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Details mit großer Wirkung

Wie man den Wohnbereich schon bei der Planung barrierefrei gestalten kann.

BREGENZ Wie schnell man in seinem Wohnbereich in Sachen Bewegungsfreiheit in Bedrängnis kommen kann, weiß man spätestens, wenn man einmal auf Gehhilfen angewiesen ist. Oder einfacher, wenn man mit dem Kinderwagen hürdenlos in den Wohnbereich gelangen will. Dann nämlich wird jede Stufe, jeder kleine Absatz zum möglichen Hindernis.

Dass man diese oder auch andere Hürden erst gar nicht überwinden muss, dafür sorgen meist ganz einfache Maßnahmen, die man schon im Voraus planen kann. Nachfolgend haben wir nun für Sie Empfehlungen des Sozialministeriums zusammengefasst.

  1. Parkplatz: Wo eine Parkmöglichkeit beim Haus vorhanden ist, sollte dieser Platz bei Bedarf auf 3,5 m Breite vergrößert werden können.
  2. Müheloser Zugang: Der Weg sollte nur leicht abfallend sein. Der feste Belag sollte rutschfest und gut berollbar sein.
  3. Einladender Hauseingang: Der Bereich vor dem Eingang sollte eben und mit festem Belag sein, sodass Kinderwägen, Rollstühle oder Gehhilfen nicht einsinken oder wegrollen. Der Eingang selbst sollte überdacht, entsprechend breit, stufenlos und gut beleuchtet sein.
  4. (Eingangs-)Türen: Türbreiten zwischen mindestens 90 und maximal 100 cm und entsprechende Bewegungsflächen vor und hinter der Tür sind grundlegend. Innerhalb der Wohnräume sollte mindestens 80 cm lichte Türbreite eingehalten werden; wenn überhaupt erforderlich, sollte eine mögliche Türschwelle unter 2 cm bleiben.
  5. Bedienbarkeit von Türen: Bei Türen muss auf die leichte Bedienbarkeit für alle Bewohner geachtet werden.
  6. Alles auf einer Ebene: In Einfamilienhäusern und Wohnungen, die mehr als ein Stockwerk umfassen, sollten im schwellenlos erreichbaren Eingangsgeschoß bei Bedarf alle notwendigen Lebensfunktionen wie Wohnen, Kochen, Baden, WC und Schlafen möglich sein.
  7. Genug Bewegungsfreiheit: In strategischen Bereichen wie Küche, Bad oder Schlafzimmer muss genug Platz für den Wendekreis eines Rollstuhls oder Rollators vorhanden sein, und zwar 150 cm Durchmesser.
  8. Badezimmer und WC: Die Sanitärräume sollten für bestmögliche Zugänglichkeit zu Bad/Dusche, Waschtisch und Toilette mit entsprechenden Bewegungsräumen gestaltet sein. Für eine spätere Anpassung der Sanitärräume ist die rechtzeitige Planung wichtig.
  9. Wände in Bad und WC: Wände in Bad und WC sollten für eine spätere Montage von Stütz- und Haltegriffen im WC- und Duschbereich tragfähig ausgeführt sein.
  10. Sanitärausstattung: Flache, unterfahrbare Waschbecken mit Unterputz- oder Flachaufputzsiphon ermöglichen das bequeme Sitzen vor dem Waschtisch, entweder auf einem Hocker oder im Rollstuhl. Im Duschbereich ist idealerweise ein geeigneter Hocker, ein Duschsessel oder ein Duschklappsitz eine komfortable Einrichtung.
  11. Flexibles Schlafzimmer: Ein ausreichend großes Schlafzimmer mit Bewegungsflächen vor Bett und Schränken sollte in unmittelbarer Nähe des Bade­zimmers sein.
  12. Küche, Speis, Abstellraum: In der Küche ist der Bewegungsraum zwischen den Unterschrankelementen und den Geräten besonders wichtig. Das Backrohr mit herausziehbarem Backwagen und die Kühlgefrierkombination sollten auch im Sitzen gut erreichbar sein. Oberschränke können auch vertikal verschiebbar mit einer Hebekonstruktion zur leichteren Erreichbarkeit ausgeführt werden. In Speis und Abstellraum erleichtern unterfahrbare Regale sowie ausreichender Bewegungsraum die Nutzung für alle.
  13. Fenster mit Durchblick: Das Fensterparapet sollte nicht höher als 60 cm sein, damit man im Sitzen und Liegen besser hinaussehen kann. Fenster sollten leicht zu bedienen bzw. mit gut erreichbaren Fenstergriffen und Jalousien ausgestattet sein.
  14. Erreichbare Bedienelemente: Alle Schalter, Steckdosen, Kontrolltaster, Sicherungskästen, Gas- und Wasser-Absperrventile sollten in einer Höhe angebracht werden, die für alle Bewohner gut erreichbar ist. Auf ausreichenden seitlichem Abstand zwischen Bedienelement und anschließender Raumecke achten – das gilt auch für den Türdrücker.
  15. Einrichtung und Möbel: Höhenverstellbare Schrank­elemente, Arbeits- und Ablageflächen bieten erhöhte Flexibilität. Schiebetüren sind sicherer als Drehflügeltüren. Die Garderobe sollte auch für Kinder und sitzende Personen im Rollstuhl erreichbar sein.
  16. Sichere Bodenbeläge: Man sollte auf möglichst rutsch­sichere Bodenbeläge achten, besonders in Bad, Küche und Vorraum sowie auf dem Balkon oder der Terrasse. Im Duschbereich sind kleinteilige Fliesen- oder Natursteinbeläge geeignete Oberflächen. Hochflorige Teppiche sind für Rollstuhl und Rollator ungeeignet und Teppichläufer oder Bettvorleger notorische Stolperfallen.
  17. Trittfeste Treppen: Treppen sollten ein geschlossenes, ergonomisch sinnvolles Stufenprofil aufweisen, rutschfeste Kanten, einen beidseitigen gut umfassbaren Handlauf haben und breit genug sein, um bei Bedarf einen Treppen- oder Plattformlift zu installieren.
  18. Technische Ausstattung: Vorbereitung für zusätzliche Elektroinstallation sollte mittels Leerverrohrung für z. B. nachträglichen Einbau von Sicherheitstechnik, Kommunikationstechnik, Sensorik oder Tür- und Fensterautomation vorhanden sein. Der Umbau von Badewanne auf schwellenlose Dusche sollte leicht möglich sein.
  19. Vorbereitung für Aufzug: Die Planung sollte die Möglichkeit für den späteren Einbau eines ausreichend großen Aufzugs für Rollstuhl, Rollator etc. vorsehen (Kabinengröße 110 x 140 cm).
  20. Gute Sicht: Farbliche Kontraste zwischen angrenzenden Flächen wie Boden, Wand oder Türen verbessern die Orientierung. Einfärbige Flächen erleichtern das Auffinden von Gegenständen. Ausreichende Beleuchtung bei Stiegen, Treppen und Eingängen sorgt für Komfort und Sicherheit. Ein Bewegungsmelder für die Nachtbeleuchtung auf dem Weg vom Bett zum WC kann Stürze vermeiden.

Infozeile:
Mehr Infos erhalten Sie im Handbuch über barrierefreies Wohnen des Sozialmini­steriums unter www.sozialministeriumservice.at

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