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Der direkte Kontakt zu den Menschen fehlt

Das Spielboden-Team zieht für 2021 trotz vieler Schwierigkeiten ein positives Resümee, dank eines starken Zusammenhalts.
Das Spielboden-Team zieht für 2021 trotz vieler Schwierigkeiten ein positives Resümee, dank eines starken Zusammenhalts. ©Spielboden
Der Spielboden Dornbirn blickt vorsichtig optimistisch auf das Lockdown-Ende in der nächsten Woche.
Der direkte Kontakt zu den Menschen fehlt

Dornbirn. (cth) Kommende Woche soll das Spielboden-Programm wieder aufgenommen werden. Der Spielboden Dornbirn ist ein ganzjähriger Kulturveranstalter mit regionaler und überregionaler Programmausrichtung und kämpft wie viele andere mit den aktuellen Herausforderungen. Die VN-Heimat traf dazu GF Heike Kaufmann zum Interview.

VN-Heimat: Wie geht es euch als einer der größten Kulturveranstalter im Land mit der derzeitigen Situation?

Kaufmann: Einerseits haben wir ganz klar Verständnis für die Maßnahmen, die in der Pandemie getroffen werden müssen, aber andererseits – ganz ehrlich: Lockdown Nr. 4 nervt. Wie viele andere betroffene Einrichtungen auch, befinden wir uns seit mittlerweile fast zwei Jahren in einem permanenten Improvisationsmodus. Manche Veranstaltungen müssen nun schon das dritte oder vierte Mal verschoben oder schließlich ganz abgesagt werden.

Es geht unglaublich viel Energie drauf, auf wiederkehrende Einschränkungen, spontane Änderungen, angeordnete Schließungen oder kurzfristige Öffnungen spontan zu reagieren und trotzdem ein ansprechendes, qualitativ hochwertiges, spannendes Programm auf die Beine zu stellen. Das fordert uns als Team, aber auch jeden einzeln ganz schön heraus, einfach weil alles mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden ist. Und mitten unter die komplizierten organisatorischen Planungen mischt sich die Sorge um das zukünftige Publikumsverhalten. Vor der Pandemie hatten wir durchschnittlich 40.000 Besucher*innen pro Jahr – werden wir das wieder einmal haben?

VN-Heimat: Was waren für euch die größten Herausforderungen in den letzten Monaten?

Kaufmann: Ich würde sagen, zum einen den Kontakt und das Vertrauen unseres Publikums nicht zu verlieren und zum anderen die eigene Arbeitsmotivation zu halten. Wir sind Kulturveranstalter*innen von Herzen und finden es sehr schade, dass viele Monate an inhaltlicher und organisatorischer Arbeit quasi nicht belohnt und hinausgetragen werden konnten. Auch fehlte uns durch die Einschränkungen des Kulturlebens der direkte Kontakt zu den Menschen. Gerade in Zeiten wie diesen wird uns der regelmäßige und wichtige Austausch mit anderen Kulturinteressierten und kritischen Geistern schmerzhaft bewusst, weil neue Impulse und Ideen am besten gemeinsam generiert werden können.

VN-Heimat: Welche Veranstaltungen bedauert ihr am meisten, die in diesem Jahr abgesagt werden mussten?

Kaufmann: Das waren sehr, sehr viele – angefangen von zwei Produktionen des aktionstheater ensembles, über hauseigene Festivalformate, wie das Dynamo Festival oder das Human Vision Filmfestival in seiner ursprünglich geplanten Form, bis hin zu zahlreichen Einzelkonzerten, zuletzt My Ugly Clementine, Buntspecht oder King Khan & The Shrines, um ein paar konkrete Beispiele zu nennen.

VN-Heimat: Was wünscht ihr euch für die naheliegende Zukunft als Kulturveranstalter?

Kaufmann: Dass wir möglichst bald wieder selbstbestimmt agieren können, anstatt nur zu reagieren. Dass wir uns auch wieder inhaltlich statt nur organisatorisch weiterentwickeln. Dass es wieder um Programmgestaltung geht anstatt um Reorganisation. Und dass wir wieder ganz viele Menschen am Spielboden begrüßen dürfen, in Austausch treten, Kooperationen knüpfen, Qualität, Vielfalt und Inspiration ausstrahlen können.

VN-Heimat: Wie sieht euer „Resümee des Jahres 2021“ aus und auf was dürfen sich die Spielbodenbesucher heuer noch freuen?

Kaufmann: Wir haben allen Widrigkeiten zum Trotz, wie auch im Jahr davor, versucht, das Beste daraus zu machen. Wir haben Veranstaltungen gestreamt – genauer gesagt: teleportiert und die Location an jeweils gültige COVID-Bestimmungen angepasst. In finanzieller Hinsicht sind wir dank staatlicher Unterstützungsleistungen und dem treuen Support unserer Subventionsgeber*innen und Partner*innen bis dato relativ unbeschadet durch die pandemischen Monate gekommen. Allgemein gesehen kann sich unser Publikum jedenfalls auf ein vielfältiges und qualitätsvolles Kulturprogramm freuen und sobald die Infektionslage es zulässt, starten wir unmittelbar wieder mit unserem Kinoprogramm.

Für alle anderen Veranstaltungsformate empfehlen wir einen Blick auf unsere Homepage, wo wir aktuelle Verschiebungen und Ersatztermine veröffentlichen: www.spielboden.at

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