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Böse spielt sie ebenso gerne

Götzis - Sie erwähnt die böse, tragische Lady Macbeth, die einst Shakespeare kreierte und einem noch blutrünstigeren Herrscher zur Seite stellte, als eine ihrer liebsten Rollen und freut sich dennoch unbändig, wenn das Publikum des Vorarlberger Volkstheaters einfach nur jubelt.

Und das, weil es der Schauspielerin Heide Capovilla, die mit der Darstellung großer literarischer Figuren in Stücken mit hohem intellektuellen Anspruch bekannt geworden ist, gelingt, eine ungemein mitreißende Komödiantik auf die Bühne zu bringen.

„Ich müsste lügen . . .“

Beim Sommertheater in Überlingen hat sie das vor einiger Zeit zum ersten Mal erproben können, auf Stefan Vögels Komödienbühne in Götzis spielt sie nun zum zweiten Mal. „Sein ,Altweiberfrühling‘ hat mir besser gefallen als die Filmvorlage ,Herbstzeitlosen‘“, erinnert sie sich ans erste Engagement. Als sie hörte, dass auch die bekannte Schauspielerin Karin Mommsen dabei ist, war die Entscheidung gleich gefallen und zudem wollte Heide Capovilla auch einmal ausprobieren, ob ihr das Humorvolle überhaupt liegt. „Wenn das Publikum gelacht hat, habe ich erst gewusst, wie man das überhaupt spielt.“ Seit gestern Abend agiert sie nun als „Verkaufte Großmutter“. Stefan Vögel hat die bekannte bäuerliche Komödie von Anton Hamik nicht nur in den Vorarlberger Dialekt übersetzt, er verhalf dem Stück sozusagen auch zur Emanzipation. Die Hosen hat hier eine betagte, kluge und keineswegs mundfaule Dame an. „Mit einer solchen Lektüre habe ich mich früher nie beschäftigt, Regisseur Urs Obrecht legt das Stück als einfache Parabel an, das macht Spaß.“ Punktum. Ihren Ausflug ins Komödienfach hat Heide Capovilla somit erklärt und setzt mit der Bemerkung, dass sie lügen müsste, wenn sie nicht zugibt, dass es auch riesigen Spaß macht, wenn die Leute lachen und das Haus jeden Abend ausverkauft ist wie das beim „Altweiberfrühling“ der Fall war. Regie geführt hat sie früher oft selbst. „Dazu habe ich keine Geduld mehr“, erklärt sie, „ich spiele inzwischen wieder unheimlich gerne und beneide auch keinen Regsisseur, der mit mir arbeitet.“

Demnächst Festspiele

Den Weg, der überhaupt auf die Bühne führte, beschreibt Heide Capovilla im Übrigen ganz pragmatisch. Ein künstlerischer Beruf sollte es auf jeden Fall sein, etwas anderes war für sie nicht vorstellbar. Das Anstreben einer Karriere als Tänzerin habe die Geburt einer Tochter beendet und das sei an sich ganz gut gewesen, denn so konnten weitere Begabungen entwickelt werden. Der Schauspielschule folgten erste Engagements in Deutschland und nun ist sie durchaus froh, Rollen übernehmen zu können, für die ein entsprechender Lebenserfahrungsschatz unabdingbar ist. „Die Hübschen, Naiven haben mich an sich nie interessiert, wenn man niedlich ausschaut, wird man aber halt so besetzt.“ Demnächst winkt übrigens eine herausfordernde Aufgabe in einer großen Opernproduktion der Bregenzer Festspiele.

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