AA

Der „Stichtag“ in einem Leben

Götzis - Eine Wespe hätte Alois Hotz beinahe getötet. Nach einem Herzstillstand wurde er in letzter Sekunde gerettet.
Allergiker müssen sich in Acht nehmen

Der ansonsten verregnete Tag wird durch ein paar Sonnenstrahlen verwöhnt. Leben kommt in den schmucken Garten des Einfamilienhauses in der Götzner Komminger Straße. Insekten fliegen durch die Luft. Auch Wespen. Argwöhnisch blickt Alois Hotz, 71, durch die mit einem Insektengitter versehene Tür von der Küche hinaus zum Garten. „Ich bin immer auf der Hut“, sagt jener Mann, dem eine Wespe vor gut zwei Jahren beinahe das Leben gekostet hätte. Und drückt die Hand fest an sein Notfallset, das er seit gut zwei Jahren in der warmen Jahreszeit stets bei sich führt.

Es ging schnell

Es war der 28. Mai 2009 gegen Mittag. „Ich wollte die Blaumeisenhütte im ersten Stock ausmisten. Es kehrten dort keine Vögel mehr zu, ich wollte ihnen die Voraussetzungen für den Bau eines neuen Nestes schaffen.“ Hotz begab sich auf den Balkon vor seinem Schlafzimmer. Er griff in das Loch des Vogelhäuschens hinein, in der Absicht, das alte Moos von dort zu entfernen. „Plötzlich spüre ich einen Sich im linken Zeigefinger“, erinnert sich der Pensionist. Es war eine Wespe. Kurz darauf begann der Körper zu reagieren. „Es wurde mir komisch, so als sei ich leicht betrunken.“ Der erfahrene Wildnis-Wanderer hatte ein Vakuum-Gerät im Haus. Damit wollte er das Gift aus dem Finger saugen. „Doch als ich das Gerät in Händen hielt, war ich plötzlich nicht mehr in der Lage, es zu bedienen. So schlecht ging es mir plötzlich.“

Dramatische Minuten

Gott sei Dank war Gattin Johanna im Haus. Sie brachte ihren Mann ins Erdgeschoss und nach draußen, setzte ihn auf die Stiege und fuhr den Wagen vor. „Ich wollte ihn so schnell wie möglich zum Arzt fahren.“ Doch als Alois Hotz zum Auto gehen wollte, verlor er das Bewusstsein und knallte ungebremst mit dem Gesicht voraus auf den Asphalt. Sofort verständigte Johanna die Rettung. „Die kam gleich. Gott sei Dank.“ Sie kam keine Sekunde zu früh. Der damals 69-Jährige wurde ins Rettungsauto getragen. Plötzlich Kreislaufzusammenbruch, Herzstillstand! „Das Rettungsauto fuhr gar nicht weg, wie verrückt kämpfte das Rettungsteam um das Leben meines Mannes. Es war schrecklich“, vergisst Johanna Hotz die dramatischen Minuten nie. Das Team um Internist Dr. Wilhelm gewann den Kampf. „Ich erwachte irgendwann am Nachmittag im LKH Hohenems. Man erzählte mir, was passiert war“, denkt ­Alois Hotz mit nachdenklichem Blick zurück.

Fläschchen Wasser

Dass er ein Allergiker der höchsten Risikostufe (4) ist, machte man ihm auf der Dermatologie in Feldkirch klar. Dort begann man auch mit einer Immuntherapie, die jetzt noch läuft. Kaum therapieren lassen sich Angst und Panik bei Wespen. „Unlängst flogen mir bei der Müllentsorgung wieder einige der Viecher entgegen. Ich sprang blitzschnell weg, zumal ich für einmal mein Notfallset nicht mit hatte“. Alois Hotz erzählt weitere Geschichten über Begegnungen mit den aggressiven Insekten. So als sei jede dieser Episoden ein überstandenes Abenteuer. Sein Leben hat sich verändert. So richtig sicher fühlt er sich nur, wenn es keine Wespen gibt. Ferien im Ausland macht er jetzt früher – nicht mehr zur Sommerszeit. Das Notfallset ist stets in Griffweite. Darin enthalten: Adrenalinspritze, Tropfen, zwei verschiedene Tabletten. „Und ein Fläschchen mit Wasser. Weil es nämlich schon passiert ist, dass ein Gestochener trotz der Tabletten gestorben ist. Weil er sie ohne Wasser nicht schlucken konnte.“

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Götzis
  • Der „Stichtag“ in einem Leben