Der Glöckner von Silbertal

Silbertal Fast drei Jahrzehnte lang hatte Ludwig Zudrell, auch „Felsa Ludwig“ eine zentrale Arbeitsstelle in der Gemeinde. Seit Juni ist er Neo-Pensionist im wohl verdienten (Un-) Ruhestand angekommen. Er war zuständig für die Instandhaltung der Wanderwege, für die Sicherung aller Treppen und Brücken, sowie für den Winterdienst in der Gemeinde. Da kommen schon einige Kilometer zusammen. Das Gemeindegebiet reicht nämlich bis zum Hasahüsli oberhalb des Fellimennllis. Sämtliche Gemeindegebäude wie das Schulhaus wurde in Ludwigs Dienstzeit saniert, neu eingedeckt und tragen seine Handschrift. Auch das Gemeindezentrum in Silbertal, sowie der Spielplatz lag ihm am Herzen. Das Zentrum ist ja das Aushängeschild einer Gemeinde. Daher wurde dies immer mit schönen Blumen versehen. Auch dass es genügend Parkplätze im Sommer und auch Winter gab, war er zuständig. „Ich bin übrigens der Glöckner von Silbertal, also der Turmwärter der Dorfkirche“, verrät Ludwig Zudrell und lacht. Als solcher hat er dafür gesorgt, dass die Glocken zu allen Anlässen läuten. „Das war früher nicht so einfach wie heute“, erzählt er. „Die Glocken mussten auch immer wieder gewartet werden “, ergänzt er. Neben all den Tätigkeiten war er auch ein beliebter Feuerwehrkamerad. Auf den Alpen Platina und Mutt, die im Gemeindegebiet von Silbertal liegen, ist Zudrell Alpmeister. Hier musste auch einiges über die Jahre saniert werden. Auf der Alpe Gafluna, die ganz im hinteren Silbertal liegt, ist er als Gemeindewerkmeister zuständig. „Auf der Alpe geht die Arbeit nie aus, da gibt es immer vieles zu tun“, so der frisch Pensionierte. Im Dorf haben sich die Tätigkeiten über die Jahre verdoppelt, wie er erzählt. „Wenn man so lange bei der Gemeinde beschäftigt war, weiß man, es: gibt es allerhand zu tun. Ich habe alles in gute Hände an meine Nachfolger übergeben.“
Ein Herz für die Landwirtschaft
Langweilig wird ihm jedoch nicht, wie er erzählt. Ludwig Zudrell betreibt mit seiner Familie „auf dem Felsa“, nicht weit vom Dorfzentrum entfernt, einen Bauernhof mit Milchkühen. Als Landwirt liegt ihm das Wohl der Tiere am Herzen. Eine artgerechte Haltung steht bei ihm daher ganz oben. Gelernt hat er ursprünglich den Beruf des Zimmermanns. Das Handwerk kommt ihm bis heute zugute, wie er erzählt. „Im Winter wird alles, was an den Werkzeugen lottert, wie bei Pickeln und Schaufeln, also alle Holzgeräte, wieder in seiner Werkstatt auf Vordermann gebracht.“ Mit Vorliebe betreut er seinen Maiensäß Wollaborg am Kristberg als zusätzliche genutzte Landwirtschaft.
Der Sonnenschein der Familie
rotz der vielen Arbeit kamen die Ferien nie zu kurz. Wenn Ludwig Zudrell auch mal Zeit hatte, stand Skifahren und Reisen mit seiner Familie auf dem Programm. Dann ging es gerne nach Mallorca. Ein besonderes Erlebnis war das Segeln in Kroatien. Die Gäste vom Maiensäß hatten die Familie damals eingeladen „Da sind wir dann hart am Wind gesegelt und ich war Kapitän oder Skipper“, erinnert er sich gerne. Ein Herzstück seiner Familie ist der jüngste Sohn Simon. Er wurde mit dem Down Syndrom (Trisomie 21) geboren. „Wir hatten über die Jahre viele Einschränkungen, so konnten wir Simon oft nicht mitnehmen, in den Urlaub zum Beispiel“, räumt der Vater ein. Simon hat auch mehrerer Krankenhausaufenthalte hinter sich. Trotzdem ist das Nesthäkchen bis heute der Sonnenschein der Familie. „Unser Sohn bleibt einfach immer unser Kind.“ Mittlerweile hat Simon einen geschützten Arbeitsplatz in Schruns gefunden. Die Arbeit bereite ihm große Freude. Auch eine Freundin habe er, wie Ludwig Zudrell nicht ohne Stolz erzählt. Was für Ludwig auch wichtig ist, seine betagte Mama mit 95 Jahren, die im Pflegeheim Bartholomäberg betreut wird, zu besuchen. Manchmal holt er sie für zu seiner Familie, was sie sehr freut, erzählt er. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben. Wir sind von Naturkatastrophen verschont geblieben“, sagt der „Felsa Ludwig“. Was er sich wünscht? „Einen schönen Lebensabend zu erleben, gesund zu bleiben und für meine Familie da zu sein. Und die alte Säge am Kristberg noch lange betreuen zu können. EST
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