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Brustkrebs: Österreichische Therapie erhöht Überlebenschancen

Eine ursprünglich wissenschaftlich in Österreich erarbeitete Therapie für Brustkrebspatientinnen erhöht deren Überlebenschance.

Bei Frauen mit einem von den Geschlechtshormonen Östrogen und Progesteron stark abhängigen Mammakarzinomen nach der Menopause kann eine moderne antihormonelle Behandlung die Gesamtmortalitätsrate um 23 Prozent senken. Das ist das Langzeitergebnis einer Untersuchung der österreichischen Brust- und Dickdarmkrebs-Studiengruppe ABCSG, das Donnerstagabend in Wien vorgestellt wurde.

“Das hat noch keine andere Untersuchung je gezeigt. Das sind onkologische Ergebnisse, die beachtlich sind”, sagte Studienleiter Raimund Jakesz, ehemals ABCSG-Präsident, von der Universitätsklinik für Chirurgie am Wiener AKH. Die ABCSG mit in Österreich rund 100 teilnehmenden Zentren und derzeit mehr als 18.000 Patientinnen in klinischen Studien hat bereits vor Jahren international für Aufsehen gesorgt. Ihr gelang es zu zeigen, das bei bestimmten Brustkrebspatientinnen nach der Operation eine antihormonelle Behandlung besser als eine Chemotherapie wirkt und gleichzeitig schonender ist.

Nun liegen die Ergebnisse einer Auswertung der sogenannten ABCSG-Studie 8 zu diesem Thema vor. Sie beruhen auf den Daten von 2.922 Patientinnen. Die Frauen waren nach dem Wechsel an einem Mammakarzinom erkrankt. Die Tumorerkrankung befand sich zum Zeitpunkt der Diagnose in einem frühen Stadium. Gleichzeitig wiesen bei zwei Drittel der Frauen die Tumorzellen sehr viele Östrogen- und Progesteron-Rezeptoren auf. Das macht die Tumoren einerseits empfänglich für den Wachstumsimpuls durch die körpereigenen Hormone, andererseits wirkt bei ihnen eine antihormonelle Therapie besonders gut.

Die Probandinnen wurden nach der Operation per Zufall zwei gleich großen Gruppen zugeteilt. Zunächst bekamen beide Gruppen zwei Jahre lang pro Tag 20 Milligram des Östrogenhormon-Rezeptor-Antagonisten Tamoxifen. Nach zwei Jahren wurden dann die Probandinnen einer Gruppe auf täglich ein Milligramm des Aromatasehemmers Anastrozol umgestellt. Aromatasehemmer blockieren ein Enzym, das für die körpereigene Produktion von Östrogen entscheidend ist. Solche Substanzen sind moderner und haben ein besseres Nebenwirkungsprofil als Tamoxifen.

Drei Jahre nach dieser Umstellung der Medikation bei der Hälfte der Patientinnen wurden die Ergebnisse in den beiden Gruppen miteinander verglichen. Jakesz: “Die Zahl der Rezidive (Rückfälle, Anm.) sank in der Sequenz-Gruppe (zunächst Tamoxifen, dann Anastrozol, Anm.) um 21 Prozent. Das Mortalitätsrisiko wurde um 23 Prozent gesenkt.” Starben in der Tamoxifen-Gruppe im gesamten Beobachtungszeitrum 11,4 Prozent der Patientinnen, waren es in der Vergleichsgruppe 8,4 Prozent. Das war statistisch signifikant.

Die österreichischen Studiendaten sind vor einigen Wochen auch beim international wichtigsten Brustkrebs-Symposium in San Antonio (USA) präsentiert worden. Noch nicht ausdiskutiert ist, ob in Zukunft solche Patientinnen nach der Operation von Anfang an einen Aromatasehemmer oder am Beginn Tamoxifen bekommen sollten. Im Vergleich zu einer Chemotherapie ist die antihormonelle Behandlung wesentlich weniger belastend.

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