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Den dunklen Jahren auf der Spur

Großes Interesse beim Rückblick auf Rankweil 1938 und die NS-Zeit in Vorarlberg.
Großes Interesse beim Rückblick auf Rankweil 1938 und die NS-Zeit in Vorarlberg. ©Henning Heilmann
Der Historiker Werner Bundschuh, Alt-Nationalrat Günter Dietrich und eine Reihe von Zeitzeugen blickten zurück auf Rankweil 1938 und die NS-Zeit in Vorarlberg.
Gedenkveranstaltung Rankweil 1938

RANKWEIL Einen interessanten Rückblick auf Rankweil zur Zeit des Anschlusses ans Deutsche Reich vor 80 Jahren bot die Gedenkveranstaltung “Rankweil 1938”. Anhand von Einzelschicksalen bekannter Personen aus Rankweil und Umgebung wurden die Folgen von Anpassung und Widerstand in den Jahren 1938-1945 aufgezeigt.

Natürlich durften an diesem Abend lebende Zeitzeugen des Dritten Reichs nicht fehlen:  Der 95-jährige Belgier Civilia Camille kam als Zwangsarbeiter zunächst auf Baustellen der Illwerke, dann nach Sulz. Der französische Sergeant Jean Mariani kam 1940 in Kriegsgefangenschaft und war in der Valduna Hauselektriker. Im Mai 1945 spielte er bei der Befreiung Rankweils eine wichtige Rolle. Sein Sohn Gerard war ebenso anwesend. Auch Sternen-Wirt Helmut Wetzel wusste aus den Kriegszeiten zu berichten.

Dunkle Zeiten in Rankweil

Der Historiker Dr. Werner Bundschuh (Johann August Malin Gesellschaft) blickte auf 1938 zurück und zeigte, dass die Demokratie schon Jahre zuvor abgeschafft worden sei. Detailreich erklärte er: „Auch Rankweil war ein Hotspot der Nationalsozialisten“.
Schon im Jahr 1932 plädierte etwa ein Drittel für den Anschluss ans Deutsche Reich, zeigte Alt-Nationalrat Günter Dietrich auf. Die Hitlerjugend traf sich seinerzeit im Kino (heute Altes Kino Rankweil). Interessanterweise seien allerdings alle Gasthäuser, die in den Dreißiger Jahren als Parteiheime der Nationalsozialisten dienten, im heutigen Rankweil geschlossen (dazu zählen das Schiff, der Hirschen und der Bären).

Nazi-Zeiten in Vorarlberg

Der Rückblick in die dunkle Geschichte streifte bekannte Nazis aus Vorarlberg wie Irmfried Eberl, dem Leiter des Vernichtungslagers Treblinka ab 1942, ebenso wie weniger bekannte, im Hintergrund wirkende Personen. Die Schriftstellerin Natalie Beer aus Rankweil, die trotz ihrer Tätigkeit in der NS-Frauenschaft und auch nach dem Krieg noch die NS-Zeit verteidigender Äußerungen mit dem Ehrenring der Marktgemeinde Rankweil und dem Silbernen Ehenzeichen Vorarlbergs ausgezeichnet wurde, wurde kritisch beleuchtet.

„NS-Geschichte aufarbeiten“

Günter Dietrich rief dazu auf, die Geschichte der NS-Zeit richtig aufzuarbeiten. SPÖ Rankweil-Obmann Werner Nesensohn bedankte sich für das große Interesse an der Informationsveranstaltung. Der kleine Vinomnasaal platzte aus allen Nähten. HE

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