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Burgschauspieler Peter Matic im Alter von 82 Jahren gestorben

Peter Matic war am Wiener Burgtheater in insgesamt 85 Rollen zu sehen.
Peter Matic war am Wiener Burgtheater in insgesamt 85 Rollen zu sehen. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Am gestrigen Donnerstag ist der Burgschauspieler Peter Matic überraschend verstorben. Er wurde 82 Jahre alt.

Der Schauspieler und Synchronsprecher Peter Matic ist am gestrigen Donnerstag überraschend verstorben, wie das Burgtheater heute in einer Aussendung mitteilte. Matic wurde 82 Jahre alt. Der gebürtige Wiener war nicht nur als Mitglied des Burgtheaters ein Fixstern des heimischen Kulturlebens, sondern auch in zahlreichen Filmen und als Synchronsprecher zu erleben.

Wiener Burgtheater: Matic war in 85 Rollen zu sehen

Geboren wurde Matic am 24. März 1937. Nach einer privaten Schauspielausbildung bei Dorothea Neff war er von 1960 bis 1968 am Theater an der Josefstadt engagiert. Nach Stationen in Basel und an den Münchner Kammerspielen wechselte er 1972 an das Berliner Schillertheater, wo er als einer der Ensemble-Stars in den folgenden 22 Jahren rund 50 Rollen spielte.

1993 war er in der österreichischen Erstaufführung von Hans Hollmanns Stück "Kroatischer Faust" erstmals an der Burg zu sehen. Im Jahr darauf wurde er ins Ensemble aufgenommen und arbeitete in der Folge am Burgtheater u.a. mit Giorgio Strehler, Adolf Dresen, George Tabori, Dieter Giesing, Georg Schmiedleitner, Andrea Breth, Barbara Frey und Leander Haußmann. Daneben war Matic, der sich seit 2006 Kammerschauspieler nennen durfte, in Wien regelmäßig an der Volks- und der Staatsoper sowie bei den Sommerfestspielen Reichenau zu sehen. Am Burgtheater verkörperte er insgesamt 85 Rollen.

Weiters war er in zahlreichen Hörspielen und Hörbüchern zu hören und fungierte als Synchronsprecher für Hollywoodstar Ben Kingsley.

Wiener Burgtheater zeigt sich bestürzt über Ableben

Am Burgtheater war er bis zuletzt als Amtsgerichtsrat in "Glaube Liebe Hoffnung" von Ödön von Horvath und als Rabbi in "Hiob" von Joseph Roth zu sehen, mit seiner Rolle als Wirt in Johann Nestroys "Liebesgeschichten und Heiratssachen" hätte sich Matic am Dienstag eigentlich am Haus am Ring in den Ruhestand verabschieden sollen. Wie zahlreiche andere Ensemblemitglieder war er noch am Mittwoch bei der Ehrung der scheidenden Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann dabei.

Am Burgtheater zeigte man sich bestürzt über das Ableben des Kammerschauspielers. "Mit Peter Matic verlieren wir einen einzigartigen Schauspieler, aber jenseits des künstlerischen Verlustes trauern wir um einen der nobelsten, freundlichsten, großzügigsten Kollegen, der dieses Credo in seiner täglichen Arbeit im Umgang mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses Hauses lebte", wurde Direktorin Karin Bergmann in der Aussendung zitiert.

Matic: Auch vor der Kamera zu sehen

Seit den 1960ern stand Matic auch vor der Kamera, zuletzt etwa im Österreich-"Tatort" "Wahre Lügen". Darüber hinaus wirkte in 50 ORF-Hörspiel-Produktionen mit und war als Hörbuch-Interpret und Synchronsprecher bekannt. Sein persönliches Opus Magnum dürfte Marcel Prousts Monumentalwerk "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" sein, das 2010 zum "Hörbuch des Jahres" gekürt und 2011 mit dem "Preis der deutschen Schallplattenkritik" ausgezeichnet wurde.

2001 wurde Matic mit dem Albin-Skoda-Ring für einen "besonders hervorragenden Sprecher unter den lebenden Schauspielern des deutschen Sprachgebietes" ausgezeichnet, 2005 als "Schauspieler des Jahres" beim "ORF-Hörspielpreis". 2010 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien und 2015 das Goldene Ehrenzeichen des Landes Niederösterreich, im Jahr darauf folgte das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse.

Van der Bellen würdigt "Ausnahmeschauspieler"

"Tief betroffen" zeigte sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen angesichts des Ablebens von Peter Matic: "Er war ein Ausnahmeschauspieler, wie es nur wenige gibt", schrieb das Staatsoberhaupt auf Twitter. Der für die Kulturagenden zuständige Außenminister Alexander Schallenberg würdigte den am Donnerstag überraschend verstorbenen Schauspieler und Sprecher als "Sprachkünstler".

Ob am Theater, im Film oder Radio - Matic habe "das unverwechselbare Timbre seiner Stimme" immer souverän einzusetzen gewusst, so Van der Bellen: "Wir alle, die wir diesen großen Verzauberer kennen durften, sind ärmer geworden."

Schallenberg: Matic war "begnadeter Bühnendarsteller"

Schallenberg sah in ihm einen "begnadeten Bühnendarsteller", dessen Spiel durch die Besonderheit seiner Stimme "unverwechselbar und einzigartig" war. Auch für Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) war Matic "über Jahrzehnte hinweg ein wichtiger Träger der österreichischen Schauspielkunst", der das kulturelle Leben im Land wesentliche geprägt habe.

Für die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) besaß der 82-Jährige "die einzigartige Gabe, der Gesamtheit seines offenen Charakters und wachen Geistes mit seiner Stimme Ausdruck verleihen zu können". "Ein einziges, von ihm gesprochenes Wort hat in unseren Köpfen ganze Welten entstehen lassen", so die Stadträtin.

Auch Wiener Staatsoper zeigt sich betroffen

"Unendlich traurig", kommentierte auch die Wiener Staatsoper Matic' Tod. "Peter Matic war ein Grandseigneur, sowohl künstlerisch als auch menschlich, ohne sich als solcher zu gebaren. Wir sind sehr dankbar über die gemeinsamen vergangenen Jahre - und werden ihn nun schwer vermissen", so Direktor Dominique Meyer. Der Burgschauspieler hatte 2012 als Haushofmeister in "Ariadne auf Naxos" an der Staatsoper debütiert.

ORF ändert sein Programm

Der ORF ändert in memoriam Peter Matic sein Programm. Nachrufe auf den "Burgschauspieler mit der markanten Stimme" bringen das "Studio 2" (17.30 Uhr, ORF 2), "Seitenblicke Weekend" (Samstag, 13.10 Uhr, ORF 2) und der "kulturMontag" (Montag, 22.30 Uhr, ORF 2). In einer Nebenrolle ist Matic überdies am Samstag in "Ein Sommer in ... Kroatien" um 21.55 Uhr in ORF 2 zu sehen. In ORF III zeigt man u.a. heute Abend ein 2018 aufgezeichnetes Künstlergespräch mit Matic. Auch im Radiosender "Ö1" widmen sich in den kommenden Tagen mehrere Sendungen dem Wirken des Schauspielers und Sprechers.

Salzburger Festspielhaus unter schwarzer Fahne

"Peter Matic ist unersetzlich: durch seine Rollengestaltung, seine Sprachgenauigkeit, vor allem aber auch durch seine Haltung. Er war ein Herr", so die Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler. Als "winziges Zeichen für die große Trauer und Dankbarkeit" weht angesichts des überraschenden Todes des Schauspielers am Festspielhaus die schwarze Fahne, wie es in einer Aussendung heißt.

Betroffen zeigen sich auch Vertreter von ÖVP, SPÖ und FPÖ

"Äußerst betroffen" äußerte sich auch der Wiener Landesparteiobmann der ÖVP, Gernot Blümel. "Mit Peter Matic verlieren wir ein großartiges, heimisches Schauspieltalent", so der Ex-Kulturminister. Auch für Blümels Minister-Vorgänger, den nunmehrigen SPÖ-Bundesgeschäftsführer, Thomas Drozda, verliert Österreich mit Matic "einen Charakterdarsteller ersten Ranges". Neben seinen Qualitäten als Schauspieler verfügte der 82-jährig Verstorbene "auch über eine Jahrhundertstimme, die so einprägsam war wie sonst nur die Stimme Oskar Werners". Drozda: "Ein Großer und Bescheidener ist nicht mehr."

In dieselbe Kerbe schlägt auch FPÖ-Kultursprecher Walter Rosenkranz: "Es gibt wohl kaum einen Österreicher, der die sonore Stimme von Peter Matic nicht mit dem Gesicht von Ben Kingsley assoziieren würde oder sie zumindest schon einmal gehört hat." Sein Tod bedeute "einen großen Verlust für die österreichische Theaterlandschaft".

(APA/Red)

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