Lustenau. Was vergangenen Freitagabend mit der Eröffnung der Ausstellung begann, ist nur ein weiterer Meilenstein in der Aufarbeitung der nie enden wollenden Fragen rund um eine der dunkelsten Zeiten in der Menschheitsgeschichte. Das historische Archiv, vertreten durch Wolfgang Scheffknecht und Oliver Heinzle und mit Unterstützung von Vanessa Waibel und Daniel Steinhofer, ist nun bis 8. Juli 2018 zu Gast in der Galerie Hollenstein. Dank zahlreicher originaler Leihgaben aus der Bevölkerung werden den Besuchern Einblicke gewährt, betreffend die Geschichte der Marktgemeinde zu Zeiten der NS-Diktatur.
Die Erinnerung gibt keine Ruhe
Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, übernahmen auch in Lustenau die Nationalsozialisten die Macht. In seiner Begrüßungsrede zitierte Kurt Fischer u.a. Erich Fried: „Ich kann nicht retten, ohne mich zu erinnern!“ Zahlreiche aussagekräftige Objekte aus der NS-Zeit sind in der Galerie zu begutachten, man kann nur vage erahnen, wie den damaligen Menschen zumute war. Zeitzeugen berichten in der in die Ausstellung integrierten Opferdatenbank über ihre Verfolgungsgeschichte. Grenzschilder, die nichts als den sicheren Tod bedeuteten für jene, die an den Grenzen zurückgewiesen wurden, jagen noch heute den Betrachtern eine Gänsehaut über den Rücken. Wären nicht Menschen, wie der Schweizer Zollbeamte Paul Grüninger gewesen: „Die Rückweisung der Flüchtlinge geht schon aus Gründen der Menschlichkeit nicht“, es hätten noch viele mehr ihr Leben verloren. Doch nicht nur die Ausstellung allein zieht Geschichtsinteressierte in den Bann, es gibt auch ein umfangreiches Rahmenprogramm, wie Vorträge in der Galerie Hollenstein, Fahrradführungen am Alten Rhein in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems und den Katalog, der begleitend zur Ausstellung erschienen ist. Kurt Fischer stellte die Ausstellung als bedeutsam und herausfordernd dar, Umberto Eco seinerseits ruft die Menschen dazu auf, wachsam zu bleiben. Interessiert sein, Erinnerung zulassen und jederzeit ein wachsames Auge auf alles zu haben, was nur im Entferntesten nach Ungerechtigkeit aussieht– diesen Leitsatz zu befolgen, sollte oberstes Gebot sein.
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