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Der Distelfink - Kritik und Trailer zum Film

Bei einem Terroranschlag im New Yorker Metropolitan Museum verliert der 13-jährige Theo Decker (Ansel Elgort) seine Mutter. Er kommt bei der wohlhabenden Familie eines Freundes unter, und die Mutter (Nicole Kidman) dort nimmt ihn auf wie ihr eigenes Kind. Was sie nicht weiß: Theo konnte aus den Trümmern das Gemälde "Der Distelfink" des holländischen Altmeisters Carel Fabritius retten.

Alles ist bildgewaltig in John Crowleys ("Brooklyn") Literaturverfilmung "Der Distelfink", sogar die Explosion, die einen Buben zum Waisen macht. Angesichts der komplexen Handlung und der Kohorte an Persönlichkeiten in Donna Tartts Roman, würden es viele für einen nicht verfilmbaren Wälzer halten - aber genau das hat der irische Regisseur in zweieinhalb Stunden mutig versucht. Ab Freitag im Kino.

Der Distelfink - Kurzinhalt zum Film

Der 13-jährige Theo (als Bub gespielt von Oakes Fegley und als junger Mann von Ansel Elgort) verliert seine Mutter (Hailey Wist) bei einem Bombenanschlag im New Yorker Metropolitan Museum of Art. Durch einen Zufall überlebt er und landet zuerst bei der wohlhabenden Familie eines Freundes und seiner Mutter (Nicole Kidman); dann taucht sein längst verschollener Vater Larry (Luke Wilson) auf und schleppt ihn nach Las Vegas.

Später wird Theo bei einem netten Antiquitätenhändler (Jeffrey Wright) in New York City Zuflucht finden. Entlang der Reise verliebt er sich in ein Mädchen namens Pippa (Aimee Laurence als Mädchen, Ashleigh Cummings als Erwachsene), freundet sich mit einem ukrainischen Buben namens Boris (Finn Wolfhard) an, verlobt sich, verkauft gefälschte Antiquitäten, und schlittert in die kriminelle Unterwelt von Amsterdam.

Der rote Faden in dieser überbordenden Geschichte ist der titelgebende Distelfink, ein kostbares Gemälde von Carel Fabritius aus dem 17. Jahrhundert (das im wirklichen Leben in der Königlichen Gemäldegalerie Mauritshuis in Den Haag hängt), das angeblich bei der Explosion des Museums zerstört wurde. Theo, der sich für den Tod seiner Mutter verantwortlich fühlt, hat das Gemälde heimlich mitgenommen, und während die Handlung voranschreitet, sehen wir, wie der kleine Vogel den Rest seines Lebens beeinflusst.

Der Distelfink - Die Kritik

In den USA landete Donna Tartts "Der Distelfink" trotz stattlicher Leibesfülle - 770 Seiten zählt die Originalausgabe, über 1.000 die deutsche Übersetzung - rasch auf der Bestsellerliste und gewann 2014 den Pulitzer Preis für Belletristik. Dieses voluminöse Epos zu verfilmen, wäre für jeden eine Mammutaufgabe. Der Ire Crowley, dem mit "Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten" (2015) eine wunderschöne literarische Adaption gelungen ist, hat es gewagt, aber das Ergebnis ist unbefriedigend.

Er hat ein würdiges Team zusammengestellt, darunter der britische Drehbuchautor Peter Straughan (der John le Carres "Dame, König, As, Spion" in einen tollen Film verwandelt hat) und der legendäre Kameramann Roger Deakins, der 2018 einen längst überfälligen Oscar für "Blade Runner 2049" gewonnen hat. Crowley bemüht sich, die vielen Teile des Romans zu einem zusammenhängenden Ganzen zusammenzufügen und er tut es in einem elegant melancholischen Stil, der vom kühlen Upper-Class-Milieu der Park Avenue bis zu den sonnenverwöhnten Wüstenrändern von Las Vegas reicht. Aber "Der Distelfink" flattert auf eine Weise hin und her, die ein sinnvolles Zusammenfließen der Elemente verhindert, und es fühlt sich fast so an, als stecken drei Filme in einem - besonders sobald der dritte Akt einen actiongeladenen Genrewechsel vornimmt.

Im Kern des Ganzen liegt eine Geschichte über das Erwachsenwerden begraben, die von der Idee handelt, dass zufällige Ereignisse, sogar Tragödien, uns zu Menschen formen, die wir sonst nicht wären. Die Themen Verlust, Sehnsucht, Herzschmerz und Verrat, ganz zu schweigen von der Natur und dem Wert schöner Kunst, sollten uns letztendlich bewegen, aber Ansel Elgort ("Baby Driver"), ein junger, talentierter Schauspieler, vermag die innerlichen Kämpfe seiner Figur nicht zu vermitteln. Er bleibt ein Rätsel bis zum Schluss.

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(APA/Red)

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