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Der Bund der Unbeugsamen

Zwei Freunde sprechen über bewegte Zeiten. Richterin Isabelle Amann und Anton Häusler haben die Aufklärung der Testamentsaffäre ins Rollen gebracht.
Zwei Freunde sprechen über bewegte Zeiten. Richterin Isabelle Amann und Anton Häusler haben die Aufklärung der Testamentsaffäre ins Rollen gebracht. ©VOL.at/Paultisch
Lustenau - Isabelle Amann und Anton Häusler. Eine Freundschaft, die das Schicksal schuf.

Die Richterin und der Metzger. Sie 33, er 62. Wohl niemals wären sie privat Freunde geworden, hätten sich amikal „Isabelle“ und „Toni“ genannt. Hätte es nicht diesen Jahrhundert-Kriminalfall rund um gefälschte Testamente gegeben, der das ganze Land erschütterte. Doch es trug sich zu, dass er, der um sein rechtmäßiges Erbe Betrogene, auf sie stieß. Ausgerechnet am Bezirksgericht Dornbirn, wo der Testamentsskandal bei all den gebotenen Unschuldsvermutungen seinen Anfang nahm. Sie trafen sich erstmals im Dezember 2008. Die Geburtsstunde eines unbeugsamen Duos, vereint im Kampf gegen ein einmaliges Verbrechen.

Die Koalition

Wobei Isabelle Amann, seit 15 Monaten im Hauptberuf glückliche Mutter, Heldenrethorik nicht mag. „Das ist kitschig. Ich habe doch nur professionell gehandelt“, wird sie in gebotener Sachlichkeit nicht müde, immer wieder zu betonen. Auch Anton Häusler sieht sich dann stets in der Pflicht, zu ergänzen: „Ja, ja, das braucht es nicht. Uns da als Helden hinzustellen. Man muss nicht übertreiben.“ Dabei kann man gerade ihn in seinem hartnäckigen und jahrelangen Kampf nicht überbieten, den er auf scheinbar verlorenem Posten mit größtem Einsatz führte.“ Als sich beide schließlich zum ersten Mal im Amtszimmer der Richterin trafen, kam es sofort zur Koalition der Entschlossenen.

Endlich Hilfe

„In der Verlassenschaft nach Stefanie H. gab es zahlreiche Ungereimtheiten. Und dann kam Toni. Ich hab ihm geglaubt. Er hatte ja zuvor schon bei seinem Testament eine Menge Nachforschungen angestellt und vieles entdeckt“, reflektiert Amann diese erste direkte Begegnung. Sehr höflich und informiert sei er bei ihrem ersten Treffen aufgetreten. Der Riefensberger bekam seinerseits das Gefühl, „dass da endlich jemand war, der mir wirklich helfen wollte. Und nicht einfach nur mit dem Kopf schüttelte.“ Einen Punkt, an dem sie resignieren wollten, gab es fortan nicht mehr. „Ich hätte weiter gekämpft. Ich hätte niemals aufgegeben“, sagt Anton Häusler noch heute mit dem Brustton der Überzeugung.

Beim Nachbarn

Was sie an ihm mag? „Seinen Kampfgeist. Toni ist bereit, für seine Überzeugung alles zu geben. Das hat mir schon imponiert.“ Was er an ihr mag? „Dass sie zu ihrem Wort steht. Isabelle zieht etwas durch, wovon sie überzeugt ist.“ Respektvoll schauen sie einander an. Wie zwei Partner nach einem erfolgreichen Geschäftsabschluss. Dass diese Geschäftspartner schließlich Freunde wurden, aus der Frau Rat „die Isabelle“, und aus dem Anton Häusler „der Toni“, liegt in einem anderen Umstand begründet. „Ich als Metzger hatte oft in der Dornbirner Oberstadt beim Kollegen Werner Fontain zu tun.“ „Und ich“, fährt Isabelle Amann fort, „pflege zu meinem Nachbar Werner einen guten Kontakt. Bei ihm in der Metzgerei haben wir uns dann auch gelegentlich getroffen.“ Der Werner habe den Anton auch immer wieder bestärkt, nicht aufzugeben.

Keine Wut

Gerade vor Weihnachten sitzen die beiden aber nicht ohne Gedanken an die mutmaßlichen Missetäter vor dem Adventkranz mit den vier brennenden Kerzen. „Ich kann keine Wut empfinden. Ich gönne ihnen auch nichts Schlechtes. Ich weiß, dass es ihnen nicht gut geht“, sinniert Häusler. Ganz Richterin ist bei diesem Thema Isabelle Amann, lässt ihre Gedanken die juristische Schiene nicht verlassen. Zumindest nicht nach außen. „Ich meine: Man muss den Prozess abwarten. Erst danach ist eine Bilanz möglich.“ Das Gewand der Richterin wird sie freilich in den kommenden Festtagen abstreifen. Ganz Mutter sein und mit Söhnchen Benedict (15 Monate) und Gatte Ulrich Familie zelebrieren. Toni Häusler wird gemeinsam mit seiner über 80-jährigen Quartiergeberin Weihnachten feiern und ihr feine Wiener Schnitzel zubereiten. Dienstlich in einer Amtsstube dürften sich Isabelle Amann und Anton Häusler nie mehr begegnen. „Ich könnte ja den jetzt eingetretenen Umstand der Befangenheit nicht mehr abstreiten“, sagt die junge Mutter. Wobei ihr breites Lachen verrät, dass ihr das herzlich egal ist.

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