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Corona-Maßnahmen vergrößern offenbar Einkommensschere

Die Auswirkungen von Kurzarbeit und Home Office auf Einkommensgruppen wurde untersucht.
Die Auswirkungen von Kurzarbeit und Home Office auf Einkommensgruppen wurde untersucht. ©pixabay.com (Sujet)
Der Beginn der Corona-Maßnahmen brachte für zahlreiche heimische Haushalte auch Einbußen beim Einkommen. Laut einer Studie könnte dies längerfristige Auswirkungen haben.

Langfristig könnten die wegen der Corona-Pandemie verhängten Quarantänemaßnahmen zu steigender Einkommensungleichheit führen. Zu dieser Einschätzung kommen Fabian Kalleitner und David Schiestl vom Institut für Wirtschaftssoziologie der Uni Wien nach einer Umfrage in der Frühphase der Corona-Krise. Wie sich herausstellte, sind die bisherigen Einkommenseinbußen nämlich ungleich verteilt.

Bei Home Office weniger Einbußen bei Einkommen

Die Zahl der Haushalte, die mit sehr wenig auskommen müssen, ist seit Beginn der Krise gestiegen, wie die beiden Wissenschafter in ihrem Blog zum Austrian Corona Panel Project schreiben. Zudem zeigte sich, dass der Anteil der im Home Office Arbeitenden vor allem in höheren Einkommensschichten zu finden ist. Diese Gruppe musste bis dato auch nur geringe Einnahmeneinbußen hinnehmen.

Von Kurzarbeit wiederum sind breite Bevölkerungsschichten betroffen. Von der Maßnahme profitierten aber vorwiegend mittlere Einkommensgruppen, indem diese ihnen geholfen hat, ihr Einkommen einigermaßen zu halten.

1.541 Haushalte auf Veränderungen beim Einkommen untersucht

Die Stichprobe umfasste 1.541 Haushalte. Als Indikator, ob sich das Einkommen durch die Krise verändert hat, wurde das verfügbare Netto-Haushaltseinkommen verwendet und in zehn Kategorien eingeteilt, die sogenannten Einkommensdezile. Dabei werden alle Haushalte in Österreich nach ihrem Einkommen aufsteigend gereiht und in zehn gleiche Gruppen geteilt.

Wenn man nun die Verteilung der Haushaltseinkommen im Februar mit jenen Ende März vergleicht, ergibt sich folgendes Bild: Die Zahl der Personen mit sehr hohem Haushaltseinkommen hat abgenommen. Gleichzeitig wuchs das unterste Einkommensdezil an, also die Zahl der Haushalte, die mit maximal 1.100 Euro im Monat auskommen müssen. Die durchschnittliche Dezils-Veränderung zeige, dass sich Einkommen im Vergleich zum Februar um etwa 0,30 Dezile nach unten verschoben haben, schreiben die Autoren. Eine genauere Analyse verdeutliche, dass vor allem Personen nun mit besonders wenig auskommen müssen, die bereits im Februar niedrige Haushaltseinkommen hatten.

Quarantänemaßnahmen könnten Einkommensungleichheit befördern

Was die Gruppe jener betrifft, die sich nun in Kurzarbeit befinden, zeigt sich, dass sie vor der Krise eher in der Mitte der Einkommensverteilung angesiedelt waren. Auch hier stieg der Anteil jener "deutlich", die mit wenig oder sehr wenig auskommen müssen, hieß es. Im Durchschnitt habe sich das Haushaltseinkommen dieser Gruppe um 0,56 Dezile nach unten verschoben.

Bei jenen, die nun in Home Office arbeiten, zeigt sich, dass sie ihr Gehalt weitestgehend halten konnten (durchschnittliche Veränderung -0.27) und dass vor allem Personen mit hohem Haushaltseinkommen von zuhause arbeiten können. Wie die beiden Wirtschaftssoziologen erläutern, deutet dies darauf hin, dass sich die Quarantänemaßnahmen auch auf die Einkommensungleichheit auswirken könnten. Da es bis dato vor allem den Personen in Home-Office gelang, einkommenstechnisch recht unbeschadet durch die Krise zu kommen und diese eher im höheren Einkommenssegment angesiedelt sind. Letztlich werde sich aber erst zeigen, wie lange dieser Zustand andauert, und wie stark sich diese Effekte auf die Verteilung der Einkommen in Österreich langfristig auswirken werden.

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(APA/Red)

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