Die fingerfertigen Instrumentenzauberer

Seit 1862 versorgt Musik Hinteregger die musikbegeisterte Vorarlberger Bevölkerung mit Musikinstrumenten. Der Ururgroßonkel des heutigen Geschäftsführers Paul Hinteregger hat das Musikhaus seinerzeit dort gegründet wo heute die Schwanenbäckerei steht. Nach dem Tod des Firmengründers übernahm sein Neffe Josef A. Rohner das Geschäft und erbaute 1888 in der Hofsteigstraße eine kleine Musikwerkstätte. In dritter Generation lenkte sein Schwiegersohn Gebhard Hinteregger gemeinsam mit Rohners das Unternehmen, danach führten drei Söhne, darunter der Vater des heutigen Geschäftsführers, Josef Hinteregger, das Fachgeschäft.
Einzige Ausbildungsstätte des Landes
Mittlerweile sind die Instrumentenbauer der Hinteregger-Dynastie in der fünften Generation dabei, zu löten, drehen, leimen, putzen und Instrumente in der Meisterwerkstätte zu stimmen. Heute bieten Paul Hinteregger und sein Team tausende vorrätige Artikel aus der Musikbranche, sowie über 9.000 lagernde Noten an. Lehrlinge werden sowohl im Verkauf wie im Gewerbe des Instrumentenerzeugers ausgebildet. Damit ist Musik Hinteregger in Vorarlberg das einzige Musikhaus, das Instrumentenbauer selbst ausbildet. Tobias Haller, Johannes Scheffknecht und Sebastian Fink genossen die Lehrausbildung bei Paul Hinteregger und zählen zum siebenköpfigen Team. Die Ausbildungsstätten für den Beruf des „Blech- und Holzblasinstrumentenerzeugers“ sind rar, Musik Hinteregger stellt damit eine Rarität dar.
General- und Teilüberholungen
In der Werkstatt werden Blechblasinstrumenten generalüberholt. Das beinhaltet mehrer komplexe Arbeitsschritte wie das Entlacken des Instruments, dann das fachgerecht Auseinanderlöten, das vollständige Ausbeulen. Im Anschluss wird es erneut zusammengelötet, geschliffen und poliert, die Ventile werden gereinigt und neu gelagert, abschließend wird das Instrument neu lackiert. Bei der Standardreparatur von Blechblasinstrumenten erfolgt eine chemische Innenreinigung, die Ventile werden gereinigt und neu gelagert, Züge wieder gangbar gemacht und gefettet, Anschlaggummi-, Filze- oder Korke erneuern. Bei einer Teilreparatur werden auch gebrochene Stützen neu eingelötet oder Modifikationen am Instrument durchgeführt.
Feinmotorik notwendig
Johannes Scheffknecht hat gerade eine alte E-Gitarre, eine schwedische Hagstrom in Arbeit. Tobias Haller macht sich hingegen daran eine Tuba zu reparieren. Eine Mutter bemüht sich ihre zwei Kinder im Zaum zu halten. Zu verlockend sind die Trommeln, und es gibt so viel zu sehen! Gitarren in allen Größen, glänzenden Blasinstrumente und sogar eine Sammlung historischer Instrumente auf der Galerie. Als die Kleinen unruhig werden, dürfen sie einen Blick in die Werkstatt werfen. Hier demonstriert Johannes wie er mit höchster Fingerfertigkeit, Geduld und Geschick eine Piccoloflöte auseinanderschraubt. In vielen kleinen Schubladen befinden sich winzige Ersatzteile wie Federn, Schrauben, Rohre, Knöpfe, Ringe und vieles mehr. Die beiden jungen Musikanten in spe staunen.
Die Granate in der Tuba
Vor dem Verlassen des Fachgeschäftes wird Geschäftsführer Paul Hinteregger noch nach seinem teuersten Instrument gefragt. Er gibt Auskunft: „Das teuerste das über den Ladentisch ging ist ein Fagott um 18.000 Euro“. Und was war die ungewöhnlichste Begebenheit in der Firmengeschichte? Auch daran erinnert sich der Instrumentenfachmann: „Mein Großvater hat einst eine Basstuba ausgebeult, als eine Handgranate zum Vorschein kam“. Ansonsten ist das Musikinstrumentengeschäft gefahrlos. Die Welt der Töne und Klänge tut nur dann weh, wenn der Anfänger daheim sein Instrument zu Übungszwecken bespielt…
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