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Die Formel 1 steht vor ihrem 1.000 Grand Prix - doch kaum einen interessiert es

Red Bulls Max Verstappen ist ein Kandidat auf den prestigeträchtigen Sieg im Jubliäums-Rennen
Red Bulls Max Verstappen ist ein Kandidat auf den prestigeträchtigen Sieg im Jubliäums-Rennen ©AP Photo - Andy Wong
Die Fahrer messen dem großen Jubiläum in Shanghai kaum Bedeutung bei. Und die Puristen des Sports meinen sowieso, dass das Rennen am Sonntag erst der 972. Grand Prix sei. 
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Ein 200 Meter langer roter Teppich ist ausgerollt, ein riesiger Schriftzug mit der Zahl “1000” prangt kamerafreundlich auf dem Betonboden des Fahrerlagers von Shanghai. Doch die Party zum großen Jubiläum der Formel 1 kommt nicht so recht auf Touren. Helden von früher machen sich rar – und für die Stars von heute scheinen die Feierlichkeiten ohnehin keine Rolle zu spielen.

Den Weltmeister interessiert das Jubiläum nicht

Für Lewis Hamilton spielt es keine Rolle, dass der Große Preis von China das 1000. Rennen in der Geschichte der Formel 1 sein wird. “Ich bin keiner für Geburtstage, Jubiläen oder sonstige spezielle Tage”, sagte der Brite am Donnerstag im Fahrerlager auf dem Shanghai International Circuit. Der dritte WM-Lauf der WM-Saison 2019 beginnt Sonntagfrüh um 8.10 Uhr MESZ. “Ob es das 1000., 2000. oder das 10.000. Rennen ist, das ist irrelevant für mich”, meinte der fünfmalige Weltmeister und Titelverteidiger von Mercedes.

In dieselbe Kerbe schlug Red-Bull-Star Max Verstappen. “Es ist das 1000. Rennen, das letzte war das 999. Rennen. Für mich ändert das nichts”, erklärte der Niederländer gewohnt lakonisch.

Ferrari-Star Sebastian Vettel, von dem ein Lenkrad aus Red-Bull-Zeiten in einem Glaskasten im Fahrerlager ausgestellt ist, rühmte immerhin die “große Geschichte der Formel 1”, doch auch der schlecht in die Saison gestartete Ex-Weltmeister hat auf dem Shanghai International Circuit andere Dinge im Kopf: “Ich bin hier, um meinen Job zu machen.”

Auch die Formel 1-Champions von einst lassen aus

Neben den drei noch aktiven Weltmeistern Vettel, Hamilton und Kimi Räikkönen haben lediglich vier weitere Champions von einst ihr Kommen angesagt: Alain Prost, Damon Hill, Jacques Villeneuve und Nico Rosberg. Das Quartett wäre allerdings ohnehin vor Ort, der Franzose Prost (vier WM-Titel) ist Renault-Repräsentant, die anderen drei berichten als TV-Experten über die Formel 1. Hill immerhin drehte am Freitag eine Demorunde im Lotus 49, dem Weltmeisterauto seines Vaters Graham aus der Saison 1968.

Die meisten Heroen aus vergangenen Zeiten treten die beschwerliche Reise nach China aber gar nicht erst an, und “Mister Formel 1” fehlt ebenfalls: Bernie Ecclestone, langjähriger Promoter der Motorsport-Königsklasse, ist dem neuen Eigner Liberty Media seit seiner Entlassung im Januar 2017 gelinde gesagt nicht freundlich gesonnen. Der 88-Jährige bleibt lieber auf seiner Farm in Brasilien.

Auch die Stimmung auf den Zuschauerrängen entlang der 5,451 km langen Strecke im Nordwesten der Mega-Metropole Shanghai ließ zum Auftakt zu wünschen übrig. Obwohl laut Veranstalter das Rennwochenende ausverkauft ist, verloren sich zu den Freitagstrainings nur wenige Tausend Zuschauer auf den Rängen.

Das Rahmenprogramm fällt eher spärlich aus

Das Programm ist eher spärlich, wenn man bedenkt, dass die Formel 1 das 1000. Rennen seit Wochen offensiv bewirbt und die gesamte Saison unter das Jubiläumsmotto gestellt hat.  Ein großes Bild von Rekordweltmeister Michael Schumacher, eines vom dreimaligen Champion Niki Lauda und noch einige Erinnerungsstücke mehr sind zu sehen. Dazu Rennwagen aus vergangenen Zeiten, Overalls und weitere Erinnerungsstücke, drapiert auf einem roten Teppich – fast so lang wie sich das Fahrerlager beim Großen Preis von China erstreckt. Passend zum “Meilenstein” in der Formel 1 wird Geschäftsführer Chase Carey am Freitag eine Münze zum 1000. Rennen vorstellen sowie das offizielle Poster enthüllen.

Das erste Formel 1 Rennen der Geschichte

Anders hätte das gewiss in Silverstone ausgesehen, wo am 13. Mai 1950 das allererste Rennen stattfand – doch der Formel-1-Führung war das Risiko einer Regenschlacht in den englischen Midlands zu groß. Nun also China, das Formel-1-Boss Chase Carey am Freitag PR-trächtig als “einen der aufregendsten Orte für die Zukunft in der Formel 1” bezeichnete.

Ist es überhaupt der 1.000-ste Grand Prix?

Zu den unrund anlaufenden Jubiläumsfeierlichkeiten passt, dass es nach Ansicht von Motorsport-Puristen an diesem Wochenende in Shanghai nicht einmal einen Grund zum Feiern gibt. Ihrer Rechnung nach findet am Sonntag nämlich erst der 972. Grand Prix statt.

Elfmal, von 1950 bis 1960, wurde im Rahmen der Formel-1-WM bei den 500 Meilen von Indianapolis gefahren, obwohl kaum ein Königsklassenpilot den Weg nach Übersee machte – und kein Indy-Sieger an den weiteren WM-Läufen teilnahm. Zudem wurde 1952 und 1953 aus Mangel an geeigneten Fahrzeugen nach Formel-2-Reglement gefahren, auch diese 17 Läufe zählen eiserne Statistiker nicht mit.

(APA)

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