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Dem Mut zur Lücke auf den Zahn gefühlt

©VOL Live/ Steurer
Feldkirch - Andreas Litschauer und Claudia Schliessl haben sich für ein ganz besonderes Grundstück entschieden. Es ist gerade mal 13 Meter breit und 39 Meter lang.
Ein Traumhaus in Feldkirch

Felix ist fünf. Da werden schon bald die ersten Milchzähne ins Wackeln kommen und dem neckischen Grinsen des Dreikäsehochs einen ganz besonderen Charme verleihen. So gesehen haben Lücken also durchaus ihren Reiz. Mut zur Lücke bewiesen aber auch die Eltern Andreas Litschauer und Claudia Schliessl, als sie sich für das Grundstück in Feldkirch-Altenstadt entschieden. Exakt 13 Meter breit, 39 Meter lang und umgeben von zahlreichen Einfamilienhäusern, bekommt man auf den ersten Blick berechtigte Zweifel, ob es sich als Bauland auch wirklich eignet. Doch der Architekt mit seinem geschulten Auge betrachtete die Sache aus einer ganz anderen Perspektive. Und entschied sich, auf der Lücke ein Traumhaus für seine Familie zu errichten.

Die Idee: Die Form des rechteckigen Grundstücks bestimmt die Form des Gebäudes. „Ich habe bewusst darauf geachtet, dass sie sich in der gesamten Architektur widerspiegelt“, erklärt Litschauer. So entstand ein langer schmaler Baukörper, der dennoch 130 Quadratmeter Wohnfläche für die vierköpfige Familie bietet. U nd nicht zu vergessen den 55 Quadratmeter großen Keller, in dem sich neben dem Arbeitszimmer und einem Spielbereich für die Kinder auch ein großzügiger Stauraum ergeben hat. Das Satteldach hat einen steilen Neigungswinkel, wobei die Dachflächen unterschiedlich groß sind. Das ergibt sich durch die vorgeschriebene Abstandsnachsicht zu den Nachbarhäusern. Die asymmetrische Form wiederum bestimmt die Anordnung der Zimmer. Elternschlafzimmer und die beiden Kinderzimmer liegen daher auf der Südseite, also auf der Seite mit der kleineren Dachfläche.

Durch die raffinierte Form gelang es Andreas Litschauer, das Maximum aus dem kleinen Grundstück herauszuholen. Zwar ist das Haus nur sechs Meter breit, genügend Raum ergibt sich jedoch aus der Kompaktheit und der Raumnutzung bis in den obersten Bereich des Daches. Und dennoch hat Litschauer Mies‘ Doktrin „Weniger ist mehr“ nicht außer Acht gelassen. „Ich habe versucht, mit den Distanzen zu spielen“, erklärt der Planer und Bauherr, „dadurch ergeben sich Proportionen und Übergänge.“ Licht- und Schattenspiele lösen das Gebäude regelrecht auf und lassen es transparent wirken. So fügt sich das Gebäude optimal in die gegebene Grundstückssituation ein.

Auch die Wahl des Baumaterials Holz hat gerade bei so außergewöhnlichen Formen große Vorteile. Außen wie innen. Dabei schätzt die junge Familie nicht nur die Wohnqualität, sondern auch die Gestaltungsmöglichkeiten. Bewusst entschieden sich die Hautärztin und der Architekt im Erdgeschoss für eine Balkendecke mit Schwalbenschwanzverbindung. „Sie lässt den Raum optisch größer wirken“, weiß Litschauer. Durch die Wahl von dunklem Linoleum im Bereich der Küche und im Gang sowie Fichten-Dielen im Wohnzimmer wird außerdem Arbeiten und Wohnen getrennt und die offene Situation unterteilt, was sich wiederum positiv auf das Raumgefühl auswirkt. Auch bei den Fenstern gaben sich die beiden zurückhaltend. Vom Essplatz aus sieht man durch das schmale „Spannerfenster“, wie sie es augenzwinkernd nennen, auf die Straße hinaus. Großflächiger wird es zum Garten hin. Eine Brüstung verhindert jedoch das Verschmelzen von Wohnraum und Garten und vermittelt das Gefühl von einer ganz besonderen Behaglichkeit. Die Ergänzung unter freiem Himmel, sprich das Wohnzimmer im Grünen, stellt die überdachte Terrasse dar, die im Sommer auch gerne und viel genutzt wird.

DATEN & FAKTEN

Einfamilienhaus in Feldkirch,
Andreas Litschauer und Claudia Schliessl

Wohnfläche: 130 m²

Grundstück: 13 x 39 m²

Architektur: Andreas Litschauer

Bauausführung: LOT.Wucher Holzbaumeister, Feldkirch

Planung: 3 Monate

Grundstückskauf: Oktober 2007

Baufertigstellung: Oktober 2008

Konstruktion: Eine Besonderheit weist auch die Garage auf, die direkt an der Straße, also vor dem Haus, platziert wurde. Es handelt sich um einen Betonbaukörper, der durch integrierte Holzleisten einen weichen und sensiblen Touch erhält. Hardcore-Beton hätte nicht zum Holzhaus gepasst.

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