VN:Sie haben heute statt der Predgt einfach nur geschwiegen.
Waibel: Ich bin keiner, der versucht wäre, so eine Situation in Worte zu fassen. Man kann, glaub ich, den Angehörigen gegenüber nur sein Dasein zeigen, mit ihnen mitweinen, mitbeten, mitschweigen.
VN: Angehörige und Einsatzkräfte wurden vom Kriseninterventionsteam betreut. Wer betreut den Pfarrer?
Waibel: Mir wurde vom KIT Hilfe angeboten, aber ich habe ein sehr gutes Umfeld, wo ich ohne Scheu auch weinen kann.
VN: Wie tief trifft Sie persönlich diese Katastrophe in Ihrer Gemeinde?
Waibel: Ich bin einfach auch unheimlich traurig. Es geht mir deshalb so unter die Haut, weil das Vinzenzheim und Egg, das war wirklich wie eine große Familie. Wir haben an diesem Freitag elf Freunde verloren.
VN: Sie haben jedes einzelne Opfer gut gekannt?
Waibel: Wir haben ja jeden Freitag Gottesdienst gefeiert in der Kapelle des Vinzenzheimes. Da kamen dann auch jedes Mal zehn, zwölf Menschen aus dem Ort dazu.
VN: Sie vermissen Begegnungen?
Waibel: Gides Hans zum Beispiel Johann Heidegger kam nach dem Unfalltod seines Bruders ins Heim. Er ist hier richtig aufgelebt. Ein-, zweimal in der Woche ist er nach Großdorf spaziert uf a Bierle, a Möschtle. Wenn er in die Pfarrkirche zum Gottesdienst kam, hat er mich immer gleich begrüßt: Pfarrer, wie hosch es? Gohts dir guat? Kumm, loss üs beatta. Das vermiss ich. Das und vieles andere.
VN: Am Faschingsdienstag gab es im Vinzenzheim noch ein Faschingskränzle.
Waibel: Dr. Josef Nardin hat Gitarre gespielt. Der Faschingsprinz kam mit seinem ganzen Gefolge. Sie haben getanzt und gelacht.
VN: Und jetzt? Was tut man gegen so viel Trauer?
Waibel: Vielleicht müssen wir uns auch sagen, dass zwölf Freunde überlebt haben. Dass die Einsatzkräfte Großartiges geleistet haben. Dass wir nicht allein sind.
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