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"Der Trend geht klar zu Langzeitverhütung"

"Verhütung ist ein individuelles Thema – regelmäßige Beratung und Aufklärung sind entscheidend", sagt Dr. Sibylle Spiegel.
"Verhütung ist ein individuelles Thema – regelmäßige Beratung und Aufklärung sind entscheidend", sagt Dr. Sibylle Spiegel. ©Jonas Jungblut; Canva
Seit Herbst 2024 bietet das Pilotprojekt "Informiert Verhüten in Vorarlberg" Frauen kostenlosen Zugang zu Verhütungsmitteln und Beratung. ErstenDaten zeigen, dass besonders Langzeitmethoden gefragt sind. VOL.AT hat bei Dr. Sibylle Spiegel, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, nachgefragt, wie sie die Verhütungssituation in Vorarlberg wahrnimmt und welche Trends sich in ihrer Praxis abzeichnen.

Verhütung ist ein zentrales Thema in der Frauenmedizin und sollte regelmäßig besprochen werden. "Jeder Kontakt mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt beinhaltet die Frage, ob die Patientin mit ihrer Verhütung zufrieden ist", sagt Dr. Sibylle Spiegel, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Sie betont, dass Verhütung keine einmalige Entscheidung sei – Bedürfnisse und Umstände ändern sich im Laufe des Lebens, weswegen man immer wieder über Verhütung sprechen müsse.

"Besonders bei jungen Frauen wird großer Wert auf Sicherheit gelegt, um ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden. Später steigt oft das Interesse an hormonfreien Methoden, da manche Frauen Nebenwirkungen hormoneller Verhütung spüren", erklärt Dr. Spiegel.

Langzeitverhütung immer gefragter

"In den vergangenen Jahren zeigt sich ein deutlicher Trend hin zur Langzeitverhütung", weiß Spiegel. Spiralen – ob Kupfer-, Gold- oder Hormonspiralen – sowie das Verhütungsstäbchen bieten eine zuverlässige Lösung über mehrere Jahre. „Viele Frauen schätzen, dass sie sich nicht täglich oder monatlich um ihre Verhütung kümmern müssen“, so Dr. Spiegel. Allerdings seien diese Methoden mit höheren Anfangskosten verbunden, was für einige Frauen eine Hürde darstelle.

Das 2024 gestartete Pilotprojekt „Informiert Verhüten in Vorarlberg“ ermöglicht es Frauen, verschiedene Verhütungsmittel kostenlos zu erhalten. Erste Daten zeigen, dass Langzeitmethoden besonders gefragt sind.

Hormonelle Methoden weiterhin wichtig

Trotz der steigenden Nachfrage nach hormonfreien Alternativen bleiben hormonelle Verhütungsmittel essenziell. Besonders für Frauen mit starken Menstruationsbeschwerden sind sie oft die beste Wahl. „Ärzte bilden sich laufend fort und passen ihre Empfehlungen an neue wissenschaftliche Erkenntnisse an“, erklärt Dr. Spiegel. So werden etwa Methoden mit ungünstigem Nebenwirkungsprofil weniger häufig empfohlen als noch vor einigen Jahren.

Verhütung ist mehr als Schwangerschaftsvermeidung

Neben der Empfängnisverhütung sollte auch der Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten nicht außer Acht gelassen werden. „Wir empfehlen immer, zusätzlich Kondome zu verwenden“, betont die Fachärztin.

Aufklärung sei entscheidend, nicht nur in der Arztpraxis, sondern auch in Schulen und anderen Institutionen. „Wissen über Verhütung und die verschiedenen Methoden sollte kontinuierlich vermittelt werden – nicht nur einmal, sondern immer wieder“, so Dr. Spiegel abschließend.

(VOL.AT)

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