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Der Stratege des Protests

Lauterach - Auch Bürgerinitiativen brauchen Leithammel. Leute wie Wolfgang Hofer aus Lauterach.

Das Feuerwehrhaus in der Bregenzer Belruptstraße ist heute Schauplatz der Regionalforums-Sitzung im Rahmen des Verkehrsplanungsprozesses. Mitten im Reich der Florianijünger wird es einiges zu löschen geben. Denn: Der Planungsprozess biegt in die Zielgerade ein, die diskutierten Entlastungsvarianten werden weniger, die Emotionen jedoch mehr. In der Gruppe von Bürgermeistern, Verkehrsplanern, Juristen und anderen Experten wird auch Wolfgang Hofer sitzen, Sprecher der Bürgerinitiative Lauterach-Hard, die sich gegen den anvisierten Bau einer Umfahrungsstraße südlich ihrer Gemeinden zur Wehr setzt.

Volles Gasthaus

„Es gibt uns seit 2004“, erzählt der Informatiker. „Und wir sind sehr schnell sehr viele geworden.“ Organisiert habe man sich, „als Dieter Egger die Nordvariante ins Spiel brachte und wir davon betroffen waren. Zuerst trafen wir uns als Nachbarn, dann verteilten wir Flugzettel. Bei der ersten Zusammenkunft im Gasthaus Weingarten kamen dann schon so viele Interessierte, dass gar nicht alle Platz im Gasthaus hatten.“ Wolfgang Hofer erwies sich für die Bewegung als Glücksgriff. Er ist einer, der sich in der Öffentlichkeit auftreten traut, der organisatorische Qualitäten aufweist und entsprechende strategische Fähigkeiten noch dazu.

Derzeit zurückhaltend

„Es hat keinen Sinn, Leute immer sofort zu mobilisieren und sie zu Aktionen anzutreiben. Das geht zwei, drei Monate. Danach lässt die Spannung nach. Man behalte dieses Potenzial lieber in der Hinterhand und nütze es erst dann, wenn es wirklich mal gebraucht wird“, gibt Wolfgang Hofer tiefere Erkenntnisse über Bürgerbewegungen preis. Registriert hat der zweifache Familienvater auf seinem Computer 700 potenzielle Mitstreiter. 20 Personen bilden das Kernteam. „Dort wird über aktuelle Vorgangsweisen entschieden.“ Derzeit ist Ruhe angesagt. „Weil das auch die Fairness gegenüber dem Planungsprozess erfordert“, erklärt Hofer. „Es herrscht dort eine gute Verhaltens- und Diskussionskultur. Auch wenn Dinge in diesem Stadium natürlich emotionaler werden.“

Idyllische Gegend

Wolfgang Hofer hat in den letzten Jahren viel gelernt. Über die Komplexität eines solchen Planungsprozesses, über bestimmte Charaktere, die ein solcher Prozess enthüllt, über Reden und Zuhören im Allgemeinen. „Das Planungsverfahren“, sagt der Lauteracher, „wird am Ende ein Ergebnis produzieren. Wie überzeugend und konsensual das sein wird, muss man abwarten.“ Natürlich hoffen er und seine Mitstreiter, dass es keine Südumfahrung ausgerechnet durch ihr Territorium gibt. Wer sich dort aufhält, kann’s verstehen. Denn Wolfgang Hofer kann vor sein Haus treten, von wo er weit und breit keine Straße sieht. Ein geradezu paradiesischer Zustand, den zu prolongieren wohl jedem viel Engagement wert wäre.

 

Zur Person

Wolfgang Hofer Geboren: 9. April 1963
Wohnort: Lauterach
Beruf: Informatiker
Familie: verheiratet, zwei Kinder
Hobbys: Lesen, Radfahren
Lieblingsessen: Käsknöpfle

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