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Die guten Geister aus Lustenau

Durch einfache Tätigkeiten verinnerlichen die Jugendlichen wieder eine geordnete Tagesstruktur.
Durch einfache Tätigkeiten verinnerlichen die Jugendlichen wieder eine geordnete Tagesstruktur. ©bvs
Die offene Jugendarbeit im Culture Factor Y unterstützt arbeitssuchende Jugendliche mit ihrem Projekt der „Guten Geister“.
Die guten Geister aus Lustenau

Lustenau „Jugendliche, die weder in einer schulischen noch beruflichen Ausbildung stehen, können ganz unkompliziert bei uns im Culture Factor Y vorbeikommen und ihren Tag sinnvoll mit uns gestalten“, erklärt Roman Zöhrer, Geschäftsführer des Jugendhauses in Lustenau, das Konzept der „Guten Geister“. Dabei erhalten sie für kleinere Hilfsarbeiten ein Taschengeld und lernen pünktlich und regelmäßig zu arbeiten. Befragt man die Jugendlichen, was sie an diesem Projekt schätzen, so ist dies für alle die geordnete Tagesstruktur, die durch die „Guten Geister“ wieder in ihr Leben kommt. „Ich bin noch nicht entschlossen, welche Lehre ich machen möchte. Statt nur zu Hause herumzusitzen, überbrücke ich die Zeit bei den „Guten Geistern“ und arbeite mit“, erklärt Samuel (21) aus Lustenau.

Jugendliche begleiten

„Viele fragen sich, wo die Jugendlichen sind und weshalb Stellen unbesetzt bleiben. Das kann ich beantworten. Viele sind zu Hause und oftmals noch nicht bereit für die Arbeitswelt“, so Zöhrer. Ihm und seinem Team vom Culture Factor Y ist es wichtig, dass sie mit den Jugendlichen in Kontakt kommen und sie als Person mit ihren Bedürfnissen wahrnehmen. „Oftmals braucht es nicht viel und sie finden in ein geordnetes Leben zurück“, weiß Jürgen Nussbaumer vom Culture Factor Y. Jeder, der zwischen 15 und 25 Jahre alt ist, kann mitarbeiten und sich ein kleines Taschengeld dazu verdienen. Das Ziel von den „Guten Geistern“ ist es, die Jugendlichen in eine Lehre, Schule oder ein weiterführendes Projekt zu begleiten, bei dem sie ganztägig mitarbeiten können.

Kooperation mit Unternehmen und Gemeinde

Von Montag bis Freitagvormittag helfen die aktuell sieben Jugendlichen bei allem, was anfällt. „Unser größter Auftraggeber ist die Gemeinde. Wir dürfen mit den Jugendlichen Plakate aufhängen, Flyer verteilen und befreien jeden Montag und Donnerstagmorgen das Areal von der Rheinhalle bis zum Skaterplatz vom Müll“, sagt Zöhrer. Aber auch verschiedenste Unternehmen lagern beispielsweise Faltarbeiten von Werbematerialien und kleinere handwerkliche Arbeiten an die „Guten Geister“ aus. „Diese Woche falten wir für eine Druckerei 15.000 Werbeflyer“, sagt Vivien (15) aus Lustenau stolz. Pro Stunde erhalten sie fünf Euro Taschengeld.

Wöchentlicher Bildungstag

Ist der erste Schritt getan und sie befinden sich wieder in einer geordneten Tagesstruktur, geht es den Mitarbeitenden darum, ihnen Perspektiven aufzuzeigen und sie zum Schnuppern zu animieren. „Wir veranstalten jeden Freitagvormittag einen Bildungstag mit ihnen“, so Nussbaumer. Das Projekt hat sich seit vielen Jahren bewährt. „Es gibt zahlreiche Happy Ends. Ein Junge, der zu uns kam, hat mittlerweile die erste Lehre erfolgreich abgeschlossen und überlegt sich nun, ob er noch eine zweite machen soll“, freut sich Zöhrer. Neben vielen Jugendlichen, die sie bereits wieder in die Arbeitswelt begleitet haben, gibt es ebenso viele dankbare Eltern. Das Projekt die „Guten Geister“ signalisieren den Jugendlichen bereits mit der Namenswahl etwas Fundamentales, das die Arbeit der Mitarbeitenden im Culture Factor Y ausmacht: „Auch du bist wichtig und wirst in der Gesellschaft gebraucht.“ bvs

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