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"Das ist jahrelange Schikane" – Ärger über neue Bodenmarkierungen beim neuen Lustenauer Stadion

Strobel/VOL.AT
Strobel/VOL.AT
Wo früher Behindertenparkplätze waren, ist jetzt alles verboten: Weiße „X“ sorgen in der Lustenauer Schützengartenstraße für Ärger – nicht nur bei Anwohnern. VOL.AT hat nachgefragt, was dahinter steckt.

Warum das für Ärger sorgt

Wer dieser Tage am Reichshofstadion aka Sun Minimeal Arena in Lustenau vorbeikommt, wird deutliche Veränderungen wahrnehmen – und das abseits des Neubaus: Mehrere Parkflächen in der Schützengartenstraße sind mit riesigen weißen X markiert, andere plötzlich als Taxi-Plätze beschriftet. Früher standen hier Menschen mit Behindertenausweis – jetzt darf niemand mehr hin. VOL.AT war zum Lokalaugenschein vor Ort.

Wo jahrzehntelang Behindertenparkplätze waren, prangen große, weiße X. Daneben stehen neue Taxi-Markierungen, die alten blauen Linien schimmern darunter noch durch.

Die alte Markierung ist bei genauer Betrachtung noch zu sehen. ©Mayer/VOL.AT

"Wir durften hier noch nie parken"

Beim Gespräch berichten Anwohner, dass das Parken für Menschen, die hier wohnen, seit rund 30 Jahren nicht mehr erlaubt ist. "Als die Behindertenparkplätze kamen, hieß es, die seien außerhalb von Veranstaltungen auch für alle anderen frei. Das war nie so, ein Zusatzschild wurde nie angebracht, wir Anwohner durften hier noch nie parken", sagt eine Frau, die direkt gegenüber wohnt. Sie spricht von jahrelanger Schikane durch die Gemeinde. "Selbst beim kurzen Ausladen von Grünschnitt gab’s sofort einen Strafzettel."

Mit den neuen X-Markierungen sei alles noch absurder geworden. "Jetzt darf niemand mehr da stehen – nicht einmal kurz zum Einladen. Und erklären tut’s keiner", ärgert sich ein anderer Bewohner.

Große "X" weisen unmissverständlich auf ein Parkverbot hin. ©Strobel/VOL.AT

Besuch? Kaum möglich

Das Problem trifft nicht nur jene, die dort wohnen. "Wenn jemand vorbeikommt – zum Beispiel für ein kleines Geburtstagsfest oder einfach auf einen Kaffee – gibt’s keine Chance, irgendwo in der Nähe zu parken", sagt ein Anwohner. Zwar sei der neu gestaltete Stadionparkplatz nur ein paar Meter entfernt, aber dieser ist kostenpflichtig ab einer gewissen Parkzeit.
90 Minuten sind dort gratis, danach wird’s kostenpflichtig. "Und das summiert sich – für jede Kleinigkeit, jeden Besuch. Das ist Schikane durch die Hintertür."

Dass die Gemeinde den Bereich über Jahre praktisch unbenutzbar gemacht hat, sorgt bei vielen für Kopfschütteln. Zwischen den Häusern, in denen seit Jahrzehnten Menschen wohnen, ist eine Art Sperrzone entstanden.

Ein leerer Parkplatz, mit etlichen Behindertenparkplätzen, die beinahe nur zu Spielzeiten genutzt werden. Neu gestaltet und für die normale Bevölkerung, kostenpflichtig nach 90 Minuten. ©Strobel/VOL.AT
Die Tarife vor Ort. ©Strobel/VOL.AT

Sicherheitswache: "Anwohnerparken ist da absolut nicht erlaubt"

Rene Schreiber von der Sicherheitswache erklärt: "Wo früher die Behindertenparkplätze waren, sind jetzt Taxi-Plätze – im Zuge des Neubaus hat man den offiziellen Parkplatz ausgebaut, nördlich vom Stadion, und dann hat man die Behindertenparkplätze dorthin verlegt."

Großzügig wurden die Behindertenparkplätze jetzt auf dem neugestalteten Parkplatz angelegt. ©Strobel/VOL.AT

Die markierten X seien provisorisch. "In diesem Bereich gilt ein Halte- und Parkverbot. Damit man das erkennt & man etwaigen Irrtümern vorbeugen kann, hat man die Flächen vorübergehend gekennzeichnet."

Anwohnerparken bleibe ausgeschlossen. "Das war ja vorher auch schon nicht erlaubt", sagt Schreiber.
Langfristig soll die Zone erneut umgebaut werden. "Wenn nächstes Jahr die Fernwärmeleitung verlegt wird, kommt das wieder weg. Dann werden die Taxiplätze endgültig markiert, aktuell ist das ein Provisorium."

Dass das alles derzeit so unfertig wirkt, liegt laut Sicherheitswache am Geld. "Ursprünglich war angedacht, dass man die Straße mit umgestaltet. Aber aufgrund der finanziellen Lage, die alle Gemeinden und Städte haben, hat man dieses Vorhaben nun zurückgestellt."

"Das ist halt der Zeitgeist"

Beim Stammtisch im Gasthaus Franz Josef in Lustenau trifft VOL.AT auf Hugo Eisele, ein echtes Original und Fan der ersten Stunde – einer, der Dinge gern beim Namen nennt. Er verfolgt die Entwicklungen rund ums Stadion schon lange und sieht die aktuelle Parkplatzsituation mit gemischten Gefühlen.

"So wie der heutige Zeitgeist ist, macht man eben möglichst viele Parkplätze für Menschen mit Handicap – egal welcher Art", sagt er. "Das Land hat ordentlich Fördermittel beigesteuert, und wenn man Geld bekommt, hängen halt Bedingungen dran." Für Eisele ist das weniger Fortschritt als Pflichtübung. "Das ist heute modern: Parkplätze einsparen, weil man will, dass die Leute mit dem Fahrrad oder mit den Öffis kommen. Funktioniert halt nur halb so gut."

Zur generellen Parksituation meint Eisele abschließend: "Passt für mich hervorragend, solange keine Bauarbeiten stattfinden." Noch finden diese nicht statt, VOL.AT wird den Stammtisch wieder besuchen, sobald im kommenden Jahr dann die Fernwärme in der Schützengartenstraße verlegt wird.

(VOL.AT)

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