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Das ist die Winterbilanz der Ländle-Alpinpolizei

Die Alpinpolizei präsentierte ihre Bilanz für den Winter.
Die Alpinpolizei präsentierte ihre Bilanz für den Winter. ©VOL.AT/Mayer, VN/Rauch, VOL.AT/Paulitsch
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Die Alpinpolizei blickt zurück auf eine ereignisreiche Wintersaison 2022/2023. Geprägt war sie von Skiunfällen und Lawinenabgängen.
Deutlich mehr Skiunfälle und Lawinenabgänge

Wenn im Gebirge ein Unfall passiert, sind die Einsatzkräfte zur Stelle. Ist beispielsweise ein Fremdverschulden nicht ausgeschlossen, kommt die Vorarlberger Alpinpolizei zum Zug. Am Donnerstag präsentierte sie ihre Bilanz für die Wintersaison 2022/23.

Die LPD Vorarlberg analysierte die Unfälle und Unglücke. Bei der statistischen Auswertung der Alpinereignisse zeigte sich: Gegenüber den Vorsaisonen gab es eine deutliche Zunahme der zu bearbeitenden Vorfälle – mit Ausnahme der Coronasaison 2020/21 in der es kaum Skiliftbetrieb gab.

Michael Schwärzler, Rainer Fitz und Hanno Waibel von der Alpinpolizei präsentierten am Donnerstag die Bilanz. ©VOL.AT/Mayer

Mehr Unfälle auf Pisten und "Fahrerflucht"

Insgesamt gab es in der Wintersaison 2022/23 641 Unfälle. Die Anzahl der Skiunfälle im organisierten Skiraum, also auf Skipisten und -routen, stieg um 17 Prozent. Die Zahl der Skiunfälle im freien Gelände blieb gleich. Deutlich zugenommen haben die Lawinenabgänge im Winter 2022/23. Während in den vergangenen drei Jahren durchschnittlich zehn Lawinenabgänge zu verzeichnen waren, gingen in der aktuellen Saison doppelt so viele Lawinen ab. Auch die Corona-Saison wurde hier berücksichtigt, da Skitourengeher trotzdem im Gelände unterwegs waren. Auch bei sogenannten "Fahrerfluchtunfällen" ist ein Aufwärtstrend erkennbar. Während zuvor durchschnittlich bei jeder vierten Skikollision ein Beteiligter "flüchtete", versucht sich nun annähernd bei jedem dritten Unfall ein Beteiligter seiner Verantwortung zu entziehen. Die Ursachen der Steigerungen bei Alpinereignissen dürften laut der Polizei vielschichtig und unterschiedlich sein.

Die Skiunfallzahlen im Jahresvergleich. ©VOL.AT/Mayer

Rainer Fitz zieht Bilanz

Der Landesleiter des Alpindienstes, Oberstleutnant Rainer Fitz, gabeinen Überblick über die Wintersaison 2022/23.

Die Ergebnisse im Detail

Ein Überblick über die Zahlen als Balkendiagramm dargestellt. ©VOL.AT/Mayer

Hanno Waibel, seines Zeichens Landesausbildungsleiter, ging näher auf die Statistik der Skiunfallzahlen ein und verglich die vergangenen vier Jahre.

Über die Alpinpolizei

Die Alpinpolizei ist eine sogenannte Sonderverwendung innerhalb der Polizei mit Milizsystemcharakter. Das heißt, dass die Polizisten ihren Dienst auf den Polizeiinspektionen leisten, dort Verkehrsunfälle und Kriminaldelikte aufnehmen und im Bedarfsfall im Alpindienst eingesetzt werden. Die knapp 500 im Alpindienst verwendeten Polizisten Österreichs sind in 29 Alpinen Einsatzgruppen in Bezirken mit alpiner Topografie organisiert. Die Ausbildung erfolgt intern und teilweise gemeinsam mit anderen fachkundigen Organisationen z.B. Lawinenwarndiensten.

Ein Alpinpolizist trägt besondere Dienstkleidung. ©VN/Rauch

36 ausgebildete Alpinpolizisten

In Vorarlberg ereignen sich jährlich rund 1.000 Alpinereignisse, davon ca. 450 Skiunfälle im organisierten Skiraum. Im langjährigen Durchschnitt stiegen die Unfallzahlen von 864 im Jahre 2010 auf aktuell ca. 1.100 Alpinunfälle. Lediglich drei hauptamtliche Alpinpolizisten gibt es in Vorarlberg. Das sind der Landesausbildungsleiter in Bregenz, der koordiniert und administriert, sowie die Leite der Alpinen Einsatzgruppen Vorarlberg Nord (zuständig für Bezirke Bregenz (Ausnahme Kleinwalsertal), Dornbirn und Feldkirch) und Vorarlberg Süd (zuständige für Bezirk Bludenz). 36 besonders ausgebildete und ausgerüstete Alpinpolizisten verteilt auf die Alpinen Einsatzgruppen stehen ganzjährig im Einsatz. Im Winter kommen 34 zusätzliche Skiunfallerhebungsbeamte dazu, die spezielle für die Aufnahme von Skiunfällen ausgebildet sind.

Ein Archivbild zeigt auszubildende Alpinpolizisten. ©VN/Rauch

Aufgaben der Alpinpolizei

  • Unfallerhebung von Ereignissen im alpinen Gelände, die entweder typische Alpinunfälle sind (wie Lawinenunfälle, Skiunfälle, Rodelunfälle, Höhlenunfälle etc.) oder bei denen alpin geschultes Personal benötigt wird. Anzeigen bzw. Berichte an Gerichte und Staatanwaltschaften zur Beurteilung.
  • Fahndung/Suchaktionen, da es gilt, den Grund der Abgängigkeit zu ermitteln. Hier wird auf Mithilfe von Freiwilligenorganisationen (Bergrettung, Feuerwehr etc.) gesetzt.
  • Erste Allgemeine Hilfeleistung und Gefahrenabwehr Da die Polizei meist rasch vor Ort ist, kommt auch diesem Aspekt Bedeutung zu. Die Alpinpolizei ist dahingehend geschult.
  • Allegemeiner Sicherheits- und Ordnungsdienst in alpinen Ballungszentren und bei Großveranstaltungen wie z.B. Skiopenings, Ski- und Snowboard-Weltcuprennen etc.
  • Flight-Operator Bei den Flugeinsatzstellen Klagenfurt, Linz, Salzburg, Graz, Innsbruck und Hohenems versehen Polizei-Bergführer Dienst als Crew-Member bei den Hubschraubern des BMI.

Ausbildung zum Alpinpolizist

Die Ausbildung zählt innerhalb der Polizei zu den umfangreichsten. Die Interessenten stelle sich einem Auswahlverfahren, bei dem ihre grundsätzliche Eignung überprüft wird. Dann beginnt die Ausbildung mit dem ersten Kurs, der "Basisausbildung Winter". Danach haben Beamte die Berechtigung, als Skiunfallerhebungsbeamte eingesetzt zu werden und erreichen die Qualifikation "Alpinist-Piste". Es folgen drei weitere Ausbildungskurs (Skitourengelände, Alpinausbildung im Feld und Alpinausbildung im Eis und hochalpinen Gelände). Mit allen Kursen erreichen die Beamten die Qualifikation "Polizei-Alpinist". Für den "Polizei-Hochalpinist" müssen zusätzliche und vertiefende Kurse absolviert werden. Die gesamte Ausbildung vom Alpinist-Piste bis zum staatlich geprüften Polizei Ski- und Bergführer erstreckt sich im Idealfall über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren.

Ausrüstung und Bekleidung

Den Bediensteten wird vom Dienstgeber zweckmäßige Alpinbekleidung zur Verfügung gestellt. Die benötigte Ausrüstung führt der Polizist im Alpinunfallerhebungsdienst ständig in einem Alpinrucksack mit sich. Neben "Erste Hilfe Material" stehen dem Beamten zur Verfügung: Vollständige Skiausrüstung mit Notfallausrüstung (Lawinenschaufel, Lawinensonde, Lawinenverschüttetensuchgerät), Fotoapparat, Diktiergerät, Entfernungsmesser, wasserfestes Schreibzeug, Neigungswinkelmesser, Maßband, GPS-Gerät, Karten der verschiedenen Skigebiete, Handy und mehrer Funkgeräte.

(VOL.AT)

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