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Coronakrise: Zweiter Lockdown in Österreich in Kraft

Seit dem heutigen Dienstag gilt in Österreich der zweite Lockdown.
Seit dem heutigen Dienstag gilt in Österreich der zweite Lockdown. ©APA/AFP (Sujet)
Ab dem heutigen Dienstag gelten in Österreich weitreichende Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Seit Mitternacht gilt der von der Regierung angekündigte "zweite Lockdown". Dieser dauert bis mindestens 30. November 2020. Diesmal gibt es auch Ausgangsbeschränkungen zwischen 20 und 6 Uhr - in dieser Zeit darf man nur zu bestimmten Zwecken den Wohnbereich verlassen.

Dieser Lockdown fällt zwar etwas lockerer aus als im Frühjahr, denn der gesamte Handel und Dienstleister wie Friseure bleiben offen. Dennoch bringt er massive Einschnitte in die Freiheit der Bevölkerung. Neben den nächtlichen Ausgangsbeschränkungen dürfen sich nur mehr zwei Haushalte treffen, Garagen- und Gartenpartys sind auch verboten.

Kultur, Gastronomie und Sportstätten währen 2. Lockdown geschlossen

Düster schaut es auch für Gastronomie, Freizeit- und Tourismuswirtschaft aus: Veranstaltungen werden mit Ausnahme des Profisports verboten. Auch Theater, Museen und Freizeiteinrichtungen wie Schwimmbäder oder Fitnessstudios müssen schließen. Lokale dürfen nur noch Abhol- und Lieferdienste anbieten, Hotels dürfen keine Touristen, sondern nur noch Geschäftsreisende aufnehmen. Die Regierung versprach ein Hilfspaket, so sollen bis zu 80 Prozent der Umsatzausfälle abgedeckt werden.

Kindergärten, Volksschulen und Unterstufenklassen bleiben nun anders als im März geöffnet, die Oberstufe wechselt ebenso wie die Unis ins Distance Learning. Besuche in Krankenhäusern und in Alters- und Pflegeheimen werden limitiert.

Aus für Theater, Kinos, Museen und Opern ab heute

Mit dem heutigen Dienstag müssen alle Theater, Opern- und Konzerthäuser sowie die Museen und Kinos bis zum 30. November schließen. Bei den Museen hatte es zunächst noch so ausgesehen, als könnten sie offenbleiben, am Samstag war dann aber klar: Außer den Bibliotheken wird der gesamte Kulturbetrieb heruntergefahren. Allerdings bleiben Proben und Auftritte ohne Publikum möglich. Wer dies für etwaige Onlineprogramme nutzen wird, ist noch offen.

Während einige Häuser - wie etwa das Kunstforum Wien - den letzten Abend noch bis kurz vor Mitternacht nutzten, war für andere Häuser, die am Montag spielfrei oder geschlossen hatten, schon am Sonntag Schluss. Zwar wollen alle Institutionen die Eindämmung der Pandemie mittragen, allerdings wurde auch Kritik laut, da von den Museen bis zu den Theatern alle Institutionen seit Monaten mit ausgefeilten Sicherheitskonzepten aufwarteten, um den Spielbetrieb - zuletzt unter der Maximalbelegung in Innenräumen von 1.000 Besuchern - aufrecht zu erhalten. "Nachdem wir in dieser Spielzeit bisher mit einer Reduzierung des Platzangebots bei 129 Vorstellungen für 43.640 Zuschauerinnen und Zuschauer gespielt haben, werden wir nun 78 Vorstellungen im November absagen müssen", rechnete etwa Burgtheater-Direktor Martin Kusej vor.

Der zu erwartende Einnahmenverlust im November geht in die Millionen, wie Staatsopern-Direktor Bogdan Roscic unterstrich: "In einem durchschnittlichen Monat vor Corona hat die Wiener Staatsoper aus dem Kartenvertrieb einen Umsatz von etwa 3,5 Millionen Euro gemacht. Aktuell, also mit Coronasitzplan, war es ziemlich genau die Hälfte, also circa 1,75 Millionen. Diese entgehen uns nun also."

Kein Infektionscluster in einem Kulturbetrieb

Zudem sei - so unterstrichen zahlreiche Institutionen - kein Infektionscluster in einem Kulturbetrieb bekannt geworden. "Alle Statistiken zeigen, dass es in keinem einzigen Kino europaweit nachweislich eine Ansteckung gegeben hat, weil alle perfekte Maßnahmen gesetzt haben", betonte Christian Dörfler, Präsident des Österreichischen Kinoverbands. Auch wenn der Kultur-Lockdown nicht auf Gegenliebe stößt, wird versichert: "Wenn die Experten drastische Maßnahmen empfehlen, tragen wir das natürlich mit", sagte etwa Peter Aufreiter, Direktor des Technischen Museums Wien und Vorsitzender der Bundesmuseenkonferenz.

Was bleibt, ist das Hoffen auf rasche, unbürokratische Hilfe, wie die Regierung sie angekündigt hat. Auch der Ruf nach langfristigen Investitionsprogrammen zur Rettung der freien Szene kam etwa von der IG Kultur. Das sieht auch Gerin Trautenberger, Vorsitzender der Kreativwirtschaft Austria so: "Die Kreativwirtschaft war als einer der ersten Sektoren wirtschaftlich von der Ausbreitung des Corona-Virus und den gesetzten Maßnahmen zur Eindämmung des Virus betroffen und gehört wohl auch zu den Sektoren, die am längsten mit Einschränkungen und den wirtschaftlichen Folgen der Krise zu kämpfen haben", heißt es in einer Aussendung, die auch auf die betroffenen kulturnahen Zuliefer-Branchen wie Eventmanagement, Werbung oder Tonstudios aufmerksam macht. Alle Betroffenen bräuchten "rasch finanzielle Unterstützung und einen Umsatzersatz. Jedenfalls braucht es auch den Fixkostenzuschuss, der jetzt endlich zur Verfügung stehen und ausbezahlt werden muss sowie zusätzliche Investitionsanreize".

Forderung nach "wirksamen Instrumenten" zur Absicherung der Künstler

Wie bereits die IG Kultur fordert auch die IG Frei Theater "wirksame Instrumente" zur Absicherung der Künstlerinnen und Künstler "zumindest bis Ende 2021". Diese sollen unabhängig von künstlerischen Produktionen auf die Fortführung der künstlerischen Arbeitspraxis abzielen. Darunter fällt etwa die Auszahlung von Förderungen für die geplanten und nun notwendigerweise abzusagenden Produktionen, sodass vereinbarten Honorare und Gagen zur Gänze an alle Beteiligten ausbezahlt werden können. Darüber hinaus regt die IG Freie Theater "alternative Förderformate" an, "die auf hybride, digitale, ortsunabhängige, nicht auf Live-Publikum bedachte Produktionen und künstlerische Arbeitsprozesse abzielen".

Und schließlich meldete sich mit den NEOS nach der SPÖ und der FPÖ auch die dritte Oppositionspartei zu Wort. "Es ist besonders bitter, dass jetzt auch die Kultureinrichtungen die Versäumnisse der Regierung ausbaden müssen", konstatierte Kultursprecher Sepp Schellhorn gegenüber der APA. Anders als die Regierung hätten die Kulturinstitutionen nämlich ihre Arbeit erledigt und aufwendige Präventionskonzepte umgesetzt. "Besser wird man das auch nach dem zweiten Lockdown nicht machen können - will die Regierung dann den Kulturbetrieb so lange stillgelegt lassen, bis die Pandemie vorbei ist?", so Schellhorn.

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(APA/Red.)

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