Der Fall Jack Unterweger

Im Mai 1990, acht Jahre nachdem sein angeblich autobiografischer Roman "Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus - Report eines Schuldigen" erschienen war, wurde er auf Bewährung aus der Strafanstalt Stein entlassen - als Beispiel einer geglückten Resozialisierung.
Der Fall des Mörders Jack Unterweger
Maßnahmenvollzug gab es damals noch keinen in Österreich. "Unterweger wäre auch nie ein Fall dafür gewesen. Er hat alle getäuscht und hätte auch die Gutachter getäuscht", meint Ernst Geiger, ehemaliger Leiter der Wiener Mordkommission und "Gegenspieler" Unterwegers. Der "Häfenliterat" konnte auf zahlreiche prominente Unterstützer bauen.
"Fegefeuer" wurde 1988 verfilmt, Unterweger schrieb weitere Bücher wie "Kerker" oder "Schrei der Angst". Unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Haft begann der Steirer mit Leseabenden, die ihn durch ganz Österreich und ins Ausland führten. Diese Veranstaltungen sollten im Zusammenhang mit Prostituiertenmorden Bedeutung bekommen.
Landesgericht Graz erließ 1992 einen Haftbefehl
Am 13. Februar 1992 erließ das Landesgericht Graz Haftbefehl. Nach einer abenteuerlichen Flucht wurde Unterweger Ende Februar in Miami gefasst und Ende Mai 1992 nach Österreich überstellt. Am 20. April 1994 begann im Grazer Landesgericht der Prozess gegen den "Häfenliteraten". Unterweger wurden zwischen September 1990 und Juli 1991 ein Mord in Prag, ein weiterer in Bregenz, zwei im Raum Graz, vier im Raum Wien und drei in Los Angeles zur Last gelegt.
Wenige Stunden nach seiner Verurteilung wegen neunfachen Prostituiertenmordes verübte Unterweger Suizid. Das Urteil wurde damit nie rechtskräftig. "Der Fall hat die Modernisierung der Kriminalpolizei in Österreich bewirkt", so Ernst Geiger, ehemaliger Leiter der Wiener Mordkommission und "Gegenspieler" Unterwegers. Auch die Tatortarbeit sei danach "wesentlich verbessert" worden. Außerdem wurden u.a. die DNA-Datenbank - "da waren wir Vorreiter" - und der kriminalpsychologische Dienst eingeführt.
Geigers Roman "Mordsmann"
Geiger hat über den Fall zu dem auf Fakten basierenden Roman "Mordsmann" verarbeitet. Am 25. Jänner erscheint mit "Austrian Psycho" ein zweites Buch über Unterweger. Der deutsche Journalist und Autor Malte Herwig verwebt darin verbriefte Fakten, Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen wie Elfriede Jelinek und Peter Handke sowie Aussagen Unterwegers zu einer dokumentarischen Erzählung, kündigte der Verlag an.
(APA/Red)
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