Seit dreißig Jahren zählt der gebürtige Feldkircher denn auch zur Weltelite der Kletterer. Ebenso hat er die Entwicklung des Sportkletterns in Vorarlberg maßgeblich mit beinflusst. Beim Filmfest in St. Anton am Arlberg wurde der Film Beat Kammerlander. Ein Leben in der Vertikalen mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Eine Anerkennung, ja, sagt der Protagonist dazu. Mehr nicht. Seine Triebfeder ist eine andere, nämlich erreichen, was unmöglich erscheint.
Steile Karriere
Wer die Bilder betrachtet, die den drahtigen Blondschopf in der Bürser Platte oder im Eis an der Mammutwand im Dachsteingebiet zeigen, ist tatsächlich geneigt zu sagen: Das kann unmöglich zu schaffen sein. Aber geht nicht gibt es für Beat Kammerlander nicht. Der gelernte Maurer und Bauhandwerker hat 1977 mit der Kletterei begonnen. Wolfgang Walch und Wolfgang Muxel haben mich zum Hängenden Stein in Nüziders mitgenommen, erzählt Kammerlander. Mit dem Schwierigkeitsgrad 5 schoss auch die Leidenschaft wie eine Droge ein. Die Sucht hält ihn bis heute gefangen. Ich habe mich dem Klettern verschrieben und werde klettern, solange ich mich bewegen kann, sagt Beat Kammerlander.
Bewegt hat er auch in der Szene sehr viel. Als er seine im wahrsten Sinne des Wortes steile Karriere begann, galt der Schwierigkeitsgrad 6 als das Höchste des Machbaren. Dabei hat schon lange vorher ein Bregenzer mit der Durchquerung des Drusenweges im 7. Schwierigkeitsgrad damit begonnen, diese Grenzen zu verschieben, plaudert Beat Kammerlander aus dem Nähkästchen der Alpingeschichte. Schließlich begann auch er an dieser Schraube zu drehen. Neue Kletterelemente und -techniken ließen Visionen zur Realität werden und die Besteigung von Wänden im 10. und 11. Schwierigkeitsgrad zu. Klettern im 11. Grad ist schon richtige Akrobatik, verdeutlicht Kammerlander, der die Sportkletterei immer wieder auch mit eigenen Ideen voran brachte.
Kalkulierbares Risiko
Alpinen Erstbegehungen im 10. und 11. Grad hat er symbolhaft mit Titeln wie Unendliche Geschichte oder Prinzip Hoffnung geadelt. Sie machen klar, dass selbst Ausnahmekönner mitunter viele Anläufe brauchen, um ans Ziel zu gelangen. Aber genau darin liege eben die große Herausforderung. Denn es setzt eine stete gute körperliche und geistige Verfassung voraus. Wenn das Wetter passt, muss man bereit sein, so Kammerlander.
Obwohl er nur minimalst gesichert in den Wänden hängt, spricht er von einem kalkulierbaren Risiko. Am wichtigsten sei die richtige Selbsteinschätzung. Ich muss mich an eine Tour herantasten. Wenn ich früher gehe, bin ich ein Hasardeur. Das Klettern hat Beat Kammerlander laut eigenem Bekunden auch als Mensch stärker gemacht. In brenzligen Situationen konzentriert und kontrolliert bleiben zu können nütze auch dem Alltag. Und der besteht für ihn ebenfalls fast nur aus Klettern.
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