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"Da ähneln wir Ratten"

Der Mensch erkennt zwar die Gefahren der globalen Erwärmung, handelt aber kaum danach. Laut Umweltpsychologen ist das Verdrängen der Klimawandelfolgen natürliches menschliches Verhaltens.

„Wir sind – da ähneln wir Ratten – von der Evolution darauf festgelegt, unsere Vorteile zu suchen und sie wahrzunehmen“, sagte der Sprecher der Fachgruppe Umweltpsychologie in der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. „Wir sind Nutzenoptimierer. Kurzfristige Erfolge sind uns daher lieber als langfristige.“

Weil das vom Menschen geschaffene Klimaproblem erst mit vielen Jahren Verzögerung sichtbar werde, sei ein kurzfristiges Umdenken in den Industrieländern daher nicht zu erwarten, betonte Ernst. Die bloße Kenntnis der Probleme reiche leider nicht aus, um dieser „Zeitfalle“ zu entgehen.

„Junge Menschen wissen heute sehr viel über ökologische Zusammenhänge, aber sie leben nicht danach und haben keine Sparkultur. Verzicht ist auch nicht sexy, das ist kein politisches Programm, mit dem man einen Blumentopf gewinnen könnte“, ergänzte der Psychologe. Auch bedeute ein ernst gemeinter Verzicht zunächsteinmal Investitionen in neue Sparmaßnahmen, etwa in die Energieversorgung zu Hause oder in der Industrie. Zudem müsse der Individualverkehr zurückgeschraubt und der öffentliche Transport ausgebaut werden. Das alles trage erst später Früchte. „Darüber herrscht sogar weitgehend Einigkeit, aber es gibt dennoch eine große Resistenz gegen Veränderungen. Das wohnt dem Menschen inne“, sagte Ernst. Ohne „glasklare Aussagen der Politik“ werde dieser Prozess noch problematischer.

Um dennoch zumindest zu einem langsamen Wandel im Verhalten zu kommen, sei aber gerade ein beharrliches politisches Engagement nötig. So könne die EU „scheibchenweise die Daumenschraube der höheren Preise oder niedrigeren Grenzwerte anziehen“, um weniger Klima schädliche Produkte durchzusetzen. Probleme wie jüngst mit dem Sturm Kyrill und seinen großen wirtschaftlichen Folgen könnten das Problem weiter ins Bewusstsein der Menschen tragen. „Nur das alles zusammen kann einen breiten gesellschaftlichen Lernprozess auslösen“, ergänzte Ernst. „Ich hoffe, dass das ohne allzu große Katastrophen abgeht.“

Einen Weg zu mehr Klimaschutz sieht der Umweltpsychologe unter anderem in einer umfassenden Umweltbildung. „Ein schlechtes Gewissen ist auch sehr hilfreich und eine Motivation, das eigene Verhalten zu ändern“. Hinzu kommen müsse aber eine Gesetzgebung, die allen Menschen die gleichen Kosten für ihr Klima schädigendes Verhalten auferlege. „Das würde allen Beteiligten die gleichen Pflichten auferlegen.“

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