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"Das ist doch selbstverständlich"

Christoph Felder (40) hat zwei Menschenleben gerettet. Als Held bezeichnet sich der Polizist und Flugretter aus Egg deshalb noch lange nicht.

Da sind Leute drinnen, die Hilfe brauchen“, schießt es Christoph Felder (40) sofort durch den Kopf, als er das brennende Vinzenzheim sieht. Der Polizeibeamte ist auf dem Nachhauseweg. Schnell parkiert er seinen Wagen auf der gegenüberliegenden Wiese und rennt zur Eingangstür. Dicke Rauchschwaden schlagen ihm entgegen. Bissig auf der Haut, stechend in der Nase. Der schrillende Alarm der Brandmelder dröhnt in den Ohren, dass es weh tut.

Rettung sekundenschnell

„Mitten im schwarzen Qualm stand ein Mann“, erinnert sich der Alpinpolizist an Freitagabend. Dann hält er inne. „War es wirklich ein Mann? Ich kann es nicht mehr genau sagen“, ist der vierfache Vater plötzlich unsicher. „Alles ging so schnell“, setzt er fort. Sekundenschnell. Allerhöchstens eine Minute bis die Person in Sicherheit ist. Dann rennt er sofort wieder los. Zurück ins brennende Altersheim. Durch den immer stärker werdenden Rauch läuft er die Stufen hoch, bis er auf eine weitere Person trifft. Auch sie bringt er ins Freie und übergibt sie den Rettungskräften.

Zwei Leben gerettet

Bis in den ersten Stock kommt er jedoch nicht. „Ich musste w.o. geben“, sagt er. Betroffen und noch immer fassungslos. „Wir sahen die Menschen an den Fenstern und konnten nichts mehr machen“, schildert er den grauenvollen Anblick. Bilder, die ihn auch nachts nicht losgelassen haben.

Zwei Menschenleben hat Felder gerettet. Und dabei nicht an sein eigenes gedacht. Warum er so viel Zivilcourage bewiesen hat: „Das ist doch selbstverständlich“, stellt er augenblicklich klar. Ist es das wirklich? Ein Tag danach ist sein Job ein anderer. Die des Polizisten.

15 KIT-Mitarbeiter vor Ort

15 Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams (KIT) des Landes Vorarlberg kümmern sich auch am Tag nach der Brandkatastrophe intensiv um die Angehörigen der elf Toten, aber auch um Feuerwehr- und Rettungsleute. „Jeder reagiert unterschiedlich, jeder verarbeitet das Geschehene auf seine Weise“, sagt KIT-Einsatzleiter Bertram Bolter. Wichtig sei es jedenfalls, die Menschen nicht alleine zu lassen.

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