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Dankbarkeit auf neuer Ebene

Bewohnerin Heidi Türtscher (r.) beschreibt das Haus Nofels wie eine kleine Familie.
Bewohnerin Heidi Türtscher (r.) beschreibt das Haus Nofels wie eine kleine Familie. ©Emir T. Uysal
Die Alters- und Krankenpflege schaffen gerade in der Pandemie einen unschätzbaren Wert. 
Haus Nofels

NOFELS “Täglich gibt es neue Herausforderungen, die bewältigt werden müssen: Man muss den Überblick im Haus haben, Abläufe koordinieren und überwachen”, weiß das Pflegepersonal der Feldkircher Heime. Die Verantwortlichen der Stadt Feldkirch haben die Zeichen der Zeit früh erkannt und bereits 1991 die Strategie in der Altenhilfe „Gerne älter werden in Feldkirch“ ins Leben gerufen. In der ersten Umsetzungsphase wurde 1996 die Senioren-Betreuung Feldkirch GmbH gegründet, die heuer ihr 25-jähriges Jubiläum feiert. Neben den Krankenpflegevereinen, dem Mobilen Hilfsdienst Feldkirch, Essen auf Rädern und unseren vier über die Stadt verteilten Häusern sowie dem Antoniushaus, in denen ältere Mitmenschen rund um die Uhr betreut und gepflegt werden, gibt es noch zahlreiche weitere Angebote.

“Die Corona-Pandemie hat diese verantwortungsvollen Aufgaben nicht einfacher gemacht”, hält Bürgermeister Wolfgang Matt fest. Es gilt Kontaktbeschränkungen aufzufangen und es braucht eine hohe Flexibilität im Zusammenspiel der Systempartner. Zudem wird die Nachfrage nach Fachkräften im Pflegebereich weiter steigen. “Die Zeit der Corona-Maßnahmen hat eines deutlich gemacht: Menschen im Gesundheitswesen sind eine der wichtigsten Stützen unserer Gesellschaft”, führt Matt weiter aus. “Das Pflegepersonal sichert die Qualität der Pflege für die Zukunft.”

“Eine herausfordernde Zeit”

Im Gespräch mit Herbert Lins, Geschäftsführer der Senioren-Betreuung Feldkirch, verriet er, welche Herausforderungen in den letzten 16 Monaten bewältigt werden mussten. “Kürzlich fand die 57. Covid-Sitzung statt”, sagt Lins. “Ich selber bin eher der Gestalter und Vorausplaner, das macht die ganze Angelegenheit so schwierig.” Vieles sei – gerade am Anfang – nur auf Umstände reagieren und auf Maßnahmen warten. Unser Personal ist nun auch müde geworden. Wo andere in Kurzarbeit oder ins Homeoffice gegangen sind, fand in der Pflege nicht nur Voll- sondern Höchstbetrieb statt. Beispielsweise soll “Essen auf Rädern” eine schlagartige Steigerung von rund 20 Prozent gehabt haben. Was ziemlich schnell klar wurde: Welcher Stellenwert und Wichtigkeit diese Arbeit hatte, was vielleicht viele Jahre nicht so im Fokus stand. 

“Der Anfang war das Schwerste”, meint Lins. “Alles kam unerwartet und wir waren in keiner Weise darauf vorbereitet. Niemand konnte abschätzen wie lange das ganze andauert.” Die Pflegeheime mussten dann auch die Besucherzahlen runderdrehen und nur noch medizinisch notwendige Besuche gestatten (Stichwort: Heimarzt Konzept). Das Personal musste fortan die Betreuung kreativer gestalten. Auch die Angehörigen hatten stark damit zu kämpfen. “Manche geben ihre Eltern ins Heim, haben dabei ein schlechtes Gewissen und dann konnten diese nicht mal mehr besuchen kommen.” Bei Paliativangelegenheiten gibt es Sonderbehandlungen. Damit die Familien in den finalen Phasen auch Abschied nehmen können.

Bedarf an Pflegekräften

Die SeniorenBetreuung Feldkirch (SBF) koordiniert die ambulanten und stationären Einrichtungen mit seinen vier Pflegeheimen – Haus Gisingen, Haus Nofels, Haus Schillerstraße und Haus Tosters. Aktuell beschäftigt die SBF 230 Personen und ist damit die größte Organisationseinheit der Stadt Feldkirch. Die Berufsbilder sind dabei sehr vielfältig: Pflegefachpersonal, Heimhilfen, Sozialarbeit, Küche und Service, Essenszustellung, Wäscherei und Reinigung, Verwaltung und Hausmeister – sie alle tragen dazu bei, dass sich die Bewohner in den Feldkircher Pflegeheimen wohlfühlen. 

Steigender Pflegebedarf Ein Grund dafür, dass verstärkt Mitarbeiter gesucht werden, ist die steigende Pflegeintensität in den Heimen. In Vorarlberg gibt es sieben Pflegestufen. Die Einstufung hängt unter anderem von Faktoren wie der Mobilität, pflegerischer Hygienemaßnahmen oder der physischen Situation ab. Heute benötigen die Heim-Bewohner viel mehr Pflegezeit und Fachwissen als früher. Knapp 97 Prozent der Bewohner fallen heute aufgrund ihrer Bedürftigkeit in die Pflegestufen vier – sieben; im Vergleich dazu waren es 2004 gut 72 Prozent.

Herbert Lins, Geschäftsführer der SBF, weiß um die neuen Ansprüche: „Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden und die Pflegebediensteten zu entlasten, haben wir am Projekt „Weiterentwicklung der gerontopsychiatrischen Kompetenz“ teilgenommen. Als Nachweis für die gestiegene Fachkompetenz der Pflegenden wurde uns im Februar 2019 das entsprechende Zertifikat überreicht.“

Noch sei nicht mit starken Lockerungen in der Pflege zu rechnen. “Wir hoffen einfach, dass nun einige kleine Dinge wegfallen, die zur Erleichterung für die Mitarbeiter führen.” Solange “draußen” Maßnahmen gelten, sei es einfacher zu Argumentieren. Aber speziell in der Alters- und Krankenpflege, werde alles daran getan die Infektionsübertragung so gering wie möglich zu halten. Nach Infoveranstaltungen mit Ärzten in den Häusern, war die Durchimpfungsrate und Bereitschaft äußerst groß. ETU

Ausbildungsmöglichkeit

Ein Überblick über Ausbildungs- und Berufschancen – von der Lehre, über die Krankenpflegeschulen bis hin zur Unterstützung beim Um- und Wiedereinstieg – ist online unter: www.vcare.at oder teameinhundert.at

 

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