunabhängige Kandidatin zieht die frühere OGH-Präsidentin Irmgard Griss in die Wahl – finanziert durch öffentlich auf der Homepage bekannt gegebene Spenden Privater. Für die NEOS ist sie “erste Wahl”, eine dezidierte Wahlempfehlung formulierten sie aber nicht. Breite Bekanntheit – mit viel Beifall – erreichte Griss als überraschend unabhängig-kritische Leiterin der von der Regierung eingesetzten Hypo-Untersuchungskommission im Jahr 2014. Da hatte die jetzt 69-jährige Grazerin ihre Justiz-Karriere schon beendet. Aufgewachsen als Bauerntochter in der Weststeiermark, hatte sie die Hauptschule besucht, die Matura an der HAK gemacht – und wollte eigentlich Lehrerin werden. Es wurde aber doch das Jus-Studium (samt Master of Laws in Havard) – und nach einem kurzen Ausflug zu den Rechtsanwälten ab 1979 die Richter-Laufbahn. Beharrlich arbeitete sie sich von der Handelsrichterin über das Oberlandesgericht Wien zum Obersten Gerichtshof (ab 1993) empor. Von Anfang 2007 bis zur Pensionierung 2011 war sie die erste Frau an dessen Spitze. Ganz zur Ruhe gesetzt hat sich Griss auch danach nicht: Seit 2008 ist sie Ersatzmitglied des VfGH, seit 2013 leitet sie die Schlichtungsstelle für Verbrauchergeschäfte, im Jänner 2015 wurde sie internationale Richterin am Sinapore International Commercial Court. Griss – die regelmäßig Sport (Laufen) betreibt, sich in der Natur, beim Lesen und klassischer Musik entspannt – ist mit einem Rechtsanwalt verheiratet, hat drei Stief- und zwei leibliche Kinder.

Norbert Hofer

Geboren am 2. März 1971 in Vorau, aufgewachsen in Pinkafeld, Flugzeugtechniker, FPÖ-Politiker im Burgenland, dann im Bund, Dritter Nationalratspräsident.

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Auf das besonnene Lächeln Norbert Hofers setzt die FPÖ in ihrem Kampf um die Hofburg – und nach den ersten Umfragen besteht durchaus die Chance, dass erstmals ein blauer Bewerber zumindest in die Stichwahl kommt. Präsident ist Hofer schon jetzt – und zwar seit 2013 Dritter Nationalratspräsident. Dorthin gebracht hat es der 44-jährige gelernte Flugzeugtechniker aus dem Burgenland nach 21 Jahren Aufstieg in der FPÖ – von Eisenstadt über das Burgenland bis in den Nationalrat und, nach der Spaltung der Partei im Jahr 2005, an die Seite Heinz-Christian Straches als Parteichef-Stellvertreter. Hofer fiel zwar nie durch markig-laute “blaue” Sprüche auf, aber er ist einer der Chefideologen der FPÖ: Er war sowohl beim Parteiprogramm 2011 als auch beim 2013 erschienen “Handbuch freiheitlicher Politik” federführend. Sein besonderes Engagement galt versehrten Menschen – der FPÖ-Behindertensprecher hat nach einem schweren Unfall beim Paragleiten im Jahr 2003 heute noch Schwierigkeiten beim Gehen, gelegentlich tritt er mit Stock auf. Bis heute hat Hofer seinen Hauptwohnsitz im Südburgenland, er ist verheiratet und hat vier Kinder.

Rudolf Hundstorfer

Geboren am 19. September 1951 in Wien, Bürokaufmann, ÖGB-Präsident, Sozialminister.

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Der 64-jährige bisherige Sozialminister will nach Heinz Fischer der nächste Bundespräsident mit roten Wurzeln werden – in seinem Fall sehr roten Wiener Wurzeln: Als Kind einer Arbeiterfamilie besuchte er die Hauptschule und lernte bei der Stadt Wien den Beruf des Bürokaufmannes. Die Matura holte er erst 1976 extern nach. Beruflich war er Kanzleibediensteter und Verwaltungsbeamter im Wiener Rathaus. Karriere machte der schon von Jugend an als Personalvertreter Engagierte in der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten. 2003 wurde er GdG-Vorsitzender – bis er 2006 nach Fritz Verzetnitschs Rücktritt wegen des BAWAG-Desasters überraschend Präsident des ganzen ÖGB wurde. Politisch verankert ist Hundstorfer in der Wiener SPÖ: Für sie saß er von 1990 bis 2007 im Gemeinderat, ab 1995 als Vorsitzender. 2008 holte ihn Werner Faymann als Sozialminister in die Bundesregierung. Mit der Nominierung zum SPÖ-Kandidaten übergab er das Ministeramt an Alois Stöger. Zieht er nicht in die Hofburg ein, will er nicht in die Pension gehen – aber “Plan B” hat er keinen. Als Hobbys nennt er wandern, lesen, klassische Musik – und hin und da einfach gar nichts tun. Hundstorfer ist zum dritten Mal verheiratet und Vater einer Tochter sowie zweier Stiefkinder.

Andreas Khol

Geboren am 14. Juli 1941 auf Rügen (Deutschland), aufgewachsen in Südtirol und Tirol, habilitierter Jurist, ÖVP-Abgeordneter, Nationalratspräsident, Seniorenbund-Obmann.

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Nicht wirklich als Pensionist, sondern als (zuletzt) höchster Pensionistenvertreter der ÖVP rittert Andreas Khol für die Volkspartei um die Rückeroberung der Hofburg – zwölf Jahre nachdem Thomas Klestil kurz vor Ende der Amtszeit starb. Khols Start als Hofburg-Bewerber war schwierig: Der rüstige 74-Jährige – mit bekannt fast bedingungsloser Loyalität gegenüber der Partei – sprang in die Bresche, als der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll nach langem Zögern letztlich absagte. Erfahrungen in Spitzenfunktionen hat der habilitierte Doktor der Rechte viele gesammelt: 1974 bis 1993 war er Direktor der politischen Akademie der ÖVP, 1983 bis 2006 Abgeordneter im Nationalrat – von 1994 bis 2002 Klubobmann der ÖVP, danach bis 2006 als Nationalratspräsident unter der (von ihm tatkräftig mit-errichteten) schwarz-blauen Regierung. Mit dem Verlust des ersten Platzes der ÖVP bei der Wahl 2006 zog er sich aus dem Nationalrat zurück, verstand es aber auch als Obmann des ÖVP-Seniorenbundes, seinen politischen Einfluss in Partei und Regierung geltend zu machen. Khol ist deklariert christlich-konservativ, ein leidenschaftlicher Südtirol-Politiker, Kunstliebhaber und Rosenzüchter – verheiratet mit einer Kärntnerin und Vater von sechs Kindern.

Richard Lugner

Geboren am 11. Oktober 1932 in Wien, Ingenieur, Baumeister, Einkaufszentrumsbetreiber und Societylöwe.

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Der selbst ernannte “Kasperl” des Wahlkampfs ist mit 83 Jahren der älteste Kandidat der Zweiten Republik. Der berufliche Aufstieg des Wieners begann in den 1960er-Jahren, als er sich mit einer damals noch kleinen Firma auf die Renovierung von Altbauten spezialisierte. Bekannt ist der Shoppingcenter-Besitzer auch für seine Schwäche für Frauen. Aktuell lebt er in fünfter Ehe mit seiner 26-jährigen deutschen Gattin Cathy, einem ehemaligen Playboy-Model. Er hat zwei Söhne und zwei Töchter aus drei Verbindungen. 18 Jahre nach seinem ersten Hofburg-Versuch, bei dem Lugner 9,91 Prozent der Stimmen erhielt, hofft der Stammgast des Wiener Opernballs auf die Politikverdrossenen. Experten trauen ihm eine Wiederholung des Achtungserfolg von 1998 aber nicht zu und sehen seine Kandidatur eher als Show. Passend dazu strahlt der Privatsender ATV die Doku-Soap “Die Lugners: Mörtel for Präsident?” aus. Das Scheitern auf der Politikbühne ist ihm nicht unbekannt. Seine Partei “Die Unabhängigen” ging bei der Nationalratswahl 1999 mit nur einem Prozent der Stimmen sang- und klanglos unter.

Alexander Van der Bellen

Geboren am 18. Jänner 1944 in Wien, aufgewachsen im Tiroler Kaunertal, Volkswirt, Universitätsprofessor, Grünen-Chef von 1997-2008, bis 2015 im Wiener Gemeinderat.

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Nach nur kurzer Polit-Pension versucht der frühere Grünen-Chef Alexander Van der Bellen die Rückkehr aufs politische Parkett – und sie könnte durchaus gelingen: Der 72-jährige Kurzzeit-Politpensionist könnte der erste Grüne Bundespräsident Österreichs werden, in den ersten Umfragen lag er immer vorne. Ob er das überhaupt will, hat der passionierte Raucher – wie es so seine Art ist – lange überlegt. Und dann kundgetan, als Unabhängiger anzutreten, freilich mit intensiver Unterstützung seiner Grünen. An deren Spitze hatte er sich lange wie kein anderer gehalten, von 1997 bis 2008. Dabei war er quasi ein “Spätberufener”: Erst mit fast 50 stieg der Wirtschaftsprofessor von der SPÖ zu den Grünen um und in die Politik ein. Dann ging es aber schnell: 1994 wurde er Abgeordneter im Nationalrat, drei Jahre später Bundessprecher und 1999 Klubobmann. Er schlug drei erfolgreiche Nationalratswahlen, die Grünen wuchsen mit ihm von fünf auf über zehn Prozent. Mit der Wahlschlappe 2008 übergab er die Geschäfte an Eva Glawischnig. Beliebt blieb der besonnene und authentische Professor aber: Bei der Wien-Wahl 2010 schaffte er ein Vorzugsstimmenmandat – wechselte aber erst 2012 vom National- in den Gemeinderat. Bei der Wahl 2015 trat er nicht mehr an, sondern überlegte schon, ob er dem Wunsch der Partei, für die Hofburg zu kandidieren, nachkommen sollte. Privat sorgte er vor: Im Herbst ließ er sich von seiner ersten Frau (mit der er zwei Söhne hat) scheiden und heiratete im Dezember seine langjährige Freundin, die Geschäftsführerin im Grünen Klub,
Doris Schmidauer
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>> Mehr News rund um die Hofburg-Wahl am 24. April.

(APA/Red.)

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