Die gespaltene Nation
Die politische Polarisierung bedeutet aber auch, dass der Wahlsieger Bush nur schwer einen gemeinsamen Nenner mit Kerrys Anhängerschaft finden wird. Einiges deutete am Mittwoch darauf hin, dass auch diesmal wieder die Gerichte bemüht werden könnten, über den Sieger der Präsidentenwahl zu entscheiden. Denn wie schon vor vier Jahren wachten die Amerikaner am Tag nach der Wahl auf, ohne zu wissen, wer gewonnen hat. Statt Florida hieß der umstrittene Staat diesmal Ohio. Klar war nur: Wer in Ohio siegt, der zieht ins Weiße Haus ein. Doch anders als im Jahr 2000 hatte Bush diesmal einen deutlichen Vorsprung, gemessen an der Zahl der am Dienstag abgegebenen Stimmen. Das dürfte Kerry bewogen haben, schließlich seine Niederlage einzugestehen – zu einem Zeitpunkt, da neben Ohio noch das Ergebnis in Iowa und New Mexico ausstand. In allen drei Staaten lag Bush aber in Führung. Trotz seiner Wiederwahl sollte Bush einiges zu denken geben: Eine Mehrheit der Bevölkerung ist mit dem Irak-Krieg und der Wirtschaftslage im Land unzufrieden ist, wie eine Wählernachfrage der Nachrichtenagentur AP ergab. Neun von zehn Befragten äußerten sich besorgt über die steigenden Gesundheitskosten. Drei Viertel gaben an, sie befürchteten einen neuen Terroranschlag. Der zurückliegende Präsidentschaftswahlkampf war der erste nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, die das Land in seinen Grundfesten erschüttert haben. Noch wenige Tage vor der Wahl beherrschte ein neues Video des Extremistenführers Osama bin Laden den Wahlkampf. Mehr als die Hälfte der Wähler gab an, das Videoband sei wichtig für ihre Wahlentscheidung. Auch der Irak-Krieg überschattete das Rennen um das Weiße Haus. Die täglichen Nachrichten von Bombenanschlägen, Massakern und die Ermordung von Geiseln durch Extremisten erinnerten die Amerikaner an den hohen Preis, den sie im Irak zahlen müssen. Mehr als 1.100 US-Soldaten sind seit Beginn des Kriegs im März vorigen Jahres bereits ums Leben gekommen. Die Amerikaner sind mittlerweile in der Frage gespalten, ob die US-Truppen überhaupt im Irak hätten einmarschieren sollen. Schließlich haben sich die von der Regierung angeführten Kriegsgründe inzwischen alle als nicht haltbar erwiesen. Der Kampf um das Weiße Haus war der teuerste in der amerikanischen Geschichte. Und es war nach Ansicht von Norman Ornstein vom American Enterprise Institute für Politikforschung ein äußerst aggressiver. Der Präsidentschaftswahlkampf sei der übelste der jüngsten Geschichte gewesen, sagt Ornstein mit Blick auf die Kampagnen von Bush und Kerry, die mit Angriffen auf den jeweiligen anderen Kandidaten zu punkten suchten. Während viele Amtsinhaber diesen Job gerne ihrem Vizepräsidenten überließen, habe Bush es sich nicht nehmen lassen, Kerry höchstpersönlich als schwach und unentschlossen darzustellen. Dieser Präsident war der oberste Bad Cop, sagt Ornstein. Wenn einem die Politik am Herzen liege, sei es schwer gewesen, diesen Wahlkampf zu beobachten, ohne dass es einem übel wurde.
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