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Das 29. ALPINALE Kurzfilmfestival feierte mit der Preisverleihung

34 handverlesene Filme wurden vom 5. bis 9. August im Rahmen des ALPINALE Kurzfilmfestivals in Nenzing präsentiert.
34 handverlesene Filme wurden vom 5. bis 9. August im Rahmen des ALPINALE Kurzfilmfestivals in Nenzing präsentiert. ©Alpinale Nenzing
Nenzing/Vorarlberg. Das 29. ALPINALE Kurzfilmfestival in Nenzing feierte mit der Preisverleihung am Samstagabend den Abschluss einer sehr gelungenen und professionell durchgeführten Veranstaltung ganz unter dem Motto “Fabelhafte Kurzfilme”.

Neben einem begeisterten Publikum konnte das engagierte und ehrenamtlich tätige Festivalteam zahlreiche FilmemacherInnen nach Nenzing locken und äußerst positiven Zuspruch ernten.

Festivalleiterin Manuela Mylonas wählte mit ihrem Team Karin Bleiweiss, Andreas Künz, Johannes Rinderer und Alexander Strolz ein abwechslungsreiches und qualitativ hochwertiges Festivalprogramm aus. Aus 617 Filmeinreichungen aus 53 Ländern liefen 34 fabelhafte Filme im Wettbewerb. Eine internationale Jury prämierte die folgenden Sieger mit fünf goldenen Einhörnern, dem Preis für den besten Vorarlberger Kurzfilm (v-short) und einer lobenden Erwähnung.

Einstimmig ging der Preis der Jury an die französische Animation “House of Dust”. Die Jury lobte die Originalität und visuelle Umsetzung, den überwältigenden Animationsstil und das Überschreiten der Grenzen zwischen Traum und Realität. In der stärksten Kategorie der diesjährigen ALPINALE besteche der Film auf mehreren Ebenen. Der Film erzählt die berührende Geschichte einer Frau, deren Zuhause abgerissen werden soll und noch einmal an den Ort ihrer Erinnerungen zurückkehrt.

Den Publikumspreis gewann der Berliner Film “Nashorn im Galopp”. Erik Schmitt und Stephan Müller überzeugten durch eine romantische Grundidee, originelle Gestaltungsideen und sympathische Hauptfiguren mit einem einzigartigen filmischen Erlebnis. Die Gedanken von Hauptfigur Bruno werden noch im selben Moment durch symbolhafte Darstellungen visualisiert, wie z.B. ein Herz, das von einer Nadel durchbohrt wird, als die Eifersucht von Bruno Besitz ergreift. Jeder Zuschauer findet bestimmte Bilder, die passend einzelne Momente im Leben beschreiben, mal lustig, mal rührend, mal tief bewegend. Ein innovativer, origineller und ganz besonderer Kurzfilm. Dazu eine Ode an die Liebe und an die Stadt, die uns allen täglich Zeichen gibt. Man muss sie nur sehen wollen.

„Penny Dreadful“ von Shane Atkinson (USA) zog Zuschauer und Jury auf unterhaltsame Weise und mit Witz in seinen Bann und wurde mit dem “Goldenen Einhorn” für den besten internationalen Film ausgezeichnet. Die Story um eine etwas andere Art von Kindesentführung der von Oona Laurence dargestellten Penny sorgt für zahlreiche Überraschungsmomente und lässt die Handlung immer wieder völlig offen. Auf tragisch-erfrischende Art und Weise wird hier mit den Erwartungshaltungen des Publikums gebrochen. Der Film lasse laut Jury eindeutig Einflüsse aus anderen Filmen erkennen, bleibe aber dennoch dem eigenen Stil treu.

In der Kategorie “Hochschule” wurde der französische Film “Breathless” von Johann Dulat für seine Kreativität und seine starke Beziehung zum Medium Film im Sinne von Jean Luc Godard’s Breathless (“Außer Atem”) gelobt. Die Idee, die reale und die fiktive Zeit durch eine Zeitreise spürbar zu machen und die damit verbundene Kraft, hat die Aufmerksamkeit der Jury auf sich gezogen. In einer sehr poetischen Form wird vom Leben eines Zeitreisenden mit seinen Stärken und Schwächen erzählt. Gleichzeitig vermittelt er ein schönes Bild über die Kraft des Medium Films, das ebenfalls ständig zwischen den persönlichen Erfahrungen der Zuschauer und der Vorstellungskraft der Filmemacher wechselt. Der Film schaffe laut Jury somit eine Verbindung zwischen dem eigenen Alltagsleben und dem aller Menschen. Gleichzeitig begebe sich der Zuschauer in einen Wirbelwind, der die Kontinuität und Gewöhnlichkeit der Welt sehen lässt. Schließlich ist die Welt eine Bühne, auf der wir versuchen, eine Rolle zu spielen.

Der vierminütige Animationsfilm “Wind” erzählt ohne Worte mit windschnittigem Sounddesign und skurrilem Humor vom Alltag in einer Extremsituation. Für die Jury liegen die Details in der Reduziertheit der Illustration. Die unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten sind eine weitere Qualität des Films, der das Format Kurzfilm und die Länge intelligent nutzt und ein “Goldenes Einhorn” mehr als verdient.

Tone Fink spendet Nachwuchspreis

Aus 20 eingereichten Kurzfilmen aus Vorarlberg wurden im Vorfeld bei einer öffentlichen Kurzfilmnacht vier Filme durch lokale Experten und das Publikum für das Festival nominiert. Aus diesen vier Besten der Kategorie “v-shorts” hat sich die Jury für den komplexesten Film entschieden. “Für einen Film, der Kreation, Dekonstruktion und Rekonstruktion als einen zusammengehörenden Prozess zeigt; der sexualisierte Assoziationen und intellektuelle Erkenntnisse ineinander fließen lässt. Daraus entsteht ein meditativer Sog, dem man sich in aller Offenheit überlassen – oder gegen den man ankämpfen kann; es wird in beiden Fällen ein Dialog bleiben”, beurteilt die Jury den Experimentalfilm “end.wurf“ des international renommierten Künstlers Tone Fink, der sich sehr über die Auszeichnung der Jury freute. Das in der Kategorie “v-shorts” vorgesehene Preisgeld in Höhe von 500 Euro will er lieber an den Filmnachwuchs weitergeben. Somit erhält die zweitplatzierte Filmemacherin, Anne Zwiener, das Preisgeld, das sie für ihren geplanten 3D Animationsfilm bestimmt gut gebrauchen kann.

Die Jury sprach dem polnischen Kurzfilm “Flora i fauna” von Piotr Litwin eine lobende Erwähnung aus: “Ein Film, der die Jury zu langen Diskussionen bewegte, der viel kritisiert und ebenso gelobt wurde. Ein junges Mädchen möchte ihre Jungfräulichkeit an einen alten Mann verkaufen. Vieles im Film bleibt im Dunklen verborgen, sowohl inhaltlich als auch fast über zwei Drittel des Films das Gesicht der weiblichen Hauptfigur. So fällt es schwer, eine Beziehung zu dieser aufzubauen. Das jedoch hilft auch, dass der Zuschauer neutraler Beobachter der Geschehnisse bleibt. Der Regisseur erzählt nüchtern von verstörenden Beziehungsgeflechten. Die Stärken des Films sind zugleich seine Schwächen und umgekehrt. Trotzdem bleibt man am Ende ratlos zurück. Ein Film der aber besonders und speziell ist, einen eigenen Stil hat, polarisiert und unserer Meinung nach eine Lobende Erwähnung verdient hat.”

Die Jury
Der Preisvergabe stellten sich in diesem Jahr unter anderem der deutsche Regisseur und ALPINALE-Preisträger Benjamin Teske (“Fliehkraft”), der französische Filmwissenschaftler Michael Bourgatte und Verena Teissl, Professorin für Kulturmanagement an der FH Kufstein sowie die beiden Filmkreativen Flo Sturm (helloweare) und Markus Götsch (medienzoo).

 

Die Kurzfilm-Gewinner im Überblick:

  • Preis der Jury: House of Dust
  • International: Penny Dreadful
  • Hochschule: Breathless
  • Animation: Wind
  • v-shorts: end.wurf
  • Publikumspreis: Nashorn im Galopp
  • Lobende Erwähnung: Flora i fauna

Ausführliche Jury-Begründungen

Preis der Jury
“House of Dust” erzählt uns die berührende Geschichte einer Frau, deren Zuhause abgerissen werden soll. Einmal noch kehrt sie an den Ort ihrer Erinnerungen zurück, und betritt dabei eine Welt, in der Gegenwart und Vergangenheit ineinander greifen. In der stärksten Kategorie der diesjährigen ALPINALE besticht “House of Dust” auf mehreren Ebenen: der Originalität der Geschichte und ihrer visuellen Umsetzung; dem Überschreiten der Grenzen zwischen dem, was wir als „Realität“ bezeichnen und einer anderen traumartigen Welt; und schließlich der präzise und in seiner Intensität überwältigende Animationsstil, der Freude und Furcht gleichermaßen zu erwecken vermag.

Jurybegründung in der Kategorie International
„Penny Dreadful“ zieht den Zuschauer auf unterhaltsame Weise und mit Witz in seinen Bann. Die Überraschungsmomente für die insbesondere die von Oona Laurence dargestellte Penny sorgt, lassen die Handlung immer wieder völlig offen. Auf tragisch-erfrischende Art und Weise wird hier mit den Erwartungshaltungen des Publikums gebrochen. Der Film lässt eindeutig Einflüsse aus anderen Filmen erkennen, bleibt aber dennoch dem eigenen Stil treu.
Jurybegründung in der Kategorie Hochschule
The Academic Prize rewards a short shooting during the studies of a filmmaker. This prize must reward the ability of a director to express his/her understanding of the history in general from a political and an esthetical viewing, the specific one of the cinema, but also his/her own creativity. For all these reasons, the jury of the 29th Alpinale has decided to reward BREATHLESS.

BREATHLESS talks about life and the way of making movies in a very poetic way. And that it grabbed the attention of the jury: this idea of feeling the real time and the fictional one leading in this movie by the time travelling and the power which is associated to it: The one that make you sometimes strong and sometimes weak. But also the power of cinema to practicing real life in a fantasy.

Looking back, this short have a strong relationship with film history and the one of the most famous: The Jean Luc Godard´s Breathless. The jump between the two of them invite the spectators to feel the relationship between their personal and common life with the everydaylife of all the people… At the same time, it lead him/her in a whirlwind which lets us see the continuity and regularity of the world. A world which is a stage on which we try to play a role.

Der Preis in der Kategorie Hochschule wird an einen Filmemacher, der sich noch im Studium befindet, vergeben und sollte Verschiedenes auszeichnen: einerseits die Fähigkeit des Regisseurs, sein Verständnis der Geschichte im Allgemeinen auszudrücken, aus politischer und ästhetischer Sicht, speziell der cineastischen, andererseits auch ihre/seine eigene Kreativität.

BREATHLESS erzählt auf sehr poetische Weise vom Leben und dem Weg Filme zu machen. Die Idee, die reale und die fiktive Zeit durch eine Zeitreise spürbar zu machen und die damit verbundene Kraft, hat die Aufmerksamkeit der Jury auf sich gezogen. Der Film hat eine starke Verbindung zur Filmgeschichte, am prominentesten zu Jean Luc Godard´s „Breathless“.
Der Film lässt die Zuseher die Verbindung zwischen ihrem eigenen Alltagsleben und dem aller Menschen spüren. Gleichzeitig begibt sich der Zuschauer in einen Wirbelwind, der die Kontinuität und Gewöhnlichkeit der Welt sehen lässt. Eine Welt die eine Bühne ist und auf der wir versuchen eine Rolle zu spielen.

Jurybegründung in der Kategorie Animation
„Wind“ war der erste Film den wir gesehen haben und einer derjenigen die uns bis zuletzt im Gedächtnis hängen geblieben sind.
Der Film erzählt ohne Worte, mit windschnittigem Sounddesign und skurrilem Humor vom Alltag in einer Extremsituation. Details liegen dabei in der Reduziertheit der Illustration. Die unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten sind eine weitere Qualität des Films. Das alles gepackt in eine perfekte Länge, das Format Kurzfilm intelligent genutzt, wurden wir nicht vom Winde verweht und reiten nun deshalb auf dem Goldenen Einhorn dem Sturm entgegen um Robert Löbel eben dieses zu überreichen. Herzlichen Glückwunsch.

Jurybegründung in der Kategorie vShorts
Die Auswahl der vShorts geschieht im Unterschied zu den anderen Kategorien öffentlich bei der Vorarlberg Kurzfilmnacht im Frühjahr; das Auswahlkomitee besteht aus lokalen Experten und dem Publikum. Von vier ausgewählten Filmen haben wir uns für den komplexesten entschieden – für einen Film, der Kreation, Dekonstruktion und Rekonstruktion als einen zusammengehörenden Prozess zeigt; der sexualisierte Assoziationen und intellektuelle Erkenntnisse ineinander fließen lässt. Daraus entsteht ein meditativer Sog, dem man sich in aller Offenheit überlassen – oder gegen den man ankämpfen kann; es wird in beiden Fällen ein Dialog bleiben. end.wurf des international renommierten Künstlers Tone Fink gehört zu einem Genre, das in den anderen Kategorien der ALPINALE nicht gepflegt wird, nämlich dem Experimentalfilm. Dieser bezieht sich immer auf das Medium Film selbst, spielt mit Zeit und Raum als die gestalterischen Verdichtungselemente des Mediums Film. – die “v-shorts” geben dazu dankenswerter Weise Gelegenheit.

Auszug aus der Begründung der V-Shorts Jury der Vorarlberger Kurzfilmnacht:
Er besticht durch eine äußerst originelle Film- und Farbgestaltung und ist ein Fest der Fantasie. Außergewöhnlich ist auch die Ton- und Geräuschgestaltung. Der Entstehungsprozess seiner Pastellkreidezeichnungen mit Elementen aus Landschaftsbildern und frei erfundene Figuren werden durch wiederholte Eingriffe und Veränderungen schrittweise sichtbar gemacht. Für den Filmemacher bildet die Technik der Filmarbeit “einen ausdrucksstarken wie persönlichen Versuch, die Natur menschlicher Gefühle und Erinnerungen ins Werk zu setzen”.

Jurybegründung für die Lobende Erwähnung
„Flora i fauna“ von Piotr Litwin
Ein Film, der die Jury zu langen Diskussionen bewegte, der viel kritisiert und ebenso gelobt wurde. Ein junges Mädchen möchte ihre Jungfräulichkeit an einen alten Mann verkaufen. Vieles im Film bleibt im Dunklen verborgen, sowohl inhaltlich als auch fast über 2/3 des Films das Gesicht der weiblichen Hauptfigur. So fällt es schwer eine Beziehung zu dieser aufzubauen. Das jedoch hilft auch, dass der Zuschauer neutraler Beobachter der Geschehnisse bleibt.

Der Regisseur erzählt nüchtern von verstörenden Beziehungsgeflechten. Die Stärken des Films sind zugleich seine Schwächen und umgekehrt. Trotzdem bleibt man am Ende ratlos zurück. Ein Film der aber besonders und speziell ist, einen eigenen Stil hat, polarisiert und unserer Meinung nach eine Lobende Erwähnung verdient hat.

Ein Beitrag der Alpinale Nenzing/Joahnnes Rinderer.

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