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Chronologie der Sicherheitsdirektion

Die schwerst erkrankte, bewusstlose 19-jährige Kerstin wurde am 19. April angeblich im Wohnhaus der Großeltern in Amstetten abgelegt. Sie wurde in der Folge in das Landesklinikum Amstetten eingeliefert.

Bei dem Mädchen fand sich ein handgeschriebener Brief, indem die leibliche Mutter Elisabeth (42) um Hilfe für ihre kranke Tochter bat.

Nachforschungen des Landeskriminalamtes NÖ gemeinsam mit der Polizeiinspektion Amstetten ergaben folgende Chronologie: Die heute 42-Jährige war 29. August 1984 abgängig. In einem Brief, der etwa einen Monat nach ihrem Verschwinden bei den Eltern eintraf, ersuchte die 18-Jährige, nicht nach ihr zu suchen.

Am 19. Mai 1993 wurde ein neun Monate altes Mädchen im Mehrparteienhaus der Familie gefunden. Bei dem Baby lag ein handschriftlicher Brief der Vermissten, in dem sie erwähnte, bereits eine Tochter und einen Sohn zu haben, so dass kein Platz für ein weiteres Kind wäre.

Unter den gleichen Umständen wurde am 15. Dezember 1994 ein weiteres Kind, ein zehn Monate altes Mädchen, entdeckt. Am 3. August 1997 wurde ein 15 Monate alter Bub an der gleichen Stelle abgelegt. In einem vermutlich im Jahre 2003 geschriebenen Brief berichtete die Frau, dass sie am 16. Dezember 2002 einen weiteren Sohn zur Welt gebracht hatte.

Zur Verifizierung der Verwandtschaftsverhältnisse und zur Ausforschung eines oder mehrerer Kindsväter wurde eine DNA-Untersuchung der Kinder und auch des Vaters der Vermissten als Erfolg versprechender Ermittlungsansatz gewertet und bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten angeregt.

Um die kranke 19-Jährige behandeln zu können, brauchten die Ärzte Kenntnisse über den Krankheitsverlauf, weshalb ein Presseaufruf getätigt wurde. Aufgrund einer vertraulichen Mitteilung wurde der 73-jährige Pensionist gestern, Samstag, in den Abendstunden in Begleitung seiner Tochter Elisabeth im Nahbereich des Mostviertel-Klinikums aufgegriffen und zwecks weiterer Abklärung zur Polizeiinspektion Amstetten gebracht, geht aus einer Aussendung der Polizei hervor.

Die Frau machte bei ihrer Befragung einen äußerst verstörten psychischen und einen auffälligen physischen Eindruck. Nach einem längeren Gespräch und der Zusicherung, dass es zu keinem Kontakt mit dem Vater mehr komme und auch für ihre Kinder gesorgt werde, war sie zu einer umfassenden Aussage bereit.

Nach ihren Angaben wurde sie ab ihrem elften Lebensjahr vom Vater sexuell wiederholt missbraucht. Am 28. August 1984 lockte der Verdächtige seine Tochter in den Keller, betäubte sie und sperrte sie, mit Handschellen gefesselt, in einem Raum ein.

In der 24-jährigen Gefangenschaft sei sie laufend von ihrem Vater missbraucht worden. Daraus entstammten demnach sieben Kinder, von denen eines starb. Im Jahre 1996 habe sie Zwillinge zur Welt gebracht, beide hätten gelebt, jedoch mangels entsprechender Versorgung wäre ein Kind einige Tage nach der Geburt verstorben. Der Vater habe den toten Körper aus dem Keller entfernt und folglich verbrannt.

Drei Kinder wurden durch vorgespielte Kindesweglegung als Adoptiv- bzw. Pflegekinder von den Eltern Elisabeths angenommen. Die 19-jährige Kerstin sowie ihre beiden Brüder im Alter von 18 und fünf Jahren seien seit ihrer Geburt gemeinsam mit ihrer Mutter Elisabeth in den Kellerräumen eingesperrt gewesen.

Schließlich holte der Mann seine Tochter sowie die Söhne aus dem Verlies und erklärte seiner Gattin, die Tochter wäre mit den beiden Kindern nach Hause gekommen. Laut Aussagen von Elisabeth wären sie und die Kinder ausschließlich vom Verdächtigen mit Essen und Kleidung versorgt worden. Dessen Gattin habe von den Gefangenschaften nichts gewusst und damit auch nichts zu tun.

Die Opfer wurden in stationäre psychologische Betreuung übergeben. Der 73-Jährige wurde festgenommen. Er sei zurzeit zu keiner Aussage bereit.

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