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Dekubitus: Geschwür der Schwerkranken

Vermehrte Zahl von Pflegefällen zu Hause verschärft die Situation -Fachgesellschaft gegründet.

Am Beginn stehen zumeist eine schwere Erkrankung, Immobilität bzw. Bettlägerigkeit. Die Konsequenz stellt sich oft bei nicht optimaler Pflege binnen kurzer Zeit ein: Druckgeschwüre, die mit Schmerzen und langfristig notwendiger Wundversorgung verbunden sind. Eine neue gegründete Österreichische Gesellschaft für Dekubitusprävention will jetzt für Ausbildung, Datensammlung und für Modellprojekte sorgen, hieß es am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien.

“Laut geschätzten Zahlen sind derzeit in Österreich rund 140.000 Menschen von Dekubitus betroffen. Die Zahl kann aber auch höher sein. Das ist verbunden einer Einschränkung der Lebensqualität, bedeutet Wundbehandlung, Schmerz und Leid. 80 Prozent der pflegebedürftigen Patienten werden von Laien gepflegt. Wir erleben im Spital sehr oft, dass Kranke von Hause mit solchen Druckgeschwüren zu uns ins Spital kommen”, sagte die Präsidentin der Gesellschaft, Zita Takacs.

Während ehemals Druckgeschwüre – also das Wundliegen – eine Komplikation war, die besonders in Krankenhäusern und Pflegeheimen auftrat, scheint sich das Problem in den extramuralen Bereich zu verlagern. Die Pflegedirektorin des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Wien, Therese Lutnik: “Wir haben die Dekubitus-Rate bei unseren Patienten in den vergangenen 15 Jahren im Spital praktisch auf Null heruntergebracht.”

Eine derart professionelle Betreuung von immobilen und pflegebedürftigen Patienten, welche die Gefahr drastisch mindert, ist aber zu Hause oft nicht gegeben. Man schätzt beispielsweise, dass derzeit in Wien rund 27.000 Patienten an solchen Druckgeschwüren leiden. Aber sie werden im Schnitt nicht ein Mal von diplomiertem Krankenpflegepersonal gesehen. Laut internationalen Daten dürften aber auch zehn bis 30 Prozent der Langzeitpatienten in Krankenhäusern und Pflegeheimen an solchen Komplikationen leiden, in Österreich ist diese Rate mit Sicherheit geringer.

Bessere Ernährung, Mobilisierung der Betroffenen, spezielle Lagerungstechniken, Wundpflege sowie die verschiedensten technischen Hilfsmittel können entweder die Entwicklung von Druckgeschwüren verhindern oder diese wieder beseitigen helfen. Gerade außerhalb der professionell agierenden Krankenhaus- und Pflegeinstitutionen aber fehlt oft das Fachwissen, um diesem Problem umzugehen, das ausgerechnet zumeist die hilflosesten Patienten betrifft.

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