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Die Aussteigerin von der Seepromenade

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Sebastian Vetter (VOL.AT) sebastian.vetter@russmedia.com
Eine Frau sorgt in Bregenz für Aufsehen. Mit einer selbstgebauten Hütte campiert sie seit mehreren Wochen auf den Grünflächen der Bregenzer Seepromenade.

Der Fall beschäftigt die Behörden und wirft ein Licht auf die Lebensrealität einer wenig beachteten Gruppe: obdachlose Frauen. In Bregenz gibt es eine Verordnung, die das Campen in gewissen Bereichen der Stadt verbietet. Wer dagegen verstoßt, muss mit einer Verwaltungsstrafe rechnen. So auch die obdachlose Frau.

Anf Anfrage von VOL.AT haben Stadtpolizei und Bezirkshauptmannschaft auf das Rathaus verwiesen. Dort weiß man um den Fall. "Sie ist eine Aussteigerin und sieht es nicht ein, dass sie weggehen soll. Man kann nicht wirklich etwas machen, außer man trägt sie weg, aber die Bezirkshauptmannschaft oder Stadt wird niemanden entfernen", heißt es aus der Stadt. Während die Frau ihren Platz verteidigt und damit sichtbar bleibt, leben zahlreiche obdachlose Frauen in Vorarlberg unter der Wahrnehmungsschwelle.

Große Dunkelziffer

Männer werden öfters obdachlos als Frauen und sind im öffentlichen Raum sichtbarer. Daher ist die Aussteigerin von der Seepromenade eine Ausnahme. Wie viele Frauen in Vorarlberg obdachlos sind, weiß man nicht genau. "Die Dunkelziffer ist sehr groß. Wir müssen zwischen Obdach- und Wohnungslosigkeit unterscheiden. Obdachlos ist man nur, wenn man wirklich nirgendwo mehr hingehen kann. Frauen werden eher wohnungslos. Um wo schlafen zu können, begehen sie sich oft in sexuelle Ausbeutung. Daher ist Scham ist ein großes Thema", erklärt Rebecca Hopfner von der Caritas. Neben Schulden oder (Sucht-)Erkrankungen seien Beziehungsabbrüche ein häufiger Grund, warum Frauen wohnungs- bzgw. obdachlos werden.

Rebecca Hopfner von der Caritas.
©handout/privat

Warum der Ausstieg aus der Obdachlosigkeit schwer ist

Der Ausstieg aus der Obdachlosigkeit ist kein leichter. "Wenn man in der Obdachlosigkeit ist, ist man am Ende", steht für Hopfner fest. Daher wollen viele Betroffene das Angebot von Sozialeinrichtungen gar nicht annehmen. "Wenn du am Boden liegst, verlangt das System viel von dir. Es ist wie ein Job", betont die Sozialarbeiterin. Daher könne die soziale Arbeit zwar Angebote machen, aber niemanden zwingen, diese anzunehmen. So auch bei der Frau an der Seepromenade. Sie könnte die Unterstützung der Wohnungslosenhilfe in Anspruch nehmen, tut es aber nicht.

Wo es Hilfe gibt

Folgende Einrichtungen bieten Beratungsgespräche und Notschlafstellen für Obdachlose:

(VOL.AT)

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