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Currentzis hat neue Saison des Konzerthauses eingestampft

Expressiv ist das Wiener Konzerthaus am Montagabend in die neue Saison gestartet. "Alles, was an diesem Haus programmiert wird, ist aus der Gegenwart gedacht", hatte zum Beginn der Eröffnung Konzerthaus-Intendant Matthias Naske eingestimmt. Und kaum jemand erfüllt diese Vorgabe besser als Teodor Currentzis, der mit seiner MusicAeterna einen wilden Rameau-Abend gestaltete.


Die Basis bildet ein vom Dirigierexzentriker selbst zusammengestellter Rundumschlag durch das Oeuvre von Jean-Philippe Rameau, den Currenztis bereits 2014 unter dem Titel “The Sound of Light” auf CD eingespielt hat. Aus den verschiedenen Ouvertüren, Tänzen und Arien formt der Russo-Grieche einen dramaturgischen Bogen, ist Currentzis doch ebenso Klangerkunder wie Showmensch, intellektueller Dandy wie eitler Geck.

Zunächst wird die Lichtstimmung im Großen Saal auf Kerzenschein gedimmt, dann betritt Currentzis selbst im Dunkeln die Bühne, bevor die Scheinwerfer aufgedreht werden. Und auch dann kann von gesittetem Sitzkonzert keine Rede sein. Alles, was mit dem Instrument stehen kann, steht bei MusicAeterna oder wandert auch einmal an den Bühnenrand. Currentzis selbst steht stampfend am Pult, dirigiert die Musiker nicht im althergebrachten Sinne des Taktschlagens, sondern neckt sie, lockt sie, bremst sie wie bei einem Balztanz.

Als Ergebnis werden die Phrasen des französischen Barockkomponisten in einer beinahe erschreckenden Präzision in den Raum geknallt. Die Dynamikkontraste sind enorm, die Angst vor dem Zurückfahren des gesamten Apparats auf Kammerformation gering.

Zur Seite stand dem Ensemble am Montag die im Vorjahr bei den Festwochen Alter Musik in Innsbruck umjubelte Robin Johannsen. Die US-Amerikanerin passt mit ihrem klaren, schnörkellosen und beinahe spröden Sopran stilistisch gut zur MusicAeterna, auch wenn man sich in puncto Koloraturen und Vibrato bisweilen einen etwas expressiveren Ausdruck erhoffen würde.

Die barocken Feuerwerke sind verklungen, doch heuer lautet das Spielzeitmotto im Konzerthaus “Nach Currentzis ist vor Currentzis”, kehrt der 44-Jährige als einer der Porträtkünstler der 104. Spielzeit doch alsbald wieder. So ist der Dirigent unter anderem auch am Pult der Wiener Symphoniker und der Camerata Salzburg zu hören. Mit letzterer kehrt Currentzis bereits am 4. und 5. Oktober zurück in der Bundeshauptstadt – und hat mit Wagners “Siegfried-Idyll”, Mendelssohn Bartholdys 4. Symphonie und Beethovens 1. Klavierkonzert ein gänzlich anders gelagertes Programm im Gepäck.

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