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Buchpreisträger zu Besuch in der Stadtbibliothek

Mit seinem Roman rund um das Tabuthema Sterbehilfe zog Daniel Wisser die Besucher in seinen Bann.
Mit seinem Roman rund um das Tabuthema Sterbehilfe zog Daniel Wisser die Besucher in seinen Bann. ©Laurence Feider
 Der Autor Daniel Wisser las aus seinem preisgekrönten Erfolgsroman „Königin der Berge“.
Daniel Wisser in der Stadtbibliothek

 

Dornbirn. Ein Hauptprotagonist, der in seinen Mittvierzigern schwer an Multipler Sklerose erkrankt ist und den einzigen Ausweg im begleiteten Freitod sieht – was nach schwerer Kost klingt, bekommt beim österreichischen Schriftsteller und Musiker Daniel Wisser eine überraschende Leichtigkeit. „Daniel Wisser beherrscht die Kunst, Bitteres und Süßes miteinander zu verknüpfen“, meinte Cornelia Schuster, die den Träger des österreichischen Buchpreises 2018 in der Stadtbibliothek begrüßte.

Tabuthemen

„Königin der Berge“ ist der poetische Titel von Daniel Wissers Erfolgsroman, aus dem er auch bei seinem Besuch in Dornbirn las. Für seine Romanfigur Herr Turin ist es der Codename für seine Krankheit. Der an Multipler Sklerose Erkrankte ist seit Jahren an den Rollstuhl gefesselt, lebt in einem Pflegeheim und sehnt sich nach Sterbehilfe. Da er sich diesen Wunsch nicht allein erfüllen kann, sucht Herr Turin verzweifelt eine Begleitung oder einer Mitfahrgelegenheit in die Schweiz.

Daniel Wissers Roman ist nicht nur inhaltlich mutig, sondern auch originell in der Umsetzung. „Ich verwende keine normale direkte Rede, sondern eher die eines Theaterstücks oder Filmstrips. Auch kommen Menschen und Lebewesen zu Wort, die nicht wirklich da oder bereits tot sind“, erklärte der Autor. Dazu gehört der tote Kater Dukakis aus Kindheitstagen. Im Heim wird er zu Turins wichtigstem Einflüsterer und Gesprächspartner, mit dem er sich verschwört gegen alle, die ihn auf seine Krankheit reduzieren.

Gratwanderung

Hauptschauplatz des Romans ist die Cafeteria des Pflegeheims. „Eigentlich ist der Hauptdarsteller in der Geschichte der Grüne Veltliner“, meinte Daniel Wisser. Mit einiger List sichert sich Herr Turin einen ständigen Vorrat seines Lieblingsgetränks und geht in der Cafeteria auf Konfrontation mit Krankenschwestern, Psychologin, Ärzten und seiner Frau Irene, die ihn immer sonntags besucht. In kurzen, anekdotischen Kapiteln lässt Daniel Wisser seine Figur reden und gibt dem Leser dabei Einblick in seine Gedankenwelt und seine menschlichen Abgründe. Wird Herr Turin seinen Plan, würdevoll aus dem Leben zu scheiden, umsetzen können?

Die Gratwanderung zwischen todernstem Thema und pointiertem Sprachwitz zog auch die Besucher in der Stadtbibliothek in ihren Bann – so schnell werden sie die „Königin der Berge“ sicher nicht vergessen.

 

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