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Das Vorjahr brachte teurere Mieten mit sich

Wohnen ist nicht billiger geworden.
Wohnen ist nicht billiger geworden. ©APA/zb/Monika Skolimowska (Illustration/Symbolbild)
Ein Minus bei den Mieten: Das war im Vorjahr nicht der Fall. Dasselbe gilt für die Immobilienpreise. Das zeigt der Immobilienpreisspiegel der Wirtschaftskammer.
Mieten immer teurer

Wohnen hat sich in der Coronakrise weiter verteuert. Sowohl die Immobilienpreise als auch die Mieten gingen 2020 weiter in die Höhe, wie aus dem aktuellen Immobilienpreisspiegel der Wirtschaftskammer hervorgeht. Eigentum verteuerte sich gegenüber 2019 im bundesweiten Schnitt zwischen 3,7 Prozent (Reihenhäuser) und 4,6 Prozent (gebrauchte Eigentumswohnungen), Baugrundstücke wurden um 7,5 Prozent teurer, freien Mieten stiegen um 1,7 Prozent, in Wien allerdings um 6 Prozent.

Edlauer über Immobilienwirtschaft

"Vielen Unkenrufen zum Trotz war die Immobilienwirtschaft ein großer, starker Träger der Wirtschaft und hat erheblich zum Bruttoinlandsprodukt beigetragen - der österreichische Immobilienmarkt ist ein sehr stabiler, im Vergleich zu anderen OECD-Ländern jener mit der meisten Stabilität", meinte der Obmann des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Georg Edlauer, Montagnachmittag in einem Pressegespräch.

Plus bei Immobilientransaktionen

Die Zahl der Immobilientransaktionen stieg im Jahresabstand um über 3 Prozent auf rund 120.000, davon entfielen etwa 52.000 auf den Verkauf von neuen und gebrauchten Eigentumswohnungen und 20.000 auf Baugrundstücke. Insgesamt gesehen seien die Einkommen im Vorjahr gleichgeblieben und die Sparguthaben gestiegen - "ein wesentlicher Teil dieses Geldes geht in Immobilien, bei gleichzeitig großzügiger Kreditvergabe durch die Banken", sagte der Wiener Fachgruppenobmann Michael Pisecky. Die Nachfrage sei stark. Gleichzeitig gebe es die Möglichkeit, eine günstige Finanzierung zu bekommen.

Pisecky über Stellenwert des Wohnens

"Es war ein besonderes Jahr - ein Jahr der Pandemie, des Home-Office, der Ausgangsbeschränkungen. Entsprechend war der Wunsch nach Wohnen einer Veränderung unterworfen", betonte Fachverbandsobmann Edlauer. "Jeder hat ein Zuhause, aber die wenigsten sind darauf ausgerichtet, dort ein Office zu betreiben." Es seien größere Wohnungen mit einem Extraraum gesucht worden, "damit man nicht den Esstisch freiräumen muss am Abend". Auch der Wunsch nach Freiflächen wie Balkon, Terrasse oder eigenem Garten habe sich verstärkt. "Was im Umkreis der Ballungszentren noch zu bemerken war: Dieser Radius ist gegenüber dem Vorjahr nochmal gewachsen." Dies sei wohl zum einen den günstigeren Preisen geschuldet, wenn man noch einmal 15 Minuten weiter fahre, zum anderen der Annahme, dass Home-Office weiterhin einen Stellenwert haben werde. "Durch die Pandemie ist das Wohnen sehr viel wichtiger geworden", bekräftigte Pisecky.

Wild blickt auf Vergangenheit von Maklern zurück

Selbst das Waldviertel - einst verträumte Randlage für den Wochenendrückzug stressgeplagter Städter - erlebte den Angaben zufolge einen regelrechten Aufschwung. "Bis vor einem Jahr war es undenkbar, dort als Makler eine Immobilie zu verkaufen", so der niederösterreichische Fachgruppenobmann Johannes Wild. "Da entwickelt sich Gewaltiges, natürlich von einem niedrigem Niveau ausgehend", relativierte der Immobilienexperte. Zu 80 Prozent gehe es dort tatsächlich um Hauptwohnsitze. "Vor 20 Jahren war das genau umgekehrt." Vor der Pandemie habe man noch gustieren können und eine große Auswahl gehabt.

Rund 1.800 Euro für einen Quadratmeter

Im österreichweiten Schnitt waren im ersten Coronajahr 2020 für eine gebrauchte Eigentumswohnung 1.831,22 Euro pro Quadratmeter zu bezahlen - das waren um 4,6 Prozent mehr als 2019. Wohnungen im Erstbezug kosteten 2.888,54 Euro pro Quadratmeter und somit um 4,2 Prozent mehr. Der Preis für Reihenhäuser ging um 3,7 Prozent auf 1.873,06 Euro nach oben, jener für Einfamilienhäuser um 4,5 Prozent auf 2.042,94 Euro pro Quadratmeter.

©APA

Entwicklung in Wien

In Wien verteuerten sich Eigentumswohnungen im Erstbezug um 4,7 Prozent auf durchschnittlich 4.237,09 Euro, gebrauchte Wohnungen um 4,4 Prozent auf 2.930,20 Euro, Reihenhäuser um 2,3 Prozent auf 2.476,14 Euro und Einfamilienhäuser um 4,2 Prozent auf 2.775,64 Euro je Quadratmeter. Als "dämpfende Faktoren" führte Pisecky an, dass in Wien bei Neuerrichtungen von der Widmung her zwei Drittel gefördert gebaut werden müssen, und weiters "die Preisdynamik bei den Baukosten", also die anziehenden Baupreise. Weiters werde "die Leistbarkeit der Wohnungen sicher mal ein Thema werden".

Differenzen zwischen St. Pölten und Innsbruck

Baugrundstücke waren in Österreich 2020 um durchschnittlich 303 Euro je Quadratmeter zu haben, im Jahr davor waren es erst 281,97 Euro gewesen. Bei den Preisen gibt es "eine große Spreizung" - so waren in St. Pölten im Schnitt 140 Euro zu bezahlen, in Innsbruck und Salzburg wiederum lagen die Quadratmeterpreise über 1.000 Euro. Große Unterschiede gibt es auch zwischen den Bundesländern - etwa mit durchschnittlich 90 Euro in der Steiermark und 730 Euro in Wien. Selbst innerhalb eines Bundeslandes tut sich eine Bandbreite von beispielsweise 34 Euro in Gänserndorf und 400 Euro in Mödling auf. Generell war zu beobachten: "Die günstigeren Lagen sind teurer geworden, die teuren haben eher eine Seitwärtsbewegung vollzogen", berichtete Edlauer.

Innsbruck lässt Salzburg hinter sich

Über alle Landeshauptstädte hinweg gab es allerdings große Steigerungen bei den Grundstückspreisen zwischen 6,3 Prozent (Bregenz) und 10,6 Prozent (Innsbruck). Der bisherige Spitzenreiter Salzburg mit 1.002,4 Euro (plus 6,4 Prozent) wurde von Innsbruck mit 1.012,2 Euro überholt. Wien liegt "nur" auf Platz drei mit im Schnitt 728,5 Euro (plus 9,7 Prozent). "Das ist aus dem Bezirksmix entstanden", erklärte der WKÖ-Immobilienexperte und verwies dabei auf Preise in Höhe von 2.200 Euro pro Quadratmeter für Grundstücke im 19. Bezirk (Döbling). Am billigsten waren die Grundstücke im Vergleich der Landeshauptstädte in St. Pölten mit 138,5 Euro, bei einer allerdings sehr deutlichen Steigerung von 9 Prozent. Das sei "auch eine Auswirkung des Zuzugs zum Land, wo auch Infrastruktur gesucht ist".

Wien sticht hervor

Für neuwertige Mietwohnungen, die nicht den Mietzinsobergrenze nach dem Mietrechtsgesetz (MRG) unterliegen, waren 2020 im bundesweiten Schnitt 8,51 Euro netto pro Quadratmeter (plus 1,74 Prozent) zu bezahlen, in Wien waren es allerdings 10,22 Euro (plus 6 Prozent). Die Mieten dürften künftig nicht mehr kräftig zulegen: "Wir rechnen mit einem wirklichen Preisdruck im Mietmarkt", so Pisecky. "Studenten bleiben zuhause, große WG-Wohnungen werden zurückgegeben und 'Expats' gibt es kaum aufgrund der Pandemie - innerhalb des Bestands kommen Wohnungen zurück", erklärte der Wiener Fachgruppenobmann. "Der Mietmarkt ist in Bewegung."

Immobilienmarktexperte klärt auf

"Sie finden ganz wenige Grundstücke und Häuser zum Kauf, die sind ganz schnell weg - sie finden aber ganz viele Mietwohnungen", so der Immobilienmarktexperte mit Blick auf Angebot und Nachfrage. "Es gibt nicht viele, die ihre Immobilie verkaufen und es gibt besonders viele, die jetzt ihre Wohnsituation verbessern möchten."

(APA/Red)

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