Die Frage der Frauenrechte und gesetzliche Verschärfungen in zahlreichen Ländern haben nach Jahren des vermeintlichen Konsenses die Abtreibungsdebatte wieder virulent werden lassen. Entsprechend reagiert auch der Film auf die neue Diskussion, was sich zuletzt etwa am Venedig-Gewinner "L'Evénement" von Audrey Diwan zeigte. Oder - in völlig anderem Duktus - an "Call Jane" von Phyllis Nagy, der am Freitag in die heimischen Kinos kommt.
Call Jane - Kurzinhalt zum Film
Zeigte "L'Evénement" in nüchternen, mitleidslosen Bildern den verzweifelten Kampf einer Studentin für eine Abtreibung im Frankreich der 60er, macht Nagy daraus gleichsam eine Heldinnensaga, eine späte Coming-of-Age-Geschichte. Dafür hat die Drehbuchautorin ("The Talented Mr. Ripley") bei ihrer erst zweiten Regiearbeit seit "Mrs. Harris" aus 2005 eine Topbesetzung beieinander.
Hauptfigur ist die Hausfrau Joy (Elizabeth Banks), die kurz vor dem Umbruch der 1968er eine geruhsame, liebevolle Beziehung mit ihrem Mann Will (Chris Messina) und Tochter Charlotte (Grace Edwards) führt, als sie wieder schwanger wird. Eigentlich freuen sich alle auf das neue Kind - doch Joy entwickelt ein seltenes Symptom, das ihr Leben gefährdet, sollte sie das Baby austragen. Trotz dieser medizinischen Indikation weigert das Krankenhaus sich, die Abtreibung vorzunehmen.
Auf ihrer verzweifelten Suche trifft Joy auf die klandestin operierende weibliche Selbsthilfegruppe "Call Jane", die Frauen den Schwangerschaftsabbruch ermöglicht und sich dabei gegen alle Hindernisse und Widerstände durchsetzt. Nachdem dort auch Joy geholfen wird, nähert sich die einst eher konservative Hausfrau der Frauenbewegung an, zu der etwa Gründerin Virginia (Sigourney Weaver) oder Gwen (Wunmi Mosaku) gehören.
Joy wird sukzessive selbst zur Frauenrechtlerin und lernt, wie man eine Abtreibung vornehmen kann, um nicht von geldscheffelnden Ärzten abhängig zu sein. Wovon ihre Familie daheim zunächst nichts ahnt. Doch dabei wird es jedoch nicht bleiben.
Call Jane - Die Kritik
"Call Jane" gelingt dabei vieles, auch einige Patzer. Phyllis Nagy erschafft mit ihrer Joy eine charmante, selbstbewusste Leinwandheldin, die nicht unbedingt dem gängigen Klischee entspricht. Auch ist zweifelsohne auf der Habenseite zu verzeichnen, dass dem Film gelingt, ein ernstes Thema in seiner realen Dimension erscheinen zu lassen, die Notlage der betroffenen Frauen zu skizzieren und dabei dennoch nicht in moraline Schwermut zu verfallen.
Zugleich überzieht Nagy in diesem Aspekt immer wieder und nimmt ein ambivalentes Thema für den Gag des Moments bisweilen zu locker, zu augenzwinkernd. Hier wird einer Debatte, die - egal aus welcher Perspektive betrachtet - keine amüsante ist, mit allzu nonchalanter Einseitigkeit bisweilen die Ernsthaftigkeit genommen.
(APA/Red)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Es hat einen Fehler gegeben! Bitte versuche es noch einmal.Herzlichen Dank für deine Zusendung.