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Christo - Walking on Water: Kritik und Trailer zum Film

In Deutschland verhüllte Christo den Reichstag, in New York stellte er mit seiner Frau Tausende Tore auf. Ein neuer Dokumentarfilm verrät, wie der 83-Jährige seine Ideen zu Kunstwerken macht. In "Christo - Walking on Water" folgt man ihm zum Iseosee in Norditalien. Dort ließ er schwimmende Stege bauen und Menschen konnten zwei Wochen lang über den See wandeln. Dass am Ende viel zu viele Besuche kamen, hätte fast zum Abbruch des Projekts geführt. Man beobachtet Christo und sein Team in dem Dokumentarfilm zwischen Hoffen und Bangen, Ekstase und Flucherei.

Christo zählt zu den bekanntesten Künstlern der Welt. Und zu denen mit den wildesten Projekten. In Norditalien ließ er Menschen über einen See laufen. Aber wie tickt der 83-Jährige? Dieser Frage nimmt sich der Dokumentarfilm “Christo – Walking on Water” vor. Er zeigt den Bulgaren zwischen Hoffnung und Angst, in Ekstase und nahe am Nervenzusammenbruch. Ab Freitag im Kino.

Christo: Kurzinhalt zum Film

Das beginnt schon in einer der ersten Szenen, als das Team über einen Katalog zum Italienprojekt berät. “Nein, nein, nein, nein”, sagt Christo. Der Katalog sehe aus wie für ein Kaufhaus, wo man Schuhe, Pfannen und Töpfe kaufen könne. “Das ist eine Horrorgeschichte.” Irgendwann schreit ihn sein Neffe Vladimir Yavachev an: “Hör zu!”.

Christo hat zusammen mit seiner Frau Jeanne-Claude den Reichstag in Berlin verhüllt und die Pariser Brücke Pont Neuf. Die beiden haben in der Vergangenheit Tausende Tore im New Yorker Central Park aufgestellt und in den USA einen Zaun aus Stoff gespannt.

Jeanne-Claude ist vor zehn Jahren gestorben, aber Christo spricht noch viel von ihr. Der aus Bulgarien stammende Künstler ließ zuletzt in London einen Pyramidenstumpf aus Ölfässern bauen – in Abu Dhabi ist eine noch größere Variante von “The Mastaba” geplant. Wie aufreibend solche Projekte sind, zeigt das Beispiel in Norditalien.

Auf dem Iseosee ließ Christo vor drei Jahren schwimmende Stege bauen: Bespannt mit gelb-orangenem Stoff und so konstruiert, dass Menschen darauf laufen können. Die “Floating Piers” existierten 16 Tage, in der Zeit kamen rund 1,2 Million Besucher. Anfangs waren es so viele, dass das Projekt aus Sicherheitsbedenken fast abgebrochen worden wäre, wie man im Dokufilm erfährt.

Christo und sein Neffe Vladimir streiten darin leidenschaftlich. Zum Beispiel, wenn sie entscheiden müssen, wie sie die Stoffbahnen befestigen. Christo findet, Holz sehe aus wie bei einem Schaufenster. “Aber man sieht es doch gar nicht”, ruft Vladimir. Mit dünnen Ketten wiederum werde es nicht funktionieren. Nein, entgegnet Christo. “Ich bin nicht glücklich mit dem Holz.”

Christo: Walking on Water – Die Kritik

In vielen Szenen wirkt der Künstler wie aus der Zeit gefallen. “Ich kann nicht Auto fahren”, erzählt er vor Schülern. “Ich telefoniere nicht gerne.” Er habe eine minimale Ahnung, wie man einen Computer anmache. Aber was ihn interessiere, das seien die echten Dinge (“real things”). Und das sagt er so charmant, dass man es fast nicht übersetzen mag: “Real wind, real dry, real wet, real fear, real joy”.

Regisseur Andrey Paounov hat für seinen Film mehr als 700 Stunden Filmaufnahmen genutzt, die andere Crews während des Projekts gemacht haben. Für Christo sei Kunst kein Endresultat, erklärt Paounov im Begleitmaterial zum Film, sondern ein Vorgang.

Der Dokumentarfilm wird in seinen 100 Minuten nie langweilig. Er zeigt Christo als Zweifler und Visionär, als Wütenden und fast etwas Schüchternen. Und als Menschen. Etwa wenn er zu einer Gartenparty von wohlhabenden Unterstützern eingeladen wird und viele ihn fragen: “Erinnern Sie sich noch an mich?” Er nickt dann höflich. Und scheint froh zu sein, als er mit dem Boot wieder ablegen kann.

>> Alle Spielzeiten auf einen Blick

(APA/Red)

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