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"Das Palais muss brennen": Rebellion light in einem Österreich mit Bundespräsidentin

Mercedes Spannagel hat mit "Das Palais muss brennen" ihren ersten Roman vorgelegt
Mercedes Spannagel hat mit "Das Palais muss brennen" ihren ersten Roman vorgelegt ©Kiepenheuer & Witsch / APA/GEORG HOCHMUTH
In einem Österreich, an dessen Spitze eine rechtskonservative Bundespräsidentin steht, kommt es zur Rebellion ihrer renitenten Tochter bis hin zum Eklat am Wiener Opernball: VIENNA.at hat "Das Palais muss brennen" für Sie gelesen.

Die originelle Ausgangskonstellation dieses 2020 für den Debütpreis beim Österreichischen Buchpreis nominierten Romans aus der Feder der Wiener Maschinenbaustudentin Mercedes Spannagel macht neugierig: Österreich hat eine Bundespräsidentin aus dem rechtskonservativen Lager, deren halbwüchsige Tochter Luise zwar nach Kräften gegen alles rebelliert, wofür ihre Mutter steht - gleichzeitig jedoch eingebettet in all den Prunk, den das Leben in einem prachtvollen Palais mit sich bringt, auch nicht gerade unter Entbehrungen zu leiden hat.

"Das Palais muss brennen": Zwei Welten kollidieren

Während die Mutter ein Rudel aus neun Windhunden in den edlen Hallen eines Wiener Palais hält, das der Familie als Wohnung dient, schafft die Tochter sich zum Trotz einen Mops namens Marx an. Bei einer offiziellen Jagdgesellschaft versenkt Luise sämtliche Waffen der Teilnehmer in einem Pool und um die Mutter zu provozieren, ist ihr keine Konfrontation mit einem kommunistischen Klischee zu schade.

Die Handlung des satirisch anmutenden Romans "Das Palais muss brennen" wird flott vorangetrieben, die Dialoge bestehen zu einem Großteil in einem Hickhack aus kurz hingeworfenen Ideen und kleinen Provokationen, die Tochter bewegt sich in einem bunt zusammengewürfelten Umfeld aus bester Freundin Lili, die der Mutter als "Proletin" ein Dorn im Auge ist und den Affären mit dem nicht "standesgemäßen" Jo auf der einen, dem konservativen Jus-Studenten TT auf der anderen Seite, was dann noch durch das Gspusi mit einer jungen Frau angereichert wird.

Wenn wirkliches Rebellieren dann doch zu anstrengend ist

Die "Rebellion", wie Luise sie versteht, erschöpft sich in Kiffen im Palais, dem Lesen kommunistischer Bücher und dem Andenken von Performancekunst-Akten, zu deren Ausführung es dann aber "irgendwie eh nie" kommt. Luise lehnt sich gegen das Leben in den Kreisen ihrer Mutter auf, äußert aber auf der anderen Seite Sätze wie "Den nächsten Spritzer tranken wir im Schwarzen Kameel, weil ich die riesigen Schaufenster von Saint Laurent und Prada sehr beruhigend fand."

Die von Luise geborene Idee, die Bundespräsidentin durch einen inszenierten Skandal beim Wiener Opernball zu diskreditieren, indem man eine Videoeinspielung mit einem ihrer Bonmots ("Alle meine Entscheidungen sind zum Wohl der Österreicher") in anderen Kontext stellt, kommt letztlich nicht zustande, weil zeitgleich ein anderes, die Mutter belastendes Video ans Licht der Öffentlichkeit dringt.

Achtung, Spoiler: Ibiza-Video beendet Polit-Karriere

Es handelt sich - Ibiza-Video lässt grüßen - um Aufnahmen aus versteckter Kamera, die von der Bundespräsidentin und ihren Handlangern unbemerkt im Palais entstanden sind und von Korruption zeugen. Damit ist die Mutter gänzlich ohne Zutun der renitenten Tochter aus dem Amt, die Polit-Karriere beendet und im Palais wird eine Art Abschiedsparty von Luise und ihren Freunden inszeniert. Für einen letzten Lacher soll gut sein, dass die Ex-Bundespräsidentin ausgerechnet in Russland einen neuen Job annimmt.

Spannagel wollte mit ihrem Roman "eher weggehen von Satire"

Jung-Autorin Spannagel (25) will sich in "Das Palais muss brennen" merklich über Rechts und Links gleichermaßen lustig machen - eine Übung, die nicht an jeder Stelle vollends überzeugend gelingt. Dennoch ist das Buch als Lektüre unterhaltsam und so manches enthaltene Gedankenspiel zumindest originell.

Wie Spannagel der APA gegenüber in einem Interview erwähnte, gab es übrigens eine reale Inspiration für den Roman, den sie gar nicht so sehr als Satire gemeint haben will: "Die Ausgangsidee war Frau Rosenkranz, die (2010, Anm.) für die FPÖ als Bundespräsidentin kandidierte. Der Erstentwurf klang aber zu sehr nach Satire, ich hab dann versucht, eher wegzugehen davon."

Mercedes Spannagel: "Das Palais muss brennen", Kiepenheuer & Witsch, 192 Seiten, 18,50 Euro. ISBN 978-3-462-05509-2

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